von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Stadler, die Medizintechnik gehört zu den wertschöpfungsstärksten Branchen der Schweizer Wirtschaft. Wie würden Sie die aktuelle Verfassung der Branche umschreiben?
Fabian Stadler: Mit 52'000 Vollzeitstellen, rund 1'450 Betrieben, einem Anteil von 2,3 Prozent am BIP und 5,2 Prozent an den gesamten Schweizer Exporten leistet die Medizintechnik "einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft und damit zum Wohlstand des Landes", wie auch Bundesrat Jonhann Schneider-Ammann neulich am ersten Swiss Medtech Day betont hat. Die Schweizer Medizintechnik ist insgesamt gut aufgestellt, hat jedoch immer mehr mit den erschwerten Rahmenbedingungen zu kämpfen, was vor allem die kleinen Firmen trifft. So ist in den letzten zehn Jahren der Franken immer stärker geworden, der Kosten- bzw. Preisdruck gestiegen und der regulatorische Aufwand gewachsen.
Die Medtech-Branche produziert zu 90 % für den Weltmarkt. Inklusive der Zulieferer werden jährlich Produkte im Wert von 12,8 Mrd Franken exportiert. Wie stark trifft die Branche die Frankenstärke?
Als exportorientierte Branche ist die Medizintechnik stark von der Euroschwäche bzw. der Frankenstärke betroffen und hat darum an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verloren. Hersteller müssen Effizienzmassnahmen treffen und Produktionsauslagerungen in Betracht ziehen. Und auch die Händler stehen unter grossem Druck. Ihre Leistungen werden oft unqualifiziert und unter Ausblendung der lokalen Wertschöpfung an den Auslandspreisen gemessen. Mittlerweile hat sich die Branche vom ersten Schock erholt und adaptiert sich an die neue Ausgangslage. Ihre Flexibilität hat sie in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat am Swiss Medtech Day auch gesagt, der Ausweg führe über die Innovation. Nun investiert die Branche bereits heute jährlich Hunderte Millionen Franken in Innovation und Forschung. Wie lässt sich der Medtech-Innovations- und Forschungsstandort weiter stärken?
Die Schweizer Medtech ist hochinnovativ und weltweit führend in der Anmeldung von Medtech-Patenten. Hingegen könnte die Überführung von Wissen und Erfindungen in Wertschöpfung und volkswirtschaftlichen Nutzen weiter verbessert werden. Ziel muss sein, Innovationen qualitativ so gut und effizient wie möglich vom Labor über die industrielle Entwicklung zu den Anwendern zu bringen und dabei die Durchführung klinischer Studien hierzulande zu fördern. Weitere wichtige Themen sind der Patentschutz, steuerliche Entlastung durch Lizenzboxen und der freie Zugang zu Talenten aus dem Ausland.
"Die Überführung von Wissen und Erfindungen in Wertschöpfung und volkswirtschaftlichen Nutzen könnte weiter verbessert werden."
Fabian Stadler, Generalsekretär FASMED
Was unternimmt hier der Verband?
Zusammen mit unseren Partnern setzen wir uns hier für die Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Unter anderem begleiten wir die Umsetzung des Masterplans des Bundesrates zur Stärkung der Schweiz als Standort für biomedizinische Forschung und Technologie. Auch engagiert sich der Verband für eine unbürokratische Innovationsfinanzierung sowie für die Beschleunigung des Zugangs von Patienten zu neuen, oft lebenswichtigen Produkten und Therapien.
Wie wirkt sich der steigende Preis- und Kostendruck im Gesundheitswesen - zusätzlich mit dem "Frankenschock" - auf die Innovationstätigkeit aus?
Schon vor dem diesjährigen "Frankenschock" waren gewissen Anzeichen einer gebremsten Innovationsdynamik festzustellen. Statt wie früher auf Qualität und Innovation liegt der Fokus zunehmend auf der Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeit. Laut SMTI-Report 2014 haben die Schweizer Medtech-Firmen 2013 17 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert, weniger als in den beiden ...
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