Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Deutschland und Indien wollen noch näher zusammenrücken. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des indischen Premierministers Narendra Modi wurden bei den gemeinsamen Regierungskonsultationen in Berlin mehrere Absichtserklärungen und Verträge unterzeichnet. "Indien ist eine Demokratie und Indien setzt darauf, dass die Welt vernetzt ist und dabei vernünftig gestaltet wird. Deutschland möchte hier ein fairer Partner sein", sagte Merkel nach der Unterzeichnung.
Premier Modi lobte die Gastgeberin in den höchsten Tönen und sprach von wertvollen Visionen, die Merkel für die Weltpolitik habe. "Die Partnerschaft ist für beide Länder von Vorteil. Wir haben, was die wirtschaftlichen Beziehungen anbelangt, einen Quantensprung hingelegt", erklärte der Premierminister. Modi traf bereits am Montag in Deutschland ein und wurde auf Schloss Meseberg von Merkel empfangen.
Unterzeichnet wurden Absichtserklärungen und Verträge zur engeren Zusammenarbeit bei Cyber-Technologie, Digitalpolitik, Manager- und Berufsausbildung und Klimaschutz. Deutschland will Umweltschutz und moderne Stadtplanung mit billigen Krediten in Höhe von 1 Milliarde Euro voran bringen. Indien will von Deutschland vor allem lernen, wie es die hunderte Millionen von jungen Leuten anständig ausbilden und qualifizieren kann.
Neue Allianzen nach dem Ärger mit Trump
Die Kanzlerin hofft nach dem enttäuschenden G7-Gipfel in Italien und der Blockadehaltung von US-Präsident Donald Trump auf neue Verbündete bei den Themen Freihandel, Klimaschutz und Steuerung der Migration. Ihre große Runde mit den Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im Juli in Hamburg will sich die CDU-Vorsitzende nicht von Trump zerschießen lassen.
Die deutsche Wirtschaft knüpft ebenfalls große Hoffnungen an die größte Demokratie der Welt. Das Land mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern erreichte vergangenes Jahr ein Wachstum von über 7 Prozent und für das laufende wird damit gerechnet, dass die Konjunktur dieses Tempo halten wird. Das Handelsvolumen belief sich 2016 auf 17 Milliarden Euro. Davon waren knapp 10 Milliarden Euro Exporte aus Deutschland. Nach den Zahlen der Außenhandelskammer sind 1.800 deutsche Unternehmen auf dem riesigen Markt aktiv.
Hohe Hürden für deutsche Firmen
Hindernisse für diese Firmen sind die grassierende Korruption, eine undurchsichtige Verwaltung, mangelnde Rechtssicherheit, fehlende Infrastruktur und hohe Zölle. "Mit Blick auf Zölle und weitere Handelshemmnisse muss Indien sich stärker öffnen, damit unsere Unternehmen ihr Engagement im Land ausbauen", sagte der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA), Hubert Lienhard, im Vorfeld des Treffens. Doch die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Neu Dehli und der Europäischen Union liegen seit 2013 auf Eis. Nach Berechnungen des Münchner ifo-Instituts könnte der Abschluss eines Handelspaktes die deutsche Wirtschaftsleistung um rund 5 Milliarden Euro steigern.
Merkel wird am Mittwoch mit dem chinesischen Ministerpräsident Li Keqiang den Regierungschef einer weiteren asiatischen Großmacht empfangen.
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May 30, 2017 07:14 ET (11:14 GMT)
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