Intercore Financial Research - Pascal Höfliger - Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft, doch auch diese Spitzenposition schützt nicht vor Problemen. Eines dürfte jedem - von Politikern über Anleger bis hin zu Privatpersonen - inzwischen klar geworden sein: Japans Wirtschaft kränkelt.
Hauptproblem ist der derzeitige Import
Der Yen ist schwach und genau das muss Japan dieser Tage beim Import von Waren und Dienstleistungen spüren. Vor allen Dingen der Bedarf an Energie ist in Japan vergleichsweise hoch geworden. Da weniger mit Atomkraft gearbeitet wird, müssen große Mengen an Gas und an Öl aus dem Ausland gekauft werden. Im Schnitt stieg daher der Bedarf an Importen enorm. Allein aus der Europäischen Union wurden Güter im Wert von 645,5 Milliarden Yen importiert. Das entspricht einer Steigerung von stolzen 30,7 Prozent. Doch zusätzlich kaufte man auch in den USA ein, und zwar im Wert von 576,3 Milliarden Yen. Dies entspricht noch einmal einer Importsteigerung von 13,8 Prozent. Da der Yen gleichzeitig schwächelt, zogen jedoch auch die Ausgaben an sich an und das allein im September 2013 um 16,5 Prozent. Im Schnitt wurden so ganze 6,9 Billionen Yen ausgegeben, um Güter ins Land zu importieren. Der japanische Haushalt kann jedoch nicht genügend Geld erwirtschaften, um alle Ausgaben zu deckeln.
Dabei sehen die Zahlen auf der Export-Seite so gut aus
Jede Medaille hat natürlich zwei Seiten und das gilt auch für die derzeitige Wirtschaftssituation in Japan. Wirft man einen Blick auf die Exportzahlen, sieht die japanische Wirtschaft alles andere als krank aus. Der Export an Automobilen boomt derzeit. Vor allen Dingen die US-Bürger fahren im wahrsten Sinne des Wortes auf Japan ab, denn Modelle aus dem Land werden in Massen in die Vereinigten Staaten exportiert. Der Exportumsatz stieg hier um 18,8 Prozent und liegt derzeit bei stolzen 1,1 Billionen Yen. Ein weiteres Export-Plus gelingt durch den guten wirtschaftlichen Kontakt zu China. Der chinesische Markt bietet gern Kleidung und Smartphones aus Japan an, denn die Nachfrage beim Endverbraucher ist groß. Allein 2013 ist daher der Export aus Japan Richtung China um 11,4 Prozent gestiegen. Auch an Länder der Europäischen Union liefert Japan fleißig Güter und konnte einen Anstieg von 14,3 Prozent verbuchen. Die Einnahmen liegen daher beim Verkehr mit der EU bei immerhin 645,5 Milliarden Yen. Insgesamt konnte die japanische Wirtschaft so 5,9 Billionen Yen einnehmen.
Unterm Strich: Rote Zahlen
Der Export an Waren ist also nicht das Problem. Japan sieht sich jedoch dem Umstand gegenüber, dass die Exporterlöse bei Weitem nicht reichen, um die enormen Kosten des Imports wieder gut zu machen. Unterm Strich bleiben daher schwere Defizite, die sich aktuell mit allen vorangegangenen Schulden auf 4,9 Billionen Yen belaufen. Dies ist ein trauriger Rekord. Allerdings ist die Bilanz bereits seit genau 15 Monaten ohne Aussicht auf Aufstieg in den roten Zahlen. Allein der September 2013 brachte dem japanischen Haushalt ein Minus von 932,1 Milliarden Yen ein. Umgerechnet sind dies circa sieben Milliarden Euro. Diesem Umstand muss man so schnell es geht entgegenwirken. Vor allen Dingen vonseiten der Politiker muss gehandelt werden. Japan benötigt dringend Reformen, um die kränkelnde Wirtschaft wieder gesund zu pflegen.