Von Gautham Nagesh
WASHINGTON--Die Chefs der US-Telekommunikationsriesen AT&T und des amerikanischen Fernsehsatellitenbetreibers DirectTV haben am Dienstag versucht US-Abgeordnete von der Fusion der beiden Unternehmen zu überzeugen. Das 48 Milliarden US-Dollar schwere Angebot von AT&T zur Übernahme von DirectTV sei der einzige Weg, wie die beiden Unternehmen im hochkonsolidierten Breitbandmarkt der USA wettbewerbsfähig bleiben könnten, argumentierten die beiden Geschäftsführer gegenüber US-Abgeordneten bei den Kongressanhörungen.
Die Abgeordneten haben bei der Übernahme keine offizielle Entscheidungsmacht, dem die US-Kabelregulierungsbehörde FCC und das US-Justizministerium zustimmen müssen. Allerdings besitzen die Kongressmitglieder zahlreiche Einflussmöglichkeiten.
In der ersten der beiden Anhörungen am Dienstag vor dem Justizausschuss des Repräsentantenhauses schienen die Abgeordneten der Fusion gegenüber insgesamt überwiegend zustimmend oder neutral gegenüberzustehen. In der zweiten Anhörung am Nachmittag vor dem Justizausschuss des Senats wurden die Fragen schärfer. Die Abgeordneten stellten vor allem Fragen zu den Auswirkungen des Deals auf den Wettbewerb unter Pay-TV-Anbietern in den USA.
AT&T-Chef Randall Stephenson und der CEO von DirecTV, Michael White, argumentierten, dass keine der beiden Firmen alleine das Paket aus Video, Sprachtelefonie und Breitbandinternet anbieten könne, nach dem Kunden zunehmend verlangten. Sie behaupteten, die Übernahme sei angesichts der vorgeschlagenen Fusion der beiden größten Kable- und Breitbandanbieter - Comcast und Time Warner Cable - alternativlos.
Die Abgeordneten waren merklich weniger konfrontativ als bei der Anhörung im April, als die Fusion der beiden Riesen Comcast und Time Warner Cable Thema war. Einige Abgeordnete der Demokratischen Partei äußerten sich allerdings bei beiden Anhörungen skeptisch, dass von den Deals Kunden profitieren werden. Doch andere Demokraten, vor allem gewerkschaftsnahe, sprachen sich für die Übernahme aus. White argumentierte, dass DirectTV zwar 20 Millionen Abonnenten habe, das Wachstum des Unternehmens sich aber in den vergangenen Jahren verlangsamt habe, da es keinen Internet-Dienst anbieten könne, der mit Kabelanbietern konkurrieren kann.
"Paketangebote haben reines Video zu großen Teilen ersetzt. Video selbst hat sich mit dem Internet verbunden, um die Nachfrage der Kunden nach Video on Demand zu befriedigen", sagte White. "Die Werbung unserer Wettbewerber betont unser fehlendes Internet-Angebot und ihren Geschwindigkeitsvorteil."
Laut Stephenson hat AT&T im Pay-TV-Markt Probleme, weil es höhere Gebühren an die Inhalteanbieter zahlen müsse als Konkurrenten wie DirectTV und Comcast. Laut dem AT&T-CEO vermarktet der Telekom-Konzern das Pay-TV-Produkt U-Verse gar nicht aktiv, weil es derzeit noch nicht profitabel sei. Stattdessen nutze AT&T sein TV-Produkt als Marketinginstrument für den Internet-Dienst, indem beides gebündelt angeboten werde. Selbst im günstigsten Fall könne das TV-Angebot nur in einem Viertel der USA angeboten werden, fügte Stephenson hinzu.
Weiter argumentierte Stephenson, dass - anders als Comcast and Time Warner Cable - AT&T und DirectTV sich ergänzende Produkte anböten, die für Kunden in der Kombination einen Mehrwert darstellten. Sollten die Behörden der Übernahme zustimmen, sagte Stephenson, würde das angesichts der Größe ermöglichen, den Programmplanern dieselben Gebühren zu zahlen wie DirectTV. Weil das die Wirtschaftlichkeit des TV-Angebots U-Verse verbesserte, wäre AT&T in der Lage, den Dienst weiter auszubauen.
AT&T hat sich außerdem dazu verpflichtet, Breitband-Internet 15 Millionen zusätzlichen Kunden anzubieten, sollte die Fusion genehmigt werden. Zwei Millionen würden direkt mit schnellen Glasfaserkabeln in die Haushalte verbunden werden, weitere 13 Millionen - vor allem in ländlichen Gebieten - sollen über Richtfunk mit sogenannten Wireless-Local-Loop-Verbindungen erreicht werden, die Geschwindigkeiten von 15 bis 20 Megabit pro Sekunde ermöglichen. White und Stephenson sagten, der Netzausbau erfordere Milliardeninvestitionen und sorge für Arbeitsplätze. "Es ist teuer Amerika neu zu verkabeln", sagte White.
Zahlreiche Abgeordnete des Unterausschusses im Repräsentantenhaus schienen der Übernahme wohlwollend gegenüberzustehen. Der republikanische Vorsitzende Spencer Bachus lobte die beträchtlichen Investitionen von AT&T in den Netzausbau und der führende demokratische Abgeordnete Hank Johnson lobte das Unternehmen für die gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerschaft.
Eine bemerkenswerte Ausnahme stellte der einflussreiche Demokrat John Conyers dar, der in Zweifel zog, ob noch mehr Konsolidierung die beste Antwort auf Sorgen über die Kosten der Programmgestaltung sei. "Frage: Wo soll das enden?", sagte Conyers. "Wir sind darüber besorgt, dass es zu viel und zu schnelle Konsolidierung in der Telekommunikationsbranche geben könnte."
Mitglieder des Senats waren angesichts des Deals insgesamt skeptischer. Mehrere Politiker äußerten spezifische Bedenken über die Auswirkungen auf Verbraucher, vor allem in ländlichen Gegenden. Die Demokratin Amy Klobuchar, Vorsitzende des Unterausschusses, sagte, der Deal könne den Pay-TV-Wettbewerb in Märkten wie Dallas und Atlanta vermindern, wo AT&T U-Verse anbietet.
Der demokratische Senator Al Franken sagte, dass er sich nicht sicher sei, ob Verbraucher ihren TV- und Internet-Dienst wirklich gebündelt kaufen wollen. Der Demokrat Richard Blumenthal zeigte sich unbeeindruckt, als Stephenson sich bereiterklärte, geringere Pay-TV-Gebühren für Kunden zu garantieren - so würden höchstens künftige Preiserhöhungen herausgezögert. "Im besten Fall erzählen Sie uns, dass [die Fusion] den Preisanstieg verlangsamt", sagte Blumenthal. "Viele Verbraucher würden diese Antwort im besten Falle wohl unbefriedigend finden."
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(END) Dow Jones Newswires
June 25, 2014 06:45 ET (10:45 GMT)
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