FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch sieht den rasanten Kursanstieg der Kryptowährung Bitcoin mit Sorge und hält ihn gar für eine Gefahr für die Finanzstabilität. "Wir erleben da einen spekulativen Hype, der einem Sorge machen kann", sagte Mersch der Börsen-Zeitung. Da jetzt auch Banken in Bitcoin investierten, müsse die Bankenaufsicht genau prüfen, wie groß die eingegangenen Risiken seien.
Am meisten treibe ihn indes um, wenn Finanzmarktinfrastrukturen wie Börsen in dieses Geschäft einstiegen. "Das birgt große Gefahren für die Finanzstabilität." Mögliche Verluste einzelner Anleger seien dagegen kein Thema für die EZB: "Was den einzelnen Investor betrifft, steht es jedem frei zu zocken. Dann soll er aber bitte, wenn etwas schief gelaufen ist, auch nicht zu uns kommen und sagen, wir hätten das verbieten und ihn vor sich selbst schützen müssen."
Mit Blick auf die ultralockere Geldpolitik im Euroraum warnte Mersch vor einem zu späten und zu langsamen Ausstieg. Null- und Negativzinsen könnten das Sparverhalten negativ beeinflussen. Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse die Normalisierung der Geldpolitik zwar "vorsichtig angehen" und "graduell gestalten", sagte Mersch und ergänzte: "Wir müssen aber auch sehr genau aufpassen, nicht zu zaghaft und zu spät zu agieren und 'hinter die Kurve' zu fallen."
Zu der Frage, wie sich die Halbierung des Anleihekaufprogramms von 60 Milliarden auf 30 Milliarden Euro ab Januar 2018 auf die einzelnen Kaufprogramme aufteilen werde, sagte Mersch: "Es wird vermutlich eine leichte Übergewichtung der Unternehmensanleihekäufe geben, da wir diese nicht unbedingt proportional zurückfahren." Die genaue Zusammensetzung hänge aber auch von der Lage an den Märkten ab. "Wir brauchen eine gewisse Flexibilität, da sich die Marktbedingungen schnell verändern können", sagte Mersch.
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December 29, 2017 09:50 ET (14:50 GMT)
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