Von Natali Schwab
Der Modekonzern Gerry Weber will seine Expansion im Ausland weiter vorantreiben, um sich unabhängiger vom derzeit schwächelnden deutschen Textilmarkt zu machen. Dabei setzt das Unternehmen auf die Eröffnung eigener Läden. Der Anteil des eigenen Einzelhandelsgeschäfts soll durch die Auslandsexpansion mittelfristig auf 60 bis 70 Prozent steigen, wie Gerry Weber mitteilte. Aktuell liegt er bei rund 56 Prozent.
Im Mittelpunkt soll dabei in den nächsten Monaten der kanadische und der skandinavische Markt liegen. "Hierbei schließen wir anorganisches Wachstum mittels Unternehmenszukäufen explizit nicht aus", sagte Vorstandssprecher David Frink. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende Oktober) hatte das Unternehmen die eigenen Retail-Flächen um insgesamt 78 erhöht, davon 55 außerhalb Deutschlands.
Gerry Weber hat im vierten Quartal den Umsatz im eigenen Einzelhandel um 5,8 Prozent auf 110 Millionen Euro gesteigert. Dabei bekam der Modekonzern die Schwäche des deutschen Textilmarktes zu spüren. Auf vergleichbarer Fläche sank der Umsatz im eigenen Einzelhandel in Deutschland um 1,7 Prozent. Damit konnte sich das Unternehmen aber noch besser als der Markt entwickeln.
Nach Berechnungen der Fachzeitschrift Textilwirtschaft war der Umsatz im deutschen Modemarkt nach einem Plus im August von noch sieben Prozent in den Monaten September und Oktober um neun und um zehn Prozent eingebrochen. Diese Monate sind für den Verkauf der dann in den Läden erscheinenden Herbst-Winter-Kollektion besonders wichtig. Doch die warmen Temperaturen hielten die Verbaucher davon ab, sich mit Winterkleidung einzudecken.
Im gesamten Geschäftsjahr stieg der Einzelhandelsumsatz von Gerry Weber um elf Prozent auf 404 Millionen Euro. Das Wachstum auf vergleichbarer Fläche betrug in Deutschland lediglich 1,9 Prozent.
Gerry Weber hatte wegen des schwachen deutschen Modemarktes und unter den Erwartungen liegenden Abverkäufen Anfang November die Jahresprognose gesenkt. Der Konzernumsatz werde deutlich unter der Prognose von 900 Millionen Euro liegen, warnte das Unternehmen. Auch die Ertragsprognose - ein EBIT von 120 Millionen Euro - sei nicht mehr gewährleistet, hieß es.
Auch die anderen großen deutschen Modekonzerne - der vor allem auf Freitzeitkleidung spezialisierte Hersteller Tom Tailor ebenso wie der für seine Herrenanzüge bekannte Premiumanbieter Hugo Boss - haben ebenfalls ihre Prognosen gesenkt.
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November 14, 2014 04:27 ET (09:27 GMT)
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