(neu: Aktionärsstimmen, Mögliche Verkäufe von Geschäftsteilen, Aktienkurs)
BOCHUM (dpa-AFX) - Nach der Rückkehr in die Gewinnzone will der
Industriekonzern ThyssenKrupp
Vor der Versammlungshalle demonstrierten Vertreter der IG Metall gegen den schwedischen Finanzinvestor Cevian, dessen Deutschland-Chef Jens Tischendorf in den Aufsichtsrat gewählt werden sollte. Die Beteiligungsgesellschaft hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren gut 15 Prozent der Anteile an ThyssenKrupp gesichert. Cevian gilt als Investor, der sich aktiv in die Geschäftspolitik bei seinen Beteiligungen einmischt, um den Börsenwert nach oben zu treiben. Mitarbeitervertreter sehen in dem Investor eine "Heuschrecke", der eine Zerschlagung von ThyssenKrupp vorantreiben könnte. Vor allem Stahlarbeiter machen sich Sorgen.
Vorstandschef Hiesinger versucht einer möglichen Aufspaltung des Konzerns entgegenzuwirken, indem er die einzelnen Konzernteile enger verbindet. "Wir sehen heute schon an vielen Stellen, dass dieser Verbund mehr Wert schafft, als es die Einzelteile in Summe jemals könnten." Zugleich schloss er nicht aus, dass es dabei Verkäufe einzelner Randgeschäfte geben könnte. "Aktives Portfoliomanagement" gehöre zum Konzernalltag. Unter anderem sucht der Konzern einen Käufer für die Edelstahlsparte VDM. Beschlüsse gebe es aber noch nicht, sagte Hiesinger. Keine Gespräche gebe es derzeit über einen Verkauf des zuletzt erfolgreichen U-Boot-Baus.
"Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte der Manager, dessen Vertrag erst kürzlich bis 2020 verlängert worden war. Nach drei Jahren mit Milliarden-Verlusten hatte sich ThyssenKrupp im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr wieder in die schwarzen Zahlen gekämpft. Unter dem Strich standen 210 Millionen Euro Überschuss nach einem Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Der Konzern hatte lange unter Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke sowie Abschreibungen auf das Edelstahlgeschäft gelitten, zeitweise stand sogar die Existenz auf der Kippe.
Von der Erholung profitieren auch die Aktionäre. Nach zwei Jahren ohne Ausschüttung bekommen sie nun wieder elf Cent Dividende je Aktie. "Das ist natürlich nicht mehr als ein Signal", sagte Hiesinger. Damit wolle das Unternehmen zeigen, dass es von der künftigen Ertragskraft überzeugt ist. Die Dividendenzahlung kostet ThyssenKrupp rund 56 Millionen Euro und ist bei der dünnen Eigenkapitalquote von nur 8,9 Prozent schon ein Kraftakt.
Aktionäre lobten den Aufwärtstrend, forderten aber mehr. "ThyssenKrupp ist ein Koloss auf tönernen Füßen, der immer noch ausgezehrt ist von den Managementfehlern der Vergangenheit", sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment. "Der Patient ist auf dem Weg der Besserung, aber noch längst nicht über den Berg." Anlegerschützer Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz lobte die Rückkehr zu einer Dividendenzahlung, auch wenn die Ausschüttung "vielleicht noch nicht ganz verdient" sei.
Hiesinger betonte, dass der Konzern noch viel Verbesserungspotenzial habe. "Unsere Bilanzkennzahlen haben noch lange nicht das Niveau erreicht, das wir uns mittelfristig vorstellen." Um das Ruder dauerhaft herumzureißen, hat Hiesinger den fünf Konzernsparten hohe Ziele gesetzt. Damit will er den operativen Gewinn in diesem Jahr von 1,3 auf mindestens 1,5 Milliarden Euro heben. Mittelfristig will der Manager mit dem laufenden Geschäft wenigstens zwei Milliarden Euro verdienen./enl/mmb/jha/
ISIN DE0007500001
AXC0184 2015-01-30/15:15