Billiges Kerosin und die Streikpause der
Gewerkschaften haben der Lufthansa
An der Börse wurden die Nachrichten mit Begeisterung
aufgenommen. Die Lufthansa-Aktie sprang am Morgen kurzzeitig um mehr
als drei Prozent in die Höhe und gehörte zuletzt mit einem Plus von
0,82 Prozent auf 12,764 Euro noch immer zu den stärksten Werten im
Dax
GEWINNZIEL BESTÄTIGT
In seiner Prognose für das laufende Jahr sieht sich Vorstandschef Carsten Spohr bestätigt. Das bereinigte Ebit soll von 1,2 Milliarden Euro im Vorjahr auf mehr als 1,5 Milliarden steigen. Allerdings sind Belastungen durch Streiks hierin nicht berücksichtigt. Seit Jahresbeginn beliefen sich diese bereits auf 100 Millionen Euro, im zweiten Quartal verzichteten die Gewerkschaften nach dem Absturz der Germanwings-Maschine Ende März auf weitere Ausstände.
Entlastung erwartet Finanzchefin Menne nun bei den Treibstoffkosten. Diese dürften im laufenden Jahr mit 6,0 Milliarden Euro um 200 Millionen geringer ausfallen als bislang gedacht.
KRÄFTIGER GEWINNSPRUNG
Schon im ersten Halbjahr verhalfen die niedrigen Treibstoffpreise der Lufthansa deutlich nach oben. Während der Umsatz getrieben vom schwachen Euro um 8,5 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro stieg, legte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um 163 Prozent auf 468 Millionen Euro zu. Damit schnitt die Lufthansa deutlich besser ab als von Analysten erwartet.
Das Nettoergebnis verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von minus 79 Millionen auf plus 954 Millionen Euro. Dies lag jedoch zur Hälfte an einem lukrativen Finanzgeschäft aus dem März, bei dem sich die Lufthansa von ihrer Beteiligung an der US-Fluggesellschaft Jetblue getrennt hatte.
Besser lief es für die Kernsparte Lufthansa Passage inklusive Germanwings sowie für die Schweizer Tochter Swiss. Beide steigerten ihre Gewinne deutlich. Die österreichische Tochter Austrian Airlines konnte zumindest ihren Verlust verringern. Auch bei der Wartungssparte Lufthansa Technik und den Bordverpflegern der LSG Sky Chefs lief es besser. Lufthansa Cargo verdiente auf Halbjahressicht besser, musste im zweiten Quartal aber Federn lassen.
STREIT UM BETRIEBSRENTEN UNGELÖST
Bei der milliardenschweren Frage der Pensionslasten verbuchte die Lufthansa eine leichte Erholung. In der Summe lagen die Pensionslasten mit 6,6 Milliarden Euro zwar weiterhin auf einem hohen Niveau. Allerdings belasteten sie das Eigenkapital deutlich geringer als ein Jahr zuvor, da der den Verpflichtungen zugrunde liegende Rechnungszins seither leicht gestiegen ist. Dennoch hält Lufthansa an dem Plan fest, die Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter auf Festzuschüsse umzustellen und nicht mehr wie bislang die absolute Rentenhöhe zu garantieren.
Der Tarifkonflikt mit den Piloten, der sich auch um diese Frage dreht, ist unterdessen noch nicht ausgeräumt. Menne begrüßte die Gesprächsbereitschaft der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, die dem Konzern ein neues Angebot zur Einigung vorgelegt hatte. Zu Details wollte sie sich noch nicht äußern. Der Konzern prüfe die Vorschläge derzeit noch, sagte sie am Morgen./stw/ceb/jha/fbr
ISIN DE0008232125
AXC0114 2015-07-30/10:44