Die Schaeffler Gruppe hat im ersten Quartal wegen eines deutlichen Umsatzrückgangs in ihrer Industriesparte weniger verdient als im Vorjahr. Die Ziele für das Gesamtjahr hält Schaeffler aufrecht und geht davon aus, dass die Konjunktur im Jahresverlauf wieder moderat an Fahrt aufnehmen dürfte. Zu der vor einigen Tagen gekündigten Investorenvereinbarung bei Continental machte Schaeffler unterdessen keine weiteren Aussagen. Die in Privatbesitz befindliche Schaeffler-Gruppe ist seit der feindlichen Übernahme 2008 Großaktionär bei der größeren Continental.
Für die ersten drei Monate meldete Schaeffler einen Rückgang beim operativen Ergebnis (EBIT) auf 355 Millionen von 401 Millionen Euro im Vorjahr. Das Konzernergebnis lag im Berichtszeitraum bei 233 Millionen Euro, das sind 2 Prozent weniger als zuvor. Der Konzernumsatz sank um 3,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, bei einer unterschiedlichen Entwicklung der Konzernbereiche. Während Schaeffler bei Automotive ein Erlöswachstum von rund drei Prozent erreichte, knickte der Umsatz in der Sparte Industrie um rund 15 Prozent ein. Das Unternehmen mit Sitz im mittelfränkischen Herzogenaurach erklärte diese deutliche Umsatzdelle damit, dass der Vorjahreszeitraum das bisher umsatzstärkste Quartal der Industriesparte gewesen sei.
Schaeffler geht davon aus, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in vielen Märkten weiterhin herausfordernd bleiben, die Konjunktur jedoch im Jahresverlauf wieder moderat an Fahrt aufnehmen könnte. Jürgen M. Geißinger, Chef der Schaeffler AG, erklärte, auch wenn man von keiner schnellen Erholung der europäischen Märkte ausgehe, rechne er doch mit einer verhaltenen Steigerung der globalen Automobilproduktion in 2013. Für die verschiedenen Industriemärkte rechnet Schaeffler bei weiterhin bestehenden Unwägbarkeiten erst ab der zweiten Jahreshälfte mit positiven Impulsen. Die Jahresprognosen bestätigte das Unternehmen: Für 2013 strebt Schaeffler ein Umsatzwachstum von 4 Prozent und eine operative Umsatzrendite von rund 13 Prozent an.
Schaeffler ist mit seinen Produktmarken INA, LuK und FAG ein weltweit führender Anbieter von Wälz- und Gleitlagerlösungen, Linear- und Direktantriebstechnologie sowie ein Zulieferer der Automobilindustrie für Präzisionskomponenten und Systeme in Motor, Getriebe und Fahrwerk. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz von rund 11,1 Milliarden Euro.
Zu Continental schweigt sich Schaeffler bei den Erstquartalszahlen aus. Schaeffler hatte Mitte Mai über vier Jahre nach seinem Einstieg beim Wettbewerber Continental die Investorenvereinbarung mit den Hannoveranern gekündigt. Im Zuge dieser Vereinbarung erklärte sich Schaeffler damals bereit, die Beteiligung für die kommenden vier Jahre auf knapp unter die Hälfte zu beschränken und die bisherige Strategie und Geschäftspolitik zu unterstützen. Garant der Vereinbarung war der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder. "Nachdem bereits im August 2012 die Geltungsdauer wesentlicher Regelungen der Investorenvereinbarung abgelaufen war, hat die Vereinbarung für beide Unternehmen keine praktische Relevanz mehr", teilte Schaeffler im Mai lediglich mit.
Aktuell hält Schaeffler 49,9 Prozent der Continental-Aktien. Schaeffler hatte damals rund 18 Milliarden Euro für den Continental-Anteil gezahlt. Der schuldenfinanzierte Deal ging allerdings nach hinten los, als die Kreditmärkte sich im Rahmen der Finanzkrise verschlechterten. Zum aktuellen Schuldenstand von Schaeffler hieß es im Quartalsbericht, die Netto-Finanzschulden verringerten sich zum Ende des ersten Quartals um rund 300 Millionen Euro auf 6,8 Milliarden Euro. Dank des günstigen Kapitalmarktumfelds sowie des guten operativen Geschäfts habe man die Zinskonditionen bei institutionellen Kredittranchen deutlich senken können. Der Verschuldungsgrad, Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA der letzten zwölf Monate, lag per Ende März 2013 bei 3,3.
Zuletzt war aus Kreisen zu hören, die Holdinggesellschaft von Schaeffler könnte schon im kommenden Jahr an die Börse gehen, um die bei der Conti-Übernahme angefallenen Schulden abzubauen. Die Holding besitzt das operative Geschäft von Schaeffler. Die Schulden der Holding sollen sich zuletzt auf 3,5 Milliarden Euro belaufen haben.
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May 21, 2013 05:01 ET (09:01 GMT)
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