Liebe Leserin, lieber Leser,
es gibt Neuigkeiten beim Übernahmepoker um den deutschen Spezialmaschinen-Hersteller Kuka. Gegen die Übernahmepläne des chinesischen Midea-Konzerns hatte sich von Seiten europäischer Politiker Widerstand geregt - da Kuka als strategisch wichtiges Unternehmen gesehen wird.
Chart KUKA AG
Quelle: tradingview.com
Zuletzt konnte Midea die Wogen etwas glätten, indem in einer am 28. Juni mit Kuka abgeschlossenen Investorenvereinbarung wichtige Punkte klargestellt wurden. So sagte Midea zu, innerhalb der kommenden 7,5 Jahre keinen Beherrschungsvertrag mit Kuka zu schließen. Standort- und Arbeitsplatzgarantien wurden ebenfalls gegeben. Von Seiten der Politik wurde zuvor eine "europäische Lösung" ins Gespräch gebracht.
Demnach wäre es wünschenswerter, wenn Kuka von einem europäischen Unternehmen übernommen würde. Daraufhin geriet der Voith-Konzern ins Visier - denn dieses deutsche Unternehmen hält 25,1% an Kuka. Voith hielt sich zunächst bedeckt, doch ließ am Wochenende eine eindeutige Pressemitteilung verschicken. So hieß es am Sonntag, dass Voith keineswegs für Kuka bietet - sondern im Gegenteil den 25,1%-Anteil an Kuka an den chinesischen Midea-Konzern verkaufen möchte.
Der Liquiditätszufluss von rund 1,2 Mrd. Euro war dann wohl doch zu verlockend: Immerhin hat sich damit der Wert der Kuka-Beteiligung laut Voith innerhalb von rund 1,5 Jahren mehr als verdoppelt. Damit rückt der Midea-Konzern einer Übernahme von Kuka ein großes Stück näher!
Dann noch der Blick auf die Entwicklung bei KTG Agrar:
Verdächtiges Schweigen der KTG Agrar SE. Übermorgen = am Mittwoch läuft die Frist aus: Und zwar sind dann 30 Tage seit der eigentlich am 6. Juni fälligen Zinszahlung auf eine Anleihe der KTG Agrar vergangen. Und wenn nach diesen 30 Tagen immer noch nicht gezahlt ist, können diese Anleihen-Gläubiger ihre Forderungen sofort fällig stellen - was dann wohl die Insolvenz des Unternehmens bedeuten würde.
Denn wenn noch nicht einmal die Zinsen bezahlt werden können, wie sollte dann die komplette Anleihe getilgt werden können? Das Management von KTG Agrar macht es extrem spannend. Auch kurz vor Verstreichen dieses Termins gibt es keine Meldung zum Stand der Dinge. Wahrscheinlich sucht man unter Hochdruck nach einer Zwischenfinanzierung oder einem strategischen Investor. Sollte das nicht klappen, dann droht hier in der Tat die Insolvenz und damit zumindest für die Aktionäre der Totalverlust.
Oder schafft es der Vorstand doch noch, sozusagen in letzter Minute eine Finanzierung zu finden? Dann wäre die Insolvenz zumindest kurzfristig abgewendet. Das grundlegende Problem der hohen Schulden und notwendigen Refinanzierungen würde allerdings auch dann weiter bestehen.
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Allmählich wurde mir offenbar, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Staaten, nicht zwischen Klassen und nicht zwischen Parteien verläuft, sondern quer durch jedes Menschenherz" - Alexander Solschenizyn
Dann noch der Hinweis: Die Wiener Tageszeitung "Der Standard" rezensiert mein neues Buch "Die Geschichten des Geldes", den Text der Rezension finden Sie unter diesem Link.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart!
Ihr
Michael Vaupel