FRANKFURT (dpa-AFX) - Frankfurt wird nach Einschätzung des Deutsche-Bank-Chefs John Cryan nach dem Brexit das neue europäische Finanzzentrum. Die laufende Debatte, welcher Standort am meisten gewinnen könnte, wenn sich London erst einmal außerhalb der Europäischen Union befinde, könne er nicht ganz nachvollziehen, sagte Cryan am Mittwoch auf einer Bankentagung in Frankfurt. "Diese Voraussetzungen bringt nur eine europäische Stadt mit, und das ist Frankfurt."
"Hier sind die relevanten Aufsichtsbehörden, große Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen, es gibt hervorragende Datenleitungen in die ganze Welt und wir haben einen internationalen Flughafen vor der Tür", untermauerte Cryan seine Einschätzung. "All das spricht dafür, an den Main zu ziehen, wenn man die Themse verlassen muss."
Mit dem anstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU dürfen die Banken viele Geschäfte in Kontinentaleuropa nicht mehr aus der Finanzmetropole London heraus erledigen. Deshalb gibt es seit Monaten die Debatte, in welche EU-Städte die Jobs wandern werden. In Städten wie Dublin, Amsterdam und Paris würden zwar auch Arbeitsplätze entstehen, sagte Cryan. "Aber keiner dieser Standorte hat die Strukturen, um wirklich einen substanziellen Teil des Geschäfts aus London zu übernehmen."
Auch die Deutsche Bank wird Jobs in ihre Heimatstadt zurückholen. Laut Cryan sei die Frage nun: "Wie viel Geschäft wird Frankfurt bekommen?" Denn die Bankenmetropole am Main konkurriere auch mit internationalen Finanzzentren wie Singapur oder New York.
Cryan stellte klar, dass er keine laxere Regulierung oder Änderungen im deutschen Arbeitsrecht fordert. Es gehe eher um neue Wohnviertel, Theater oder mehr internationale Schulen. "Der Brexit könnte also zu einem riesigen Konjunkturprogramm für Frankfurt werden. Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt müssen es nur wollen."/das/ben/zb
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AXC0081 2017-09-06/10:05