CALDEN/WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Aufsichtsrat des krisengeschüttelten Kasseler Airports verlangt eine Neuausrichtung des Flughafens. Weil das Tourismusgeschäft schwierig sei, sehe man nun "gute Voraussetzungen" für einen Ausbau des Frachtverkehrs. Die Kontrolleure forderten das Management auf, ein Konzept zu erarbeiten, "um Entwicklungsmöglichkeiten für den Kassel Airport aufzuzeigen und die bisherige Ausrichtung zu überprüfen".
Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU), der Aufsichtsratschef ist, betonte, der Flughafen werde wie verabredet 2017 auf den Prüfstand gestellt. "Aufsichtsrat und Geschäftsführung machen sich daher frühzeitig Gedanken über die zukünftige Ausrichtung des Flughafens."
Der Regionalflughafen hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass es im kommenden Winter kein regelmäßiges touristisches Flugangebot geben werde. Flughafenchef Ralf Schustereder sagte, einzelne Sonderflüge, Abschiebeflüge mit abgelehnten Asylbewerbern sowie Frachtflüge seien aber ganzjährig geplant. Im Sommer bietet die Fluggesellschaft Germania regelmäßige Flüge nach Kreta, Antalya und Palma de Mallorca an.
Im abgelaufenen Jahr hatte der Flughafen 6,0 Millionen Euro Verlust gemacht - immerhin 2,1 Millionen Euro weniger als 2014.
Der Kassel Airport ist nach Ansicht von Schäfer trotz eines leeren Flugplans im kommenden Winterhalbjahr ein Gewinn für die Region. Die Entwicklung laufe nicht so, wie viele sich das erhofft hätten. "Was aber läuft, ist, dass es der Geschäftsführung gelingt, die Kosten sogar über die Erwartungen hinaus deutlich zu reduzieren." Schäfer und sein Stellvertreter, Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD), wiesen am Freitag nach einer Sitzung des Gremiums in Wiesbaden auf die Bedeutung des Flughafens als Arbeitgeber, Wirtschaftsstandort und Infrastruktureinrichtung für die Region hin.
Zu den Vorwürfen und Ermittlungen gegen Schustereder wegen Untreue hatte der Aufsichtsrat externe Prüfer eingeschaltet. Medien hatten unter anderem über eine mögliche Finanzierung von Flugreisen für eine Mitarbeiterin einer ägyptischen Gesellschaft durch die Flughafen GmbH berichtet. Dem Bericht der Anwälte zufolge würden die Vorwürfe aber als "nicht plausibel oder sogar widerlegt erachtet". Ein pflichtwidriges Verhalten ergebe sich derzeit nicht./lin/DP/mis
AXC0183 2016-06-10/18:41