Der Chefvolkswirt der Allianz hat die Ergebnisse des Euro-Gipfels grundsätzlich begrüßt. "Die Maßnahmen zur Unterstützung Griechenlands können zu einem Vertrauensgewinn beitragen", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Die beschlossene Senkung der Zinsen und Verlängerung der Laufzeiten für die Hilfskredite für Griechenland sind wirksame Maßnahmen, um die Schuldentragfähigkeit wieder herzustellen."
Eine weitere große Erleichterung für Griechenland in Höhe sei die Beteiligung des privaten Sektors von insgesamt 37 Milliarden Euro an der Hilfe, sagte Heise. "Er sei auch für die Europäische Zentralbank (EZB) vertretbar, da er mit öffentlichen Garantien abgesichert werden solle. Der Finanzsektor hat laut vorläufigem Abschlussbericht des Gipfels seine Bereitschaft erklärt, Griechenland auf einer freiwilligen Basis mit einer Reihe von Optionen zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise der Umtausch von griechischen Anleihen in neue Bonds mit längeren Laufzeiten. Der Rettungsmechanismmuss EFSF soll zudem die Möglichkeit erhalten, Anleihen am Sekundärmarkt zurückzukaufen.
Im Gegensatz zu anderen Ökonomen hält Heise wie die EZB einen Erfolg der griechischen Rettungsbemühungen für wahrscheinlich. "Die Reformen werden sich auszahlen", sagte der Ökonom. Wenn das Wirtschaftswachstum zurückkomme und die Arbeitslosigkeit sinke, dann werde sich auch der Blick der Finanzmärkte ändern. Bei einem robusten Wirtschaftswachstum könnten auch wieder Primärüberschüsse erzielt werden und der hohe Schuldenstand zurückgeführt werden. "So schnell wie sich die Beurteilung Griechenlands verschlechtert hat, kann sie sich auch wieder verbessern." Diese Entwicklung werde durch die jetzt zusätzlichen Maßnahmen begünstigt. Entscheidend sei, dass Griechenland strukturelle Reformen konsequent umsetzt. "Viele Länder haben gezeigt, dass eine konsequente Reform- und Sparpolitik erfolgreich sein kann", sagte Heise.
Eine Trendwende in Griechenland würde auch den jetzt in den Fokus der Märkte geratenen Ländern Spanien und Italien helfen. "Der jüngste Anstieg der Risikoaufschläge für diese Länder ist fundamental nicht gerechtfertigt. Die auf dem Gipfel beschlossene Lösung, nach der beide Länder jetzt bei Bedarf Geld aus dem EFSF erhalten können, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, hält Heise angesichts der Größe der beiden Länder nicht für Erfolg versprechend. Heise spricht sich vielmehr für eine Teilgarantie der Anleihen durch die anderen Euroländer aus. Jedes Land müsse jedoch eine Garantieprämie zahlen. Dadurch wäre der Zugang zum Kapitalmarkt gesichert und das Vertrauen könnte langfristig erhalten bleiben. Mögliche Kredite aus dem EFSF wären dann nicht erforderlich./jsl/he
--- Gespräch: Jürgen Sabel, dpa-AFX ---
AXC0246 2011-07-21/22:11