FREISING (dpa-AFX) - Borkenkäfer machen den Waldbesitzern dieses Jahr insbesondere in Bayern massiv zu schaffen. Ein warmer Herbst, ein milder Winter und dann schon früh im Jahr Temperaturen um 18 Grad - damit sind die Käfer früh geschlüpft und haben sich zahlreich vermehrt. "Es ist rasant losgegangen, wir haben eine große Befallsdichte", sagte ein Sprecher der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. "Außergewöhnlich ist das Tempo der Entwicklung - es ging noch nie so schnell wie heuer." Vor allem trifft es Fichten. Auch in anderen Bundesländern sind die Baumschädlinge aktiv.
In den meisten Fichtenregionen Mitteleuropas nähmen Borkenkäfer-Schäden seit dem vergangenem Jahr wieder zu, berichtet Rainer Hurling von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Diese registriert die Borkenkäfer in Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, wo ebenfalls steigende Schäden verzeichnet werden. "Allerdings haben wir es hier mit einem deutlich geringerem Befallsanstieg zu tun als er aus den südlicheren Ländern gemeldet wird, insbesondere aus den Alpenanrainerstaaten", erläutert Hurling. "Zwar beobachten auch wir zunehmende Schäden in Berglandregionen sowie im südlichen Hessen, jedoch nur in einem Ausmaß, dass von den Forstbetrieben bisher im Rahmen der Bewirtschaftung gebändigt werden kann."
Auch im Südschwarzwald und am Bodensee gebe es mehr Borkenkäfer in den Bäumen als in den Vorjahren, teilte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg mit. Das liege wohl daran, dass der Juni hier recht trocken war. Allerdings sei auch hier die Lage nicht bedrohlich und nicht zu vergleichen mit Bayern.
Dort arbeiten Waldbesitzer dagegen unter Hochdruck: Sie müssen die befallenen Bäume rasch finden, fällen und mindestens eine halben Kilometer aus dem Wald schaffen - sonst breitet sich der Käfer noch mehr aus. Nach Angaben des Landesagrarministeriums sind besonders Niederbayern, Teile Oberbayerns sowie die südliche Oberpfalz betroffen.
"Wir wissen, dass in Bayern, in Tschechien und in Teilen Österreichs eine starke Borkenkäferdynamik vorhanden ist", sagte Martin Neumeyer, Vorstandschef der Bayerischen Staatsforsten. "Auch im Staatswald ist die Situation in einigen Regionen angespannt." Das hänge sehr stark an den örtlichen Bedingungen, am Witterungsverlauf - und an den Schadensgebieten des Sturmes Niklas von 2015. "Niklas-Gebiete sind auch Borkenkäfergebiete. Das sind Folgewirkungen des Sturms", sagte Neumeyer. Denn im ausgelichteten Wald sei es wärmer - der Käfer vermehre sich stärker. Seit Niklas haben die Staatsforsten eine Borkenkäfer-Taskforce und eine App, um befallene Bäume schnell zu registrieren und dann rasch aus dem Wald zu holen.
2016 holten die Staatsforsten in Bayern mehr als 4,8 Millionen Festmeter Holz aus dem Wald, 700 000 Festmeter waren befallen. "Wir sind immer noch optimistisch, dass uns vielleicht die Witterung hilft, dass es etwas kühler wird und regelmäßig regnet. Aber wir rechnen schon damit, dass es dieses Jahr mehr Borkenkäferholz gibt", sagte Neumeyer.
Beim LWF heißt es, seit 2015 habe die Gefährdung durch Buchdrucker massiv zugenommen. Diese Borkenkäferart befällt Fichten, die trotz des laufenden Umbaus zum Mischwald immer einen hohen Anteil in den Wälder haben. Ihre Fraßspuren erinnern an Schriftzeichen - daher der Name. Weil gerade Fichten durch die Hitze und den Wassermangel angeschlagen sind, finden Buchdrucker optimale Bedingungen. Sie fressen sich horizontal unter der Rinde durch und kappen damit die Wasserleitungsbahnen, die den Baum versorgen. Der Befall ist an Bohrmehl in Rindenschuppen oder um den Baum herum zu erkennen./sd/hu/DP/das
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