TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Ein Paukenschlag der japanischen Notenbank (BoJ) sorgt am Freitag an den ostasiatischen Börsen für deutliche Gewinne. Sie erweitert ihre aggressiven monetären Stimulierungsmaßnahmen, indem sie überraschend erstmals negative Zinsen einführt. Die Banken müssen jetzt auf ihre laufenden Konten und ihre Einlagen bei der Bank of Japan einen Strafzins von 0,1 Prozent zahlen. Grund ist, dass die hartnäckig niedrige Inflation und die turbulenten globalen Finanzmärkte die von Premierminister Shinzo Abe angestrebte Wirtschaftserholung zunichte zu machen drohen.
Die Tokioter Börse reagierte darauf mit einer Achterbahnfahrt. Der Nikkei-225-Index legte in einer ersten Reaktion um gut 3 Prozent zu, um bald darauf alle Gewinne wieder abzugeben. Die Strafzinsen waren wohl nicht nach dem Geschmack von Marktteilnehmern, die eher darauf gesetzt hatten, dass die BoJ ihre Anleihekäufe ausweiten würden, hieß es da noch. Letztlich setzte sich dann aber doch die positive Sicht auf die Maßnahme durch. Zum Handelsende schaffte der Nikkei ein Plus von 2,8 Prozent auf 17.518 Punkte.
Am Devisenmarkt zeigt die BoJ-Entscheidung die erwartbare Wirkung: Der Yen gibt kräftig nach. Für einen US-Dollar werden rund 120,50 Yen gezahlt, also etwa 2 Yen mehr als am Donnerstag. Davon profitieren die Aktien exportlastiger japanischer Unternehmen zusätzlich.
Aktien japanischer Banken geraten wegen der Negativzinsen unter Druck. Besonders große Verluste verbuchen Shinsei Bank und Bank of Yokohama, die um 12,4 und 5,2 Prozent fallen. Immobilienwerte sind dagegen gesucht. Mitsubishi Estate gewinnen 4,6 Prozent.
Die Entscheidung der BoJ habe viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt, sagt Kwok Chern-Yeh von Aberdeen Asset Management. Sie habe Befürchtungen geweckt, dass Anleger nun ihre Einlagen aus den Banken abzögen, wo sie jetzt schon nur 0,1 Prozent Zinsen erhielten. Der Immobiliensektor wiederum profitiere von Spekulationen, dass das Geld nun in der Hoffnung auf attraktivere Renditen dort investiert werde. Ziel der Negativzinsen sei letztlich, die Menschen dazu zu bringen, ihr Geld entweder anderswo in der Wirtschaft zu investieren oder einfach auszugeben, fügt er hinzu.
Kräftige Kursgewinne in China dank neuer PBoC-Geldspritze
Auch in China legen die Kurse deutlich zu: In Schanghai beträgt das durchschnittliche Plus 3,2 Prozent und in Hongkong 2,1 Prozent. Die chinesische Zentralbank (PBoC) hat am Freitag abermals Geld in den Markt gepumpt, damit die Banken während der Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest im Februar genügend Liquidität zur Verfügung haben. Die PBoC hatte am Donnerstag angekündigt, die Häufigkeit ihrer Geldmarktoperationen temporär zu erhöhen. Zwischen dem 29. Januar und dem 19. Februar wird es demnach an jedem Arbeitstag eine Geldmarktoperation geben. Händler haben indessen nach wie vor den Eindruck, dass die chinesische Regierung die direkten Aktienkäufe zurückfährt, mit denen sie in der jüngsten Vergangenheit den Markt stützte.
In Seoul zeigt sich der Kospi etwas fester. Aktien des Stahlkonzerns Posco gewinnen 1,2 Prozent auf 176.500 Won, obwohl das Unternehmen am Vortag nach Börsenschluss den ersten Verlust in seiner Geschichte meldete. Der Markt setzt allerdings darauf, dass es für die Stahlbranche im ersten Quartal dieses Jahres besser läuft. Eine strukturelle Erholung der Preise aufgrund des Prinzips von Angebot und Nachfrage sei vorerst nicht zu erwarten, sagt Baek Jae-seung, Analyst bei Shinhan Investment & Securities. Allerdings seien in China die Stahlpreise seit Dezember gestiegen, und die Aussichten der Branche im ersten Quartal seien gut. Daher böten sich für kurzfristig orientierte Anleger gute Chancen bei Posco, meint der Analyst und erhöht das Kursziel für die Aktie um 9 Prozent auf 240.000 Won.
Ölpreise profitieren weiter von Spekulationen um Opec-Sondersitzung
Die Ölpreise, deren drastischer Verfall die Turbulenzen an den weltweiten Börsen mit ausgelöst hatten, erholen sich weiter. Schon am Donnerstag hatten Spekulationen auf eine Sondersitzung der Opec im Februar dem Preis Auftrieb gegeben. Russland hat sich nach den Worten von Energieminister Alexander Nowak zu einem Treffen mit der Opec bereit erklärt, um über eine "mögliche Koordination" bei der Ölförderung zu sprechen. Laut russischen Medien soll über eine Kürzung der Fördermenge um 5 Prozent verhandelt werden. Zusätzlicher Rückenwind kommt von der geldpolitischen Lockerung in Japan mit den damit verbundeen Hoffnungen auf eine Belebung der japanischen Wirtschaft. Der Preis für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent steigt um 1,8 Prozent auf 34,52 Dollar.
Index (Börse) Stand aktuell +- in % Handelsende (MEZ) S&P/ASX 200 (Sydney) 5.005,50 +0,59% 06:00 Nikkei-225 (Tokio) 17.518,30 +2,80% 07:00 Kospi (Seoul) 1.912,06 +0,27% 07:00 Schanghai-Composite (Schanghai) 2.733,65 +2,94% 08:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 19.585,39 +2,03% 09:00 Straits-Times (Singapur) 2.599,67 +1,45% 10:00 KLCI (Malaysia) 1.648,24 +0,84% 10:00 DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 10.55 Uhr EUR/USD 1,0915 -0,2% 1,0940 1,0903 EUR/JPY 131,57 +1,2% 129,96 129,53 USD/JPY 120,52 +1,4% 118,80 118,80 USD/KRW 1199,00 -0,7% 1207,75 1205,60 USD/CNY 6,5758 +0,0% 6,5752 6,5757 USD/CNH 6,6145 -0,0% 6,6156 6,6117 USD/HKD 7,7899 -0,0% 7,7927 7,7907 AUD/USD 0,7125 +0,6% 0,7083 0,7082
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January 29, 2016 01:20 ET (06:20 GMT)
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