Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der als Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi gehandelte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht keine Parallelen zwischen seiner jetzigen Situation und der seines Amtsvorgänger Axel Weber, der 2011 wegen seiner Ablehnung von Staatsanleihekäufen auf eine EZB-Präsidentschaft verzichtet hatte. In der Pressekonferenz zur Vorstellung des Bundesbank-Geschäftsberichts für 2017 sagte Weidmann, die Situation heute sei eine ganz andere als damals bei Weber.
Weber, 2004 bis 2011 Bundesbank-Präsident, hätte Nachfolger des damaligen EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet werden können. Vor dem Hintergrund der damals laufenden Staatsanleihekäufe der EZB erklärte er jedoch seinen Verzicht. Auf die Frage, ob Weidmann so wie Weber handeln würde, der keine Positionen habe vertreten wollen, an die er nicht glaubte, sagte Weidmann: "Sie müssen sich bei mir nicht sorgen, dass ich Ansichten vertrete, an die ich nicht glaube."
Er wies aber darauf hin, dass das aktuelle Staatsanleihekaufprogramm PSPP ganz anders ausgestaltet sei als die vorangegangenen Staatsanleihenkaufprogramme, "und zwar nach einer intensiven Diskussion im EZB-Rat und auch im Hinblick auf die Bedenken, die einige im EZB-Rat hatten".
Dabei bezog Weidmann sich auf das von 2010 bis 2012 laufende SMP-Programm, bei den EZB gezielt Staatsanleihe südeuropäischer Länder gekauft hatte, wobei die Risiken dieser Ankäufe von allen Zentralbanken geteilt wurden. In dem seit 2015 laufenden PSPP dagegen kauft jede Zentralbank Anleihen ihres Staats, wobei die Ankäufe nach EZB-Kapitalschlüssel erfolgen und die Risiken nicht geteilt werden.
Einen Unterschied sieht Weidmann aber offenbar auch im unterschiedlichen geldpolitischen Kurs der Zentralbank damals und heute. Weidmann sagte, heute herrsche im EZB-Rat große Einigkeit darüber, dass "der wirtschaftliche Ausblick und auch die Preisperspektiven sehr positiv sind". Im Jahr 2011 dagegen stiegen die Renditen und die Renditeabstände europäischer Staatsanleihen trotz des SMP-Programms und an den Finanzmärkten bestanden ernste Zweifel am Fortbestand des Euro. Heute sei die Richtung eine ganz andere als damals bei Weber, sagte Weidmann.
Weidmann hat die Frage, ob er 2019 EZB-Präsident werden möchte, bisher nicht beantwortet. Seine Äußerungen zur Lage des damaligen Präsidentschaftsaspiranten Weber deuten aber darauf hin, dass er zumindest die Rahmenbedingungen nicht als Hinderungsgrund betrachtet.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
February 27, 2018 09:03 ET (14:03 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.