FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Donnerstagmittag tiefer. Die höheren Kurse im frühen Handel wurden schnell von Anlegern dazu genutzt, Positionen abzubauen. Von richtigem Abgabedruck ist bisher allerdings nicht die Rede. In den USA wird weiterhin auf die fehlende Einigung der US-Politik auf ein neues Konjunkturpaket gewartet. Ansonsten könnte die in der vergangenen Woche ausgelaufene Arbeitslosenunterstützung von 600 Dollar pro Woche zu einem starken Einbruch der US-Konsumausgaben führen.
Die Augen sind am frühen Nachmittag auf die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gerichtet. Dort wird im Konsens mit einem Anstieg um 1,4 Millionen gerechnet. Der ADP-Bericht am Vortag war sehr schwach ausgefallen und drückte auf das Sentiment an den Börsen.
Der Donnerstag ist international einer der Höhepunkte der Berichtssaison. Allein in den USA werden fast 600 Unternehmensberichte vorgelegt, im DAX sind es Siemens, Adidas, Henkel, Merck KGaA, Munich Re und Beiersdorf. Die Investoren sind daher voll mit den Quartalsberichten beschäftigt. Der DAX notiert am Mittag um 0,8 Prozent tiefer bei 12.555 Punkten, der Euro-Stoxx-50 handelt 1,1 Prozent tiefer bei 3.234 Punkten.
Bessere Aufträge in Deutschland
Als "faustdicke Überraschung" bezeichnet Martin Moryson, Chefvolkswirt der DWS für Europa, die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juni. Sie hätten um mehr als ein Viertel gegenüber dem Vormonat (plus 27,9 Prozent) zugelegt. Dabei sind die Aufträge aus dem Inland mit 35,3 Prozent so kräftig angestiegen, dass sie das Vorjahresniveau wieder übertroffen haben, wie der Stratege unterstreicht: "Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass Deutschland die Krise ziemlich gut gemeistert hat". Alles in allem bleibe es ein sehr positives Bild. Die Auftragsbücher seien aktuell gut gefüllt, das lasse Gutes für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten hoffen, zeigt sich Moryson zuversichtlich.
Siemens überrascht positiv
Positiv überrascht unter den DAX-Schwergewichten hat Siemens: Die Zahlen sind überall deutlich über den Schätzungen ausgefallen und treiben die Aktien um 2,4 Prozent nach oben. Beim Ausblick hält sich Siemens dennoch weiter bedeckt und will keine Ergebnisprognose abgeben. Der Umsatz soll um bis zu 5 Prozent schwächer ausfallen als im Vorjahr.
Adidas ziehen um 3,7 Prozent an. Umsatz und Bruttomarge liegen für das zweite Quartal laut der Royal Bank of Canada (RBC) über den Erwartungen. Zum geringer als erwartet ausgefallenen Umsatzrückgang von 34 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro haben vor allem Asien-Pazifik und Nordamerika beigetragen. Im Handel wird auf den Ausblick für das dritte Quartal verwiesen. Dieser impliziere eine Verbesserung des Betriebsergebnisses um rund 1 Milliarde Euro.
Mit Henkel und Beiersdorf haben hingegen gleich zwei defensive Konsumwerte enttäuscht und fallen um 1,1 bzw. 3,8 Prozent. Der Gewinn von Beiersdorf liege knapp 10 Prozent unter den Schätzungen seines Hausanalysten, sagt ein Händler.
Bei Merck KGaA geht es 1,5 Prozent abwärts. Hier lag der Nettogewinn unter Erwartung. Munich Re reagieren auf die Quartalszahlen mit Abgaben von 4,4 Prozent. Für die Analysten der Citi belastet die Unsicherheit um künftige Verluste aus der Covid-19-Pandemie ebenso wie die schwächere Solvabilität.
Lufthansa geben nach anfänglichen Gewinnen nun 1,6 Prozent nach. Wegen der Covid-19-Pandemie verzeichnete die Fluggesellschaft im zweiten Quartal einen starken Umsatz- und Ergebniseinbruch, wie die Analysten der DZ Bank betonen.
Credit Agricole und ING überzeugen
In Europa haben Großbanken wie Credit Agricole (minus 1 Prozent) und ING (plus 5,3 Prozent) Geschäftszahlen vorgelegt, die überwiegend gut ankommen. Positiv stellen die Analysten der Citi die Kapitalquote der ING heraus, die mit 15 Prozent sehr hoch sei. Diese liege 100 Basispunkte über der Konsensschätzung und 60 Basispunkten über der Citigroup-Prognose.
Bei Continental-Konkurrent Pirelli sind die Zahlen unter den Erwartungen ausgefallen. Während sich die Umsätze im Rahmen der Erwartungen bewegten, lagen auch hier die Gewinne darunter. Daneben hat der Reifenhersteller den Ausblick für 2020 gesenkt - wenngleich auch nur leicht. Die Aktie verliert 2,8 Prozent. Besser ist es bei Zeitarbeitsfirma Adecco gelaufen. So stark wie befürchtet lastete Corona doch nicht auf den Geschäftszahlen. Morgan Stanley äußert sich positiv. Die Aktien steigen um 5 Prozent.
Der angekündigte Dividendenausfall von Glencore drückt auf den gesamten Minensektor. Es wird befürchtet, dass andere Minenbetreiber dem Beispiel folgen könnten. Rio Tinto verlieren 4,9 Prozent, BHP Billiton 0,8 Prozent und Anglo American 2,3 Prozent. Für Glencore geht es 5,6 Prozent nach unten.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.234,12 -1,05 -34,26 -13,65 Stoxx-50 2.938,58 -1,09 -32,50 -13,65 DAX 12.555,01 -0,83 -105,24 -5,24 MDAX 26.809,64 -0,25 -66,60 -5,31 TecDAX 3.006,03 -0,37 -11,23 -0,30 SDAX 12.023,89 -0,23 -28,26 -3,90 FTSE 5.987,53 -1,92 -117,19 -19,06 CAC 4.873,03 -1,22 -60,31 -18,48 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,54 -0,03 -0,78 US-Zehnjahresrendite 0,52 -0,03 -2,16 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:03 Uhr Mi, 17:42h % YTD EUR/USD 1,1846 -0,16% 1,1883 1,1900 +5,6% EUR/JPY 125,01 -0,21% 125,37 125,47 +2,5% EUR/CHF 1,0761 -0,14% 1,0794 1,0775 -0,9% EUR/GBP 0,8994 -0,54% 0,9046 0,9058 +6,3% USD/JPY 105,54 -0,06% 105,52 105,45 -3,0% GBP/USD 1,3171 +0,38% 1,3144 1,3137 -0,6% USD/CNH (Offshore) 6,9483 +0,07% 6,9394 6,9347 -0,3% Bitcoin BTC/USD 11.690,26 -0,73% 11.613,26 11.672,89 +62,1% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 41,71 42,19 -1,1% -0,48 -27,8% Brent/ICE 45,04 45,17 -0,3% -0,13 -27,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.049,92 2.040,00 +0,5% +9,92 +35,1% Silber (Spot) 27,74 27,03 +2,6% +0,72 +55,4% Platin (Spot) 970,33 969,75 +0,1% +0,58 +0,6% Kupfer-Future 2,90 2,91 -0,6% -0,02 +2,7% ===
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August 06, 2020 06:59 ET (10:59 GMT)
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