Die Logik des Rechtsstaats
Er hat eben nicht gesiegt - auch wenn er noch einmal für Aufruhr sorgte. Zacarias Moussaoui, bekennender Terrorist und al-Kaida-Mitglied, rief zum Abschluss seines Prozesses in den Saal, er habe gewonnen und Amerika sei es, das vor Gericht verloren habe. Einige Angehörige von Terroropfern brachen in Tränen aus, als sie hörten, dass die Geschworenen nicht zu der für die Todesstrafe erforderlichen Einstimmigkeit gelangt waren. Sie fühlten sich um eine Genugtuung betrogen.
Dennoch ist es der Möchtegern-Märtyrer Moussaoui, der verloren hat. Der amerikanische Rechtsstaat, der ihm trotz versuchter Manipulationen seitens der Anklage einen fairen Prozess gewährte, geht als Gewinner aus dem spektakulären Verfahren hervor.
Moussaoui wird wohl der Einzige bleiben, dem in den USA im Zusammenhang mit dem 11. September je der Prozess gemacht werden konnte. Der französische Islamist mit marokkanischen Wurzeln war nach Amerika gekommen, um Anschläge zu verüben und zu töten. Er wäre gern Selbstmordattentäter geworden. Doch das ist ihm nicht gelungen. Es ist nicht einmal ganz klar, in welchem Maße er wirklich in alle Pläne zum 11. September eingeweiht war.
Im Prozess hat sich Moussaoui möglichst schlimmer Untaten gebrüstet. Sein Auftreten wirkte allerdings oft bizarr, Restzweifel an seiner Glaubwürdigkeit blieben. So ist es nachvollziehbar, dass die Geschworenen nicht geschlossen für die Höchststrafe stimmten.
Lebenslange Haft, ohne Chance, jemals entlassen zu werden, ist trotzdem ein hartes Urteil. Mancher mag sogar darüber spekulieren, ob es für Moussaoui vielleicht die viel härtere Strafe ist, weil er nicht einmal jetzt zum berühmten Märtyrer werden wird. Aber das ist die Logik der Terroristen - es kann nicht die Logik des Rechtsstaats sein.
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