BERLIN (dpa-AFX) - Air Berlin
"Ich kann verstehen, dass sich die Menschen in Deutschland nun fragen, ob die Preise steigen", sagte Spohr der "Bild am Sonntag". "Fakt ist, dass Fliegen nie günstiger war als heute. Und dieser langjährige Trend wird sich sicher nicht umkehren." Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann betonte, dass auch der Deal mit Easyjet Vorteile für die Passagiere habe: "Das ist auch gut für den Luftverkehrsstandort Deutschland, da Wettbewerb und attraktive Angebote erhalten bleiben."
Die letzte Maschine der Air Berlin, eine Airbus
Lufthansa-Chef Spohr sprach mit Blick auf die Eingliederung der Air-Berlin-Teile von einer "Mammutaufgabe einer so noch nie da gewesenen Integration". 81 von 140 Flugzeugen will Lufthansa übernehmen, dazu 3000 Mitarbeiter, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen sollen. "Es müssen Flugzeuge übertragen werden, Verhandlungen mit den Leasinggesellschaften stehen an, für das Umlackieren der Flugzeuge müssen Kapazitäten gebucht werden, und wir brauchen viele Tausend Schulungs- und Trainingseinheiten für die neuen Mitarbeiter", sagte Spohr der "Bild am Sonntag".
Air Berlin und Easyjet unterzeichneten eine Vereinbarung über die Übernahme von Teilen des Flugbetriebs in Tegel für 40 Millionen Euro. Bisher war Easyjet am Standort Berlin ausschließlich am Flughafen Schönefeld aktiv. Für die 25 Maschinen will Easyjet wiederum Leasingverträge abschließen. Die Transaktion soll im Dezember vollzogen werden, wie die britsche Airline mitteilte.
Easyjet will von Tegel aus Flüge innerhalb Deutschlands und zu weiteren Zielen in Europa anbieten. Über den Winter solle zunächst ein abgespeckter Flugplan gelten, der Sommerflugplan solle dann komplett werden, kündigte die Airline an. Details zu den Verbindungen sollen noch bekannt gegeben werden.
Die neuen Mitarbeiter würden "in den kommenden Monaten eingestellt", auf der Grundlage von mit der Gewerkschaft Verdi ausgehandelten Tarifverträgen, teilte Easyjet mit. Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle erklärte, für die Beschäftigten solle es keine materiellen Einbußen geben. "Das gibt sehr vielen Beschäftigten von Air Berlin eine reelle Chance und berufliche Sicherheit für die Zukunft." Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo bezeichnete das Jobangebot im Berliner Radiosender 105'5 Spreeradio als "kleinen Lichtblick in dieser katastrophalen Situation".
"Alle Unternehmensteile der Air Berlin sind jetzt verkauft", teilte der Generalbevollmächtigte im Insolvenzverfahren bei Air Berlin, Frank Kebekus, am Samstag mit. "Damit haben wir einen letzten wichtigen Meilenstein in den Bieterverhandlungen erreicht."
Für weit mehr als 6000 Mitarbeiter haben sich Angaben von Air Berlin zufolge neue berufliche Perspektiven ergeben. Von den bis zu 3000 Mitarbeitern, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings unterkommen sollen, sollen rund 1700 mit den Air-Berlin-Töchtern Niki und LGW direkt übernommen werden. Auf die anderen 1300 Stellen können sich Interessenten bewerben.
Für 1200 Beschäftigte des Bodenpersonals in Berlin und 550 Mitarbeiter der Air-Berlin-Technik besteht die Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft zu gehen. 300 Mitarbeiter der Air-Berlin-Technik sollen von der Berliner Logistikfirma Zeitfracht und der Wartungsfirma Nayak übernommen werden. Hunderte Mitarbeiter haben Unternehmensangaben zufolge Air Berlin bereits verlassen.
Air Berlin war nach Lufthansa seit dem Jahr 2003 die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft. Mit 1,5 Milliarden Euro verschuldet musste Air Berlin Mitte August Insolvenz anmelden. Der Flugbetrieb konnte dank eines Überbrückungskredites des Bundes über 150 Millionen Euro bis Freitag aufrechterhalten werden./sba/DP/jha
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AXC0026 2017-10-29/13:48