Von Joseph Adinolfi und Barbara Kollmeyer
NEW YORK (Dow Jones)--Die Rekordjagd der Wall Street endet am Freitag. Nachdem der mehrtägige Rekordlauf am Vortag bereits stark an Dynamik verloren hat, stehen die Börsenampeln nun auf Rot. Zudem dürfte das Volumen wegen des verlängerten Wochenendes ausdünnen; am Montag bleibt der Handel feiertagsbedingt in den USA geschlossen, was sicherheitsorientierte Anleger zusätzlich zu Verkäufen treiben könnte. Außerdem warte der Markt noch immer auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Steuerreform, die schließlich Auslöser der jüngsten Rally gewesen sei. Da Trump zumindest bei seinen Personalentscheidungen auf immer mehr Gegenwind bei seinen eigenen Parteifreunden stoße, steige auch die Verunsicherung hinsichtlich seiner Steuerpläne, heißt es im Handel. Verstärkt wird diese Sorge von Trump selbst, seine Äußerungen am Vortag deuten nicht auf eine rasche Steuerreform hin.
Gegen Mittag US-Ostküstenzeit verliert der Dow-Jones-Index 0,3 Prozent auf 20.558 Punkte, der S&P-500 fällt um 0,2 Prozent und der Nasdaq-Composite stagniert. "Wir sehen hohe Bewertungen und ein etwas überzogenes Sentiment, daher treten wir einen Schritt zurück und verkaufen ein paar Aktien", sagt Marktstratege Wouter Sturkenboom von Russell Investments. Mohannad Aama, Managing Director bei Beam Capital Management, erwartet sogar eine ausgedehntere Auszeit: "Am Aktienmarkt sind politische Fortschritte vollständig eingepreist." Konjunkturseitig gibt es wenig Unterstützung, der Index der Frühindikatoren ist im Januar einen Tick deutlicher als vorhergesagt gestiegen und verfestigt damit das ohnehin positive Konjunkturbild.
Kraft Heinz im Fokus
Unternehmensseitig steht Kraft Heinz im Fokus. Der Lebensmittelkonzern hat seinem europäischen Wettbewerber Unilever ein Angebot für einen Zusammenschluss gemacht. Zwar habe Unilever abgelehnt, doch Kraft Heinz verfolge ihr Ziel weiter, so der US-Konzern. Anleger sehen für beide Seiten das Positive an dem Projekt: Für Kraft Heinz geht es 7,7 Prozent nach oben, in Amsterdam klettern Unilever um über 13 Prozent. Mondelez International fallen dagegen um 2,1 Prozent. Der Süßwarenkonzern galt lange als Übernahmekandidat durch Kraft Heinz. Diese Spekulation wird nun vom Markt ausgepreist.
Die Aktie von Truecar macht einen Sprung um 8,5 Prozent, nachdem das Unternehmen besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen ausgewiesen hat. Zudem hob das Unternehmen, das online Informationen zum Automarkt liefert, den Ausblick an. Für Arista Networks geht es sogar um 18,7 Prozent nach oben. Das Unternehmen profitiert weiter von der starken Nachfrage nach Cloud-basierten Lösungen und übertraf im Berichtsquartal die kursierenden Analystenschätzungen. Zudem hob Arista den Ausblick an.
Die Deere-Aktie dreht 0,2 Prozent ins Minus. Der Landmaschinenkonzern hat seinen operativen Gewinn im ersten Geschäftsquartal um fast die Hälfte gesteigert und die Erwartungen auch beim Umsatz übertroffen. Gleichwohl dürfte die Schwäche des US-Geschäfts anhalten. Weniger gut kommen die Geschäftszahlen des Nahrungsmittelherstellers Campbell Soup an, die unter den Prognosen liegen. Die Aktie sinkt um 7,0 Prozent.
Ölpreis kommt zurück
Der Ölpreis tendiert aktuell leichter, nachdem die vergangenen Tage sehr wechselhaft verlaufen sind. Einerseits sind die Reserven in den USA kräftig gewachsen, andererseits setzen viele Teilnehmer auf weitere Förderbeschränkungen des Erdölkartells Opec. Sollten diese zu Preissteigerungen führen, ist wieder mit einem Anschwellen der US-Produktion und damit einer möglichen Neutralisierung bei den Preisen zu rechnen. Das Barrel der Sorte WTI verliert 0,6 Prozent auf 53,06 Dollar, Brent geht 0,3 Prozent leichter um.
Der Dollar hat seinen jüngsten Abwärtslauf erst einmal gestoppt, kann aber nur wenig verlorenes Terrain zurückgewinnen. Zuletzt hatten die politischen Unsicherheiten in den USA die heimische Währung belastet. Nun fällt der Euro auf 1,0615 Dollar nach einem Tageshoch bei rund 1,0680 Dollar. Impulse sind gegenwärtig nicht in Sicht. Der Goldpreis gibt seine Tagesaufschläge mit dem steigenden Dollar wieder vollständig ab und zeigt sich aktuell mit 1.239 Dollar je Feinunze praktisch unverändert. Doch bestätigen Händler ein übergeordnet hohes Interesse an Gold. Das Sicherheitsbedürfnis der Anleger sei nach der chaotischen Pressekonferenz von Trump am Vortag nicht geringer geworden, heißt es.
Auch der vermeintlich sichere Rentenhafen wird von Anlegern angesteuert. Bei den zehnjährigen Anleihen drücken steigende Notierungen die Renditen um 3 Basispunkte auf 2,42 Prozent. Händler blicken zur Erklärung für das gestiegene Sicherheitsbedürfnis auch nach Europa, wo die im März und April anstehenden Wahlen in den Niederlanden und Frankreich Sorgen bereiten.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 20.555,83 -0,31 -63,94 4,01 S&P-500 2.342,57 -0,20 -4,65 4,63 Nasdaq-Comp. 5.816,70 0,03 1,80 8,05 Nasdaq-100 5.304,20 0,07 3,56 9,06 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,20 0,0 1,20 0,0 5 Jahre 1,91 -2,5 1,93 -1,4 7 Jahre 2,22 -3,2 2,26 -2,3 10 Jahre 2,42 -3,0 2,45 -2,7 30 Jahre 3,02 -2,6 3,05 -4,5 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:13 Do, 17:27 % YTD EUR/USD 1,0614 -0,54% 1,0672 1,0675 +0,9% EUR/JPY 119,8024 -0,95% 120,9559 120,85 -2,6% EUR/CHF 1,0643 -0,02% 1,0646 1,0656 -0,6% EUR/GBP 0,8540 +0,00% 0,8539 1,1710 +0,2% USD/JPY 112,86 -0,43% 113,35 113,23 -3,5% GBP/USD 1,2429 -0,54% 1,2497 1,2500 +0,7% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 53,14 53,36 -0,4% -0,22 -2,8% Brent/ICE 55,54 55,65 -0,2% -0,11 -3,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.238,12 1.239,08 -0,1% -0,97 +7,5% Silber (Spot) 18,06 18,10 -0,2% -0,04 +13,4% Platin (Spot) 1.003,35 1.013,00 -1,0% -9,65 +11,0% Kupfer-Future 2,70 2,72 -0,7% -0,02 +7,8% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/flf/raz
(END) Dow Jones Newswires
February 17, 2017 12:34 ET (17:34 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.