WOLFSBURG/BERLIN (dpa-AFX) - VW
Diess sagte der Zeitung, er habe sich zuletzt bei einigen Beförderungen erkundigt, ob die betreffenden Mitarbeiter der Gewerkschaft angehören. Etwa die Hälfte des oberen Managements sei auch Mitglied der IG Metall. "Falls wirklich für die Beförderung eine Mitgliedschaft in der IG Metall Voraussetzung gewesen wäre, wäre dies ein klarer Compliance-Verstoß", meinte Diess mit Blick auf Regeln zur ordnungsgemäßen Unternehmensführung. "Verantwortungsbewusstes Management darf bei solchen Indizien nicht wegsehen."
In der vorigen Woche hatte Diess Unmut auf sich gezogen, weil die Frage nach der Gewerkschaftszugehörigkeit nach einem Bericht des "Manager-Magazins" bekanntgeworden war. Die IG Metall sorgt sich, dass Mitarbeitern die Mitgliedschaft negativ ausgelegt werden könnte.
"Jetzt haben sich die Vermutungen bestätigt, dass Herr Diess unzulässig nach der Gewerkschaftsmitgliedschaft gefragt hat. Damit hat er klar gegen Arbeitsrecht verstoßen", sagte eine Sprecherin. "Diesen Verstoß will er anscheinend durch Vorwürfe an Betriebsrat und IG Metall verschleiern und damit von seinem Fehlverhalten ablenken." Mitglied zu sein, dürfe nicht zum Hindernis für die Karriere werden.
Wie viele Mitarbeiter in der VW-Belegschaft und im oberen Management in der IG Metall sind, wollte die Gewerkschaft mit Verweis auf den Datenschutz nicht sagen. Die Mitgliederquote bei VW gilt als hoch. Die Arbeitnehmerseite spielt in Wolfsburg eine selbst für deutsche Industrieunternehmen relativ große und bedeutende Rolle, bei vielen Einstellungen und Beförderungen hat der Betriebsrat Mitspracherecht.
Diess streitet sich derzeit mit Betriebsratschef Bernd Osterloh um den über mehrere Monate ausgehandelten Sparkurs der renditeschwachen Hauptmarke. Der Betriebsrat wirft dem Manager Wortbruch vor und hat Projekte vorerst auf Eis gelegt. Bei dem Konflikt geht es etwa darum, wie viele Leiharbeiter das Unternehmen verlassen müssen.
Nach Angaben eines Betriebsratssprechers waren sich beide Seiten kurz vor der Betriebsversammlung näher gekommen. Es habe "konstruktive Gespräche" gegeben. "Dabei haben sich erste Lösungsansätze abgezeichnet. Mit weiteren Informationen für die Belegschaft ist am Dienstag zu rechnen." Zu Gast bei dem nicht-öffentlichen Treffen ist diesmal Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU).
Im politischen Berlin ist die Aufarbeitung der Diesel-Affäre bei VW weiter ein Thema. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags hatte in der vergangenen Woche unter anderem Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zur Rolle der Bundesregierung bei der Kontrolle auffälliger Abgaswerte befragt. Der frühere VW-Chefaufseher Ferdinand Piëch lehnte eine Aussage vor dem Gremium am Montag dagegen erneut ab, wie sein Anwalt Gerhard Strate in einem Brief erklärte./men/DP/stb
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