FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. September 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eigentlich ist die Welt der Börsianer relativ einfach gestrickt. Da bedarf es lediglich eines Wochenendes, um die Gefahr einer Eskalation der Krise zwischen den USA und Nordkorea auszuschließen, weil gerade am Staatsfeiertag des 9. September, dem Gründungsdatum Nordkoreas, keine weitere Testrakete abgeschossen worden ist. Nur kurze Zeit später stellt sich auch noch heraus, dass der Schaden, den der Hurrikan "Irma" in Florida und anderswo angerichtet hat, zwar beträchtlich, aber erheblich niedriger als erwartet ausgefallen ist - und schon scheinen alle großen Risiken am Aktienmarkt offenbar ausgeräumt. Und wenn es auch noch zu guter Letzt wie gestern geschehen eine Rede von US-Finanzminister Steven Mnuchin gibt, der eine Steuerreform noch in diesem Jahr, möglicherweise sogar bis 1. Januar 2017 rückwirkend, in Aussicht stellt, obwohl deren Finanzierung keineswegs sichergestellt ist, können die Börsenampeln logischerweise eigentlich nur auf Grün stehen. Allein der Kursgewinn des DAX, der im Wochenvergleich 3,5 Prozent betragen hat, zeigt, dass zumindest ein Teil der Akteure mit derlei Überraschungen nicht gerechnet hat.
Dies gilt zum Teil auch für die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Anleger, deren Stimmung sich gegenüber der Vorwoche schlagartig verbessert hat. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 20 Punkte auf einen Stand von +18 Punkte gestiegen. Damit ist der höchste Index-Wert seit 15. Februar, als das Börsenbarometer ebenfalls auf +18 Punkte stand, erneut erreicht worden.
Dieser starke Sprung verdankt sich einem deutlichen Umdenken vormals pessimistisch eingestellter Marktteilnehmer (9 Prozent aller Befragten), die nicht nur schlagartig ihre Absicherungen gegen Kursrückgänge des DAX aufgelöst, sondern sich auch noch direkt ins Bullenlager begeben haben: Die Angst vor einem typisch schwachen Börsenmonat September ist also einem frisch aufgekeimten Optimismus gewichen.
Hausgemachter DAX-Anstieg
Diesen Trend wollten sich auch die Privatanleger offensichtlich nicht entziehen, in dieser Anlegergruppe sich eine ähnliche Entwicklung abgespielt hat: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index stieg um 18 Punkte auf einen Stand von +19 Punkte und damit auf ein neues Jahreshoch.
Dass die Investoren nicht nur hierzulande noch vor einigen Tagen völlig anders gedacht haben, zeigt etwa die jüngste Umfrage unter Fondsmanagern von BofA Merrill Lynch, deren Absicherungsbedürfnis gegen Kursrückgänge am Aktienmarkt relativ ausgeprägt war - das größte Extrem-Risiko wurde in der vom 1. bis 7. Oktober erhobenen Umfrage bezeichnenderweise in der Nordkorea-Krise gesehen. Immerhin blieb die bisherige Übergewichtung internationaler Investoren in Aktien der Eurozone gegenüber dem Vormonat fast erhalten (netto 54 Prozent gegenüber 56 Prozent im August), wofür auch die Entwicklung des Euro-Kurses gegenüber dem US-Dollar während der vergangenen Wochen spricht.
Damit ist der jüngste Anstieg des DAX weitgehend hausgemacht. Die neuen bullishen Positionierungen werden durch unsere Sentiment-Indizes reflektiert, deren Jahreshöchststände zu denken geben sollten. Zum einen, weil die neuen Optimisten schnell nervös werden könnten, wenn sich nicht bald weitere Kurszuwächse einstellen. Zum anderen würde ein weiterer Anstieg des Börsenbarometers schon bald durch Gewinnmitnahmen (möglicherweise zwischen 12.700 und 12.800 Zählern) behindert werden. Allerdings wäre im Falle von größeren Rücksetzern noch ausreichend Nachfrage vorhanden, um den DAX auf der anderen Seite zu stützen. Zwar sind die heutigen Börse Frankfurt Sentiment-Indizes deutlich ausgefallen, doch der Optimismus ist, gemessen an den Ständen des Vorjahres, als wir manchmal wochenlang höhere Werte notierten (in der Spitze lag der Börse Frankfurt Sentiment Index bei +49 Punkten), noch nicht überbordendend und stellt heute noch kein Sentiment-typisches Gefahrensignal dar.
13. September 2017, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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