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Öl monthly: Höhere Fördermengen sollten Preise drücken

Die von der OPEC und einigen Nicht-OPEC-Ländern beschlossenen Produktionskürzungen sind Anfang des Jahres in Kraft getreten. Die Rohölmärkte haben sich seither bei Preisen um 55 US-Dollar/Barrel (Brent) stabilisiert. Die ersten Produktionsschätzungen von Bloomberg und Reuters legen nahe, dass die OPEC es ernst meint mit den Förderkürzungen. Werden die Kürzungen über den gesamten Zeitraum von sechs Monaten beibehalten, dürfte sich im Jahresverlauf ein temporäres Defizit an den globalen Ölmärkten einstellen. Das bedeutet, dass die tägliche Nachfrage größer ist als die am Tag produzierte Rohölmenge, die Nachfrage also aus den Lagerbeständen bedient werden muss. Davon hängt der Erfolg der koordinierten Kürzungsmaßnahmen ab. Nach Ablauf der Förderkürzungen erwarten wir eine Fortsetzung des Kampfes um Marktanteile. Wir erwarten daher, dass die Ölpreise im Jahresverlauf unter Druck geraten. Die Ölpreise dürften Ende 2017 wieder weniger als 50 US-Dollar/Barrel kosten.

Umsetzungsquote überrascht die Märkte

Der Januar ist gerade zu Ende gegangen und damit auch der erste Monat seit Beginn der Kürzungsvereinbarungen zwischen elf OPEC- und elf Nicht-OPEC-Ländern. Die ersten Produktionszahlen sind auf den ersten Blick vielversprechend. Im Januar hat das Ölkartell die Fördermenge laut Bloomberg um 840 Tsd. Barrel/Tag (Reuters: 1,16 Mio.) ggü. Oktober, dem Referenzproduktionsniveau, auf das sich die Unterzeichner des Abkommens beziehen, reduziert. Somit hat das Ölkartell durchschnittlich 32,3 Mio. Barrel/Tag (exklusive Indonesien) gefördert. Das wiederum bedeutet, dass die Fördermenge noch immer 550 Tsd. Barrel/Tag oberhalb des Zielwertes von 31,75 Mio. Barrel/Tag liegt. Anhand der von Bloomberg veröffentlichten Daten lässt sich eine Umsetzungsquote von rund 83 % errechnen. Russland, der weltweit größte Förderer, kürzte die Fördermenge nach Angaben der zentralen russischen Verladeeinheit (CDU TEK) um ca. 100 Tsd. Barrel/Tag. Bei einem genauen Blick auf die Zahlen fällt das Urteil allerdings gemischt aus. Positiv zu bewerten ist die hohe Umsetzungsquote der Länder im Golfkooperationsrat. Saudi-Arabien und seine Partner haben die eigene Förderung stärker gekürzt als sie im November in Wien zugesagt hatten. Das größte OPEC-Land Saudi-Arabien hat mit 500 Tsd. Barrel/Tag den größten Beitrag zu den Kürzungen geleistet. Die anderen OPEC-Mitglieder, welche auch dem Golfkooperationsrat angehören, haben die Förderung um insgesamt 310 Tsd. Barrel/Tag gekürzt. Die Kooperation außerhalb des Golfkooperationsrats war, wie schon bei früheren Abkommen, nicht befriedigend. Bis auf Angola blieben die Länder hinter ihren Ankündigungen zurück. So hat u.a. der Irak seine Produktion lediglich um 120 Tsd. Barrel/Tag (lt. Reuters: -51 Tsd.) reduziert und damit deutlich weniger als die von ihm verlangten Kürzungen umgesetzt.

Erfolgreiche Umsetzung zur Normalisierung der Lagerbestände

Da es sich hierbei lediglich um temporäre Kürzungen handelt, erwarten wir keine nachhaltig höheren Rohölpreise. Vielmehr zielen die vereinbarten Fördermaßnahmen des Kartells in erster Linie darauf ab, eine Normalisierung der Rohölvorräte herbeizuführen. Die Lagerbestände sind in den vergangenen beiden Jahren im Zuge der Angebotsschwemme von Rohöl auf ein überdurchschnittlich hohes Niveau gestiegen, was zu einer extremen Volatilität bei den Preisen führte, da die Pufferfunktion der Reservehaltung aufgrund der übervollen Lager verloren ging. Eine Reduzierung der übervollen Ölspeicher geht daher mit der Reduzierung der Volatilität der Rohölpreise einher. Wir erwarten, dass sich die ersten Anzeichen der Normalisierung gegen Ende Februar einstellen werden, gegeben eine Transit- und Lieferzeit von rund 60 Tagen.

Nachfrage dürfte Angebot temporär übersteigen

Damit der Ölmarkt nachhaltig ins Gleichgewicht kommt und die sehr hohen Lagerbestände abgebaut werden, ist eine strikte Umsetzung des Abkommens über einen längeren Zeitraum erforderlich. Dies gilt auch vor dem Hintergrund einer wieder steigenden US-Ölproduktion und einer möglichen Ausweitung des Ölangebots aus Libyen und Nigeria, welche beide von den Produktionskürzungen ausgenommen sind. Die bislang bekannten Produktionskürzungen belaufen sich insgesamt auf ca. 1,4 Mio. Barrel/Tag. Damit wären die Ölmärkte laut aktuellen Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA bereits unterversorgt. Wir gehen gegenwärtig davon aus, dass die Märkte erst im zweiten Halbjahr ins Defizit rutschen. Die Nachfrage dürfte, aufgrund der sich insgesamt aufhellenden Weltkonjunktur, mit durchschnittlichen 1,3-1,4 Mio. Barrel/Tag wachsen. Eine Unterversorgung der Märkte im Gesamtjahr 2017 erwarten wir im gegenwärtigen Marktumfeld nicht. Bei einem Durchschnittspreis von 50 Dollar/Barrel (Brent) für das Jahr 2017 rechnen wir mit einer Ausweitung der US-Schieferölförderung bis Jahresende um 350 Tsd. Barrel/Tag. Bei einem durchschnittlichen Rohölpreis von 55 Dollar/Barrel dürfte es gar zu einer Ausweitung um 800 Tausend Barrel/Tag kommen. Zudem erwarten wir eine erneute Angebotsausweitung u.a. von Russland und Saudi-Arabien nach Ablauf des Förderabkommens. Der Kampf um Marktanteile wird fortgesetzt, um langfristig (Staats-)einnahmen sicherzustellen, d.h. der Kampf der Fracker gegen die OPEC geht in die zweite Runde.

Nuklearabkommen mit Iran stellt größtes Upside-Risiko dar

Das derzeit größte Upside-Risiko bei den Ölpreisen ist die Gefahr einer Aufkündigung des Nuklearabkommens mit dem Iran durch die USA. Das islamische Land hat in der vergangenen Woche (1. Februar) einen selbstgebauten Marschflugkörper getestet. Dieser Test könnte UN-Resolution 2231 verletzten. Darin wird der Iran aufgefordert, keine ballistischen Raketen zu starten, die auch nuklear bestückt werden könnten. Mit der Resolution 2231 vom Juli 2015 hatte der UN-Sicherheitsrat kurz nach dem Atomkompromiss den Weg für die Aufhebung von Iran-Sanktionen freigemacht. Daraufhin konnte das Land seine Ölexporte wieder aufnehmen, die Lager leeren und die eigene Förderung um mehr als 1 Mio. Barrel/Tag ausweiten. Das Land hat somit in den vergangenen eineinhalb Jahren zum Überangebot massiv beigetragen. Eine Aufkündigung des Abkommens würde somit unmittelbar ein Defizit an den globalen Ölmärkten erzeugen, sollte der Iran gezwungen sein, die Förderung wieder auf das Niveau von vor dem Abkommen (-1 Mio. Barrel/Tag). Das könnte in einem Preisanstieg zwischen 8 - 10 US-Dollar/Barrel münden. Das Risiko einer Aufkündigung sehen wir derzeit bei 20 %, vor allem da Donald Trump das Abkommen mehrfach als einen "schlechten Deal bezeichnet" hat. Allerdings wurden die Sanktionen gegen den Iran im Jahr 2015 durch eine Resolution des Weltsicherheitsrates aufgehoben, dementsprechend muss dort über neue Sanktionen verhandelt werden, wobei Russland mit Sicherheit ein Veto einlegen würde. China vermutlich auch, wenn es bei Trumps Taiwan-Politik bleibt. Einseitige Sanktionen der USA gegen den Iran führen zwangsläufig zu schlechteren Beziehungen zu Russland und das scheint Trump vermeiden zu wollen. Es ist auch nicht sicher, ob die Europäer bei erneuten Sanktionen mitmachen werden, da das Verhältnis zu den USA angespannt ist.

Ölpreisprognose

In unsrem Basisszenario (keine Sanktionen gegen den Iran) erwarten wir, dass nach Ablauf des Abkommens die Ölförderer, die gegenwärtig die Produktion kürzen, die Fördermenge wieder ausweiten werden, um Marktanteile zu gewinnen, sollte es zu fallenden Preisen an den Ölmärkten im Jahresverlauf kommen. Unseres Erachtens dürften die Marktteilnehmer die höheren Fördermengen alsbald antizipieren und der Ölpreis bis Ende des ersten Quartals auf 53 Dollar/Barrel (Brent) zurückfallen. Zum Halbjahr ist für Brent von einem weiteren Preisrückgang auf 50 US-Dollar/Barrel und zum Jahresende auf 47 USDollar/ Barrel auszugehen.


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