Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Banken müssen sich darauf einstellen, dass sie die bittere Pille einer europäischen Einlagensicherung nicht mehr verhindern können. Bundesfinanzminister Peter Altmaier (CDU) und der neue Eurogruppenchef Mario Centeno erklärten nach einem Treffen in Berlin, bis Juni einen Fahrplan zur Umsetzung der gemeinsamen Einlagensicherung für Bankguthaben aufstellen zu wollen.
Bis zum geplanten EU-Gipfel im Juni, versicherten beide Politiker, wollen sie mit einem Kompromiss den jahrelangen Streit beilegen. "Ich glaube, dass wir gute Chancen haben, zusammenzukommen", sagte Altmaier.
Die deutschen Geldhäuser befürchten, dass sie für Pleitebanken in Südeuropa künftig die Zeche zahlen müssen. Sparkassen, Volksbanken, aber auch private Institute verweisen auf die funktionierenden Sicherungssysteme in Deutschland, die aus ihrer Sicht nicht europäisch überdehnt werden dürfen.
Der CDU-Politiker wiederholte das Mantra seines Vorgängers Wolfgang Schäuble, dass zunächst die Risiken in den südeuropäischen Bankbilanzen abgebaut werden müssten. Italien schiebt einen Berg fauler Kredite vor sich her, die schwer auf der dortigen Finanzindustrie lasten. Wie genau dieser Berg abgetragen werden soll und bis wann, dazu sagten Altmaier und Centeno wortreich nichts. Das Sicherungssystem wird ihren Worten aber nicht Knall auf Fall eingeführt, sondern in einem jahrelangen Prozess.
Deutlich machten beide Finanzminister allerdings, dass für sie an der Einlagensicherung kein Weg mehr vorbei führt. "Der Abschluss der Bankenunion wird ein wichtiges Signal schicken, um Vertrauen aufzubauen, das Wachstum anzukurbeln", meinte der Eurogruppenchef aus Portugal. Seit Samstag steht er an der Spitze des Gremiums und sein erster Besuch in neuer Rolle führte ihn nach Deutschland.
Altmaiers Vorgänger Schäuble dominierte über Jahre die Krisenpolitik in der Eurozone und war in Südeuropa deshalb teilweise zur Hassfigur geworden.
Durch die Sondierungen in Deutschland zwischen Union und SPD hat sich in der deutschen Hauptstadt der Ton merklich geändert. Vor allem SPD-Chef Martin Schulz pocht darauf, dass die Bundesrepublik mehr Geld und Engagement für den Staatenklub einbringt.
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January 17, 2018 10:47 ET (15:47 GMT)
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