ZÜRICH (Dow Jones)--Die jüngsten schlechten Nachrichten zur Deutschen Bank haben am Freitag auch die Anleger in Zürich beunruhigt. Erst kurz vor Handelsschluss legte sich die Nervosität etwas, als Gerüchte aufkamen, die befürchtete US-Strafe könnte statt der zunächst geforderten 14 Milliarden nur 5,4 Milliarden Dollar betragen. Diese niedrigere Summe liegt im Bereich dessen, was die Bank zur Beilegung des Hypothekenstreits in den USA ohnehin zurückgestellt hat.
Der SMI erholte sich von seinem Tagestief, das er am Morgen bei 8.020 Punkten erreicht hatte, und reduzierte sein Minus auf 0,3 Prozent. Der Index ging beim Stand von 8.139 Punkten aus dem Handel. Bei den 20 SMI-Werten standen sich zehn Kursverlierer und zehn -gewinner gegenüber. Das Umsatzvolumen war mit 80,74 (zuvor: 43,49) Millionen Aktien ungewöhnlich hoch.
Am Vorabend hatten Befürchtungen, die Probleme der Bank könnten in einer Art Dominoeffekt die ganze Branche erfassen, die US-Börsen auf Talfahrt geschickt. Die asiatischen Börsen folgten ihnen am Freitagmorgen, und auch in Europa ging es zunächst steil nach unten.
Auslöser der Nervosität unter den Anlegern waren Berichte, wonach einige Kunden der Bank offenbar Milliarden Dollar abgezogen haben, weil sie sich um die Stabilität des Instituts und ihre eigenen Konten sorgen. Darunter sollen mehrere große und einflussreiche Hedgefonds sein, wie den Kunden und der Bank nahestehende Personen sagen. Hintergrund sei die drohende US-Strafzahlung von bis zu 14 Milliarden Dollar, welche die Deutsche Bank überfordern dürfte, weshalb jüngst sogar Spekulationen um Staatshilfen aufgekommen waren.
Die nervösen Anleger flüchteten zunächst in Krisenwährungen wie den Yen und den Schweizer Franken. Im Tagestief am Morgen kostete der Euro nur 1,0813 Franken. Die starke heimische Währung lastete im frühen Handel zusätzlich auf den Aktienkursen. Der SMI fiel zeitweise auf 8.020 Punkte. Im Laufe des Tages verringerte er seine Abgaben, zumal auch der Franken wieder zurückkam und der Euro bis dicht an die Marke von 1,09 Franken aufwertete. Beobachter vermuteten, dass die Schweizerische Nationalbank interveniert haben könnte.
Im Laufe des Tages setzte sich überdies die Ansicht durch, dass die Befürchtungen um die Deutsche Bank sowie das europäische Bankensystem übertrieben sein könnten. Die Aktie der Deutschen Bank, die zeitweise erstmals seit Jahrzehnten unter 10 Euro gefallen war, erholte sich und verbuchte zum Schluss ein Plus von 6,4 Prozent auf 11,57 Euro. Die Aktien der schweizerischen Wettbewerber fanden ebenfalls in positives Terrain. UBS schlossen um 1,5 Prozent höher, Credit Suisse stiegen um 0,9 Prozent.
Auf dem SMI lastete ein Kursverlust des Indexschwergewichts Nestle von 0,7 Prozent. Die Pharmawerte Roche und Novartis wurden abermals verkauft und verloren 0,3 und 1,1 Prozent.
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September 30, 2016 11:59 ET (15:59 GMT)
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