FAIRBANKS (dpa-AFX) - Die Erwärmung der Erde belastet die Arktis doppelt so stark wie den Rest der Welt. Vor allem Ureinwohner fürchten um ihre Lebensgrundlage und letztlich um ihre Identität als Naturvölker. Die Deutsche Presse-Agentur sprach am Rande des Arktischen Rates in Fairbanks (Alaska) mit dem republikanischen US-Senator Dan Sullivan über Klimawandel und die US-Position zum Pariser Klimaabkommen.
Frage: Herr Senator, die Arktis steht als Weltregion vor tiefgreifenden Herausforderungen. Die Ureinwohner fürchten um ihre nackte Existenz. Was ist zu tun?
Antwort: Wenn man über die Arktis spricht, spricht man sehr oft von Herausforderungen, Klimawandel, zurückgehendem Eis. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Chancen. Telekommunikation, zusätzliche Infrastruktur, die Entwicklung natürlicher Ressourcen und die Öffnung kommerzieller Schifffahrtsrouten. Das alles hat Potenzial. Menschen, die in der Arktis leben, brauchen diese Möglichkeiten. Sie brauchen Hoffnung, eine Vision.
Frage: Das heißt, Sie halten die Anstrengungen gegen den Klimawandel - etwa im Pariser Klimaabkommen - für falsch?
Antwort: Die Regierung Trumps schaut sich gegenwärtig das Pariser Klimaabkommen genau an. Die Rechtslage, die Art, wie "Paris" in den USA eingeführt wurde, ist rechtlich sehr suspekt; nach Meinung von Rechtsgelehrten ist sie wahrscheinlich verfassungswidrig. Solche großen internationalen Deals sollten durch den Senat gehen.
Frage: Das ist aber wohl nicht das einzige Problem, das die gegenwärtige US-Regierung mit dem Abkommen hat?
Antwort: Die Beiträge, die Länder wie China unter dem Paris-Abkommen versprochen haben, sind weniger weitgehend als etwa die der EU, Deutschlands oder auch der Vereinigten Staaten. Ich glaube, die meisten Amerikaner stellen das ernsthaft in Frage. Es gibt einen großen internationalen Fonds, von dem auch Länder wie China profitieren. Warum sollten die USA und Deutschland Geld zur Verfügung stellen, um Chinas Programme für saubere Energie zu finanzieren?
Frage: Das heißt, sie würden dafür plädieren, dass die USA aus dem Pariser Abkommen aussteigt?
Antwort: Ich folge den Diskussionen darüber sehr eng. Ich habe mir noch keine klare Meinung dazu gebildet. Aber wenn das Abkommen so, wie es jetzt ist, in den Senat kommen würde und ich müsste darüber abstimmen - dann wäre ich sehr, sehr skeptisch.
Frage: Was würden Sie denn als Alternative zu dem sehen, was die USA unter Präsident Barack Obama in Paris versprochen hat?
Antwort: Wir müssen auf alle Energieträger schauen: Gas, Kohlenwasserstoffe, ja, aber auch Wasserkraft, Wind, Geothermie. In Alaska haben wir alles. Das ist die beste Möglichkeit. Die Treibhausgasemissionen der USA gingen runter, weil wir eine riesige Gasrevolution erlebt haben. Eine enorme Innovation bei den Fähigkeiten, Erdgas zu fördern. Wenn wir in der Lage wären, es nicht nur hier zu produzieren, sondern auch zu exportieren, zum Beispiel nach China, dann würde das mehr bringen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu dämpfen, als alles, was im Pariser Abkommen steht.
Zur Person: Dan Sullivan ist seit 2015 einer der 100 Senatoren im "Oberhaus" des US-Kongresses. Er arbeitet unter anderem im Umweltausschuss und im Verteidigungsausschuss mit. Sullivan stammt aus dem Bundesstaat Ohio und kam als Mitglied des US-Marine-Korps nach Alaska. Der Wirtschaftswissenschaftler und Jurist ist 52 Jahre alt./dm/DP/fbr
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