Korrekturen am Markt können hochwillkommeneEinstiegsmöglichkeiten bringen. Eine solche Chance deutet sich bei Leoni an. Die Timing-Orientierungsgröße ist dabei die Charttechnik: Die Spitze im Januar dieses Jahres lag bei ungefähr 66 €, ein mögliches Korrekturziel liegt bei etwa 45 €, wo die Aktie in 2015 und 2017 bereits jeweils eine Wende nach oben schaffte. Leicht darüber liegt auch der mittelfristige Aufwärtstrend. Kurse um 46 € wären auch in Bezug auf die Bewertung reizvoll. Bleibt es bei den aktuellen Gewinnschätzungen am Markt, läge das 2019er KGV - aufdem Niveau unseres Limitkurses gerechnet - bei gerade mal ungefähr 8,6. Hintergrund: Leoni durfte im vergangenen Jahr den 100. Geburtstag feiern, aber die Geschichte reicht sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück, als der Grundstein mit einer mittelfränkischen Drahtwerkstatt gelegt wurde, wobei es anfänglich um feinste Gold- und Silberdrähte für Stickereien ging. Inzwischen sind die Nürnberger ein weltweit tätiger Spezialist für Drähte, optische Fasern, Kabel sowie auch Kabelsysteme nebst angeschlossenen Dienstleistungen. Im besonderen Fokus steht dabei die Automobilindustrie (inkl. Lieferanten), die im Jahr 2016 auf einen Umsatzanteil von etwa 79 % kam. Daneben stehen aber auch andere Industriezweige als Abnehmerbranchen. Die offiziellen Zahlen zum vergangenen Jahr und den Ausblick auf 2018 soll es am 20. März geben, vorläufige Eckdaten liegen aber bereits vor:Demnach ist der Umsatz in 2017 von 4,4 Mrd. (2016) auf 4,9 Mrd. € und damit einen neuen Rekordwert gestiegen. Beim Ebit ergab sich ein Sprung von seinerzeit 78 Mio. € auf zuletzt 225 Mio. €, was eine Ebit-Marge von 4,6 % bedeutete. Ganz aussagekräftig ist diese Verbesserung allerdings nicht. Zum einen hatte es im Jahr 2016 Restrukturierungsaufwendungen sowie einen dicken Betrugsfall gegeben, wo mit gefälschten Dokumenten und Identitäten etwa 40 Mio. € gestohlen wurden(ein sog. Fake-CEO Fraud). In der Summe haben diese beiden Faktoren für eine Belastung von ungefähr 70 Mio. € gesorgt. Das Jahr 2017 war andererseits positiv verzerrt durch den Verkauf eines Geschäftsbereichs und einer Versicherungsentschädigung. Jeweils bereinigt wäre das operative Ergebnis um beinahe ein Drittel von 148 Mio. auf 195 Mio. € vorangekommen. Die Spitzenbesetzung der Nürnberger ist gerade im Umbruch. Dieter Belle war per Ende Januar als CEO ausgeschieden. Bei der Nachfolgersuche sah man sich in der Meldung Ende Januar auf einem guten Weg - aber offensichtlich noch nicht am Ziel, denn bis der neue Chef das Ruder ergreift, soll erst mal FinanzvorstandKarl Gadesmann kommissarisch die Sprecherrolle ausüben.Zur Story: Je größer der Anteil von Elektronik in den Gerätenum uns herum, desto größer ist tendenziell auch der Bedarf nach entsprechenden Leitungen bzw. Verbindungen. Ein Teil davon wird natürlich drahtlos abgewickelt, aber auch bei Kabelleitungen darf man perspektivisch Wachstum erwarten. Man denke beispielsweise an das autonome bzw. elektrifizierte Fahren, an intelligente Heimtechnik, das Internet der Dinge bzw. Industrie 4.0 und vernetzte Medizintechnik. Nur als Randnotiz: Leoni versteht sich auch auf antimikrobielleKabel, die beispielsweise in der Dentaltechnik, bei Röntgen-, Mammographie-, MRT- oder auch CRTGeräten zum Einsatz kommen. Insofern dürfte Leoni den moderaten Wachstumskurs fortsetzen. Abgesehen von der leichten Delle im Jahr 2016 konnte man seit dem Umsatztief im Jahr 2009 (mit damals 2,16 Mrd. €) jeweils etwas höher klettern, wenn auch nicht besonders dynamisch. Die Dividende war in den letzten Jahren recht wechselhaft. Leoni bewegt sich zumindest teilweise in einem recht wettbewerbsintensiven Umfeld. Unter dem Strich ist es also nicht realistisch, Spitzenbewertungen bei der Aktie zu erwarten. Aber: Selbst wenn wir nur mit einem Bewertungs-Multiple von 11,5 rechnen, ergibt sich inkl. der Gewinnschätzung per 2019 ein Kursziel von knapp 62 €. Beim Einstieg darf man im Marktkontext ruhig etwas knausrig sein. Wir legen uns mit einem Abstauberlimit auf die Lauer.
Dies ist ein Ausschnitt aus dem Frankfurter Börsenbrief Nr. 10 vom 10.3.2018.
Ihre Bernecker Redaktion / www.bernecker.info
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