Von Tom Fairless und Laurence Norman
BRÜSSEL--Die Europäische Union hat Russland davor gewarnt, im Zuge der Ukraine-Krise seine Rolle als strategischer Gaslieferant Europas zu riskieren. EU-Kommissionchef José Manuel Barroso forderte Russland gleichzeitig dazu auf, sich aktiv an Verhandlungen zu beteiligen, um mögliche Zweifel auszuräumen. "Die Vertragstreue der russischen Föderation als Gaslieferant steht auf dem Spiel", schreibt Barroso in einem Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die EU bezieht rund ein Viertel ihres Bedarfs aus Russland.
Die hohe Abhängigkeit vom Kreml-Konzern Gazprom wird in der aktuellen Diskussion immer wieder als Achillesverse der Europäer gewertet. Vor fünf Jahren drehte Russland einigen östlichen EU-Staaten im Winter den Gashahn zu. Barroso riet Putin davon ab, einen vollständigen oder teilweisen Lieferstopp zu erwägen. Das würde Zweifel an Russlands Vertrauenswürdigkeit wecken, heißt es im Schreiben des Kommissionspräsidenten.
Die Warnung des Kreml-Chefs, dass die Ukraine die Transit-Leitungen unterbrechen könnte, wollte Barroso nicht gelten lassen. "Es ist liegt weiter in der Verantwortung von Gazprom sicherzustellen, dass das vereinbarte Volumen geliefert wird." Die EU sei bereit, sich rasch mit Russland und der Ukraine zusammenzusetzen, um Fragen der Versorgungssicherheit zu beraten. Dazu werde sich EU-Energiekommissar Günther Oettinger mit seinen Amtskollegen in Verbindung setzen.
Die Abhängigkeit von Gaslieferungen ist aber nicht nur einseitig. Nach Berechnungen des deutschen Außenhandelsverbandes BGA würde Moskau bei einem Lieferstopp jeden Tag 100 Millionen US-Dollar verlieren. In seiner Fragestunde ging Putin auch auf das Thema Gas ein. Seiner Ansicht nach kann Europa nicht vollständig auf den Rohstoff aus Russland verzichten. "Ich glaube, das ist nicht möglich", sagte der Präsident. Einige ehemalige Ostblockstaaten sind zu 100 Prozent auf Importe aus Moskau angewiesen, Finnland zu 90 Prozent.
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April 17, 2014 09:49 ET (13:49 GMT)
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