Von Benjamin Krieger
Die Europäische Zentralbank muss es richten. Das ist am Freitag die Devise an den Börsen. Kurz vor der Startglocke wurde bekannt, dass in Frankreich die Konsumausgaben im Februar stagniert haben und dass in Spanien die Preise im März zurückgegangen sind. Anämisches Wachstum plus Deflation - das schürt die Erwartung, dass die EZB auf ihrer Sitzung in der nächsten Woche die Zinsen senkt oder neues Geld in die Märkte pumpt.
Der DAX steigt daraufhin um 0,8 Prozent auf 9.526 Punkte und hat somit erstmals seit drei Wochen wieder die Hürde bei 9.500 Punkten überschritten. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 0,6 Prozent auf 3.152 Punkte vor. Der Euro kommt hingegen unter die Räder. Niedrigere Zinsen machen die Gemeinschaftswährung unattraktiver.
Ein niedriger Euro ist wiederum gut für solche Unternehmen, die einen Großteil ihrer Einnahmen außerhalb der Eurozone erwirtschaften. Dazu zählen neben den Automobilherstellern auch die Deutsche Post, Lanxess, die Lufthansa und ThyssenKrupp. Die Kurse dieser Unternehmen legen denn auch überdurchschnittlich zu.
Hinzu kommt, dass Anleger gegen Kursverluste gut abgesichert sind: An der Optionsbörse Eurex sind die Verkaufsoptionen auf den DAX am Vortag auf den höchsten Stand seit drei Wochen gesprungen. Hohe "Puts" bedeuten, dass sich Anleger für Kursverluste am Kassamarkt absichern. Das wiederum spricht erfahrungsgemäß gegen einen starken Rücksetzer an den Börsen.
Der Euro ist am Morgen zum US-Dollar, Yen und Pfund Sterling unter Druck geraten. Zur US-Währung ist der Euro bis auf 1,3705 gefallen, das ist der tiefste Stand seit vier Wochen. Einer der Auslöser der Marktreaktionen findet sich in Spanien, wo die Verbraucherpreise im März um 0,2 Prozent gefallen sind. "Es ist die erste Deflation in Spanien seit fünf Jahren", sagt Annalisa Piazza vom Broker Newedge. Nun drohe die Gefahr, dass die Inflationserwartungen für die gesamte Eurozone sinken. "Ein Szenario, das die EZB mit allen Mitteln bekämpfen wird", sagt Piazza.
Fallen die Zinsen, dann legen automatisch die Anleihekurse zu. Bundesanleihen steigen den sechsten Tag in Folge. Die Rendite zehnjähriger Papiere ist auf 1,535 Prozent gefallen. Norbert Wuthe von der BayernLB prognostiziert aus einem weiteren Grund steigende Notierungen: "Die zunehmende Unsicherheit über das weitere Vorgehen Russlands in der Ukraine spricht (...) für einen positiven Wochenschluss an den Bondmärkten".
Am deutschen Aktienmarkt fallen ElringKlinger mit einem Kursgewinn von 6,4 Prozent auf. Die Aktie des Automobilzulieferers aus dem MDAX ist der größte Kursgewinner aller deutschen Standardwerte. Das Unternehmen ist im vergangenen Jahr doppelt so stark gewachsen wie der weltweite Automobilmarkt. Im Fahrwasser von ElringKlinger ziehen auch die Aktien des Autozulieferers Leoni um 1,9 Prozent an.
HeidelbergCement zählen mit leichten Abgaben zu den wenigen Kursverlierern - belastet von einer Abstufung auf "Untergewichten" von der Bank HSBC. Papiere von Xing geben um 1,5 Prozent nach. Das soziale Netzwerk hat Umsatz und Gewinn für 2013 nachträglich gesenkt. Der Kurs des Softwareentwicklers Nemetschek steigt um 6 Prozent. Das jüngst in den TecDAX aufgerückte Unternehmen hat den Gewinn im vergangenen Jahr um 13 Prozent erhöht.
Aktien der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo steigen trotz eines Verlustes von mehr als 5 Milliarden Euro im vierten Quartal um 3,5 Prozent. Am Markt kommt gut an, dass das Geldhaus einen Strategieplan bis 2017 vorgelegt hat und die Eigenkapitaldecke laut Plan stärken will.
Eine Abstufung der Danone-Aktie auf "Untergewichten" durch die Barclays Bank drückt den Kurs des Lebensmittelriesen um 1,3 Prozent. Auch Nestle-Aktien geben um 0,4 Prozent nach.
=== DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 17.55 Uhr EUR/USD 1,3719 -0,2% 1,3745 1,3747 EUR/JPY 140,3354 -0,1% 140,4685 140,3950 EUR/CHF 1,2190 +0,0% 1,2185 1,2182 USD/JPY 102,3040 +0,1% 102,1985 102,1320 GBP/USD 1,6611 +0,0% 1,6609 1,6619 ===
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March 28, 2014 05:38 ET (09:38 GMT)
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