--Dividende soll um ein Fünftel steigen, Nettoergebnis ein Viertel höher
--Konzernchef Scheifele sieht Risiken in Indonesien und Großbritannien
--Energiekosten dürften um 50 bis 60 Millionen Euro steigen
--Weiterer Stellenabbau bei Italcementi in Ägypten geplant
(NEU: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz)
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Baustoffkonzern Heidelbergcement will sein Wachstumstempo auch im Geschäftsjahr 2018 beibehalten. Unterstützt von der weltweit starken Baukonjunktur in vielen Märkten des Unternehmens soll der Jahresüberschuss deutlich und damit erneut zweistellig wachsen, wie der DAX-Konzern auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag mitteilte. 2017 steigerte Heidelbergcement den Nettogewinn um 27 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro.
Die Aktionäre sollen eine Dividende erhalten, die mit 1,90 Euro um knapp 20 Prozent höher ausfällt als im Vorjahr. Analysten hatten allerdings noch mit 10 Cent mehr gerechnet.
Den Umsatz will Heidelbergcement im laufenden Jahr erneut moderat steigern, um 3 bis 9 Prozent, das operative Ergebnis etwas deutlicher um 5 bis 9 Prozent. Der Konzern setzt dabei auf die anhaltend hohe Nachfrage nach Zement, Beton und Zuschlagsstoffen in Nordamerika, Australien und Europa.
Die wesentlichen Risiken für das laufende Jahr sieht Vorstandschef Bernd Scheifele auf drei Märkten. In Indonesien hänge alles davon ab, ob sich die Preise weiter stabilisierten und wie sich dort die Energiepreise entwickelten. Unklar sei, wie es in Großbritannien weitergehe, sagte Scheifele, nachdem sich das Geschäft dort im vergangenen unerwartet schwach entwickelt habe.
Positiv überraschen könnte der größte Markt USA, wenn es zu den von Präsident Donald Trump versprochenen Investitionen in die Infrastruktur komme. Die Stimmung in den USA sei gut. Nach einem strengen Winter dürfte sich das Geschäft beleben. Von einem eventuellen Handelskrieg mit den USA sieht Scheifele seinen Konzern nicht direkt betroffen, weil er vor Ort produziere. Mittelbar könnte eine Abschwächung der Weltkonjunktur "uns natürlich negativ treffen".
Im abgelaufenen Jahr erzielte Heidelbergcement wie schon im Februar berichtet einen Umsatz von 17,3 Milliarden sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro. "2017 war für Heidelbergcement ein besonderes Jahr", sagte Konzernchef Bernd Scheifele. Nie habe das Unternehmen mehr Zement, Beton, Kies und Sand verkauft als im vergangenen Jahr. Hohe Synergien aus dem übernommenen Italcementi-Geschäft konnten die Kostensteigerungen weitgehend kompensieren.
Dabei seien die Rahmenbedingungen 2017 durchaus nicht gut gewesen, sagte Scheifele. Gegenwind gab es vom starken Euro, der Zementmarkt in den USA sei nur halb so stark gewachsen wie erwartet, der Preisdruck in Indonesien und Thailand habe länger angehalten als gedacht. Auch die Energiepreise hätten im vergangenen Jahr unerwartet deutlich angezogen, sagte Scheifele. Es sei es aber gelungen, die Kostensteigerung im Konzern auf 100 Millionen Euro zu begrenzen. Insgesamt summierte sich die Energierechnung auf 2 Milliarden Euro. Für 2018 rechnet er mit einem weiteren Anstieg der Energiekosten um 50 bis 60 Millionen Euro.
In Deutschland setzt der Konzern verstärkt auf Sekundärrohstoffe, um die Energiekosten zu begrenzen. 350 Millionen Euro werden bis 2019 investiert, um drei Ofenanlagen zukunftsfähig zu machen. In Zukunft sollen 90 Prozent des Energiebedarfs mit Holzschnitzeln, Hausmüll und Industrieabfällen gedeckt werden können. Gegenwärtig liegt die Quote bei gut 60 Prozent.
Im Nettoergebnis schlugen sich gegenläufige Entwicklungen nieder. Eine verbesserte Refinanzierung sowie geringere Restrukturierungskosten wirkten positiv, die US-Steuerreform hatte mit 285 Millionen Euro einen massiv negativen Effekt. Unter dem Strich standen 27 Prozent mehr Gewinn, womit der Konzern sein eigenes Ziel einer deutlichen Ergebnisverbesserung deutlich übertraf. Weitere Belastungen aus der US-Steuerreform sind nach den Worten von Finanzchef Lorenz Näger nicht zu erwarten. Nach einem neutralen Effekt 2018 werde sich die Situation ab 2019 deutlich verbessern.
Unerwartet positiv lief es bei der Integration von Italcementi. Mit dem italienischen Marktführer haben sich die Heidelberger einige neue Märkte erschlossen. Hier beliefen sich die erzielten dauerhaften Einsparungen zum Jahresende auf 513 Millionen Euro - das ist deutlich mehr als eigentlich erst zum Ende des nächsten Jahres erwartet.
Neben dem Abbau von etwa 3.500 Stellen sowie Verbesserungen bei Einkauf und Logistik hat Scheifele etwa die Auslastung von Zementwerken in Griechenland und Italien durch den Export von Zementklinker nach Nordamerika verbessert. Auch sei es gelungen, die "unterirdische Performance" von Italcementi in den USA in etwa auf das Niveau des Gesamtkonzerns zu verbessern. Im laufenden Jahr dürften weitere 500 bis 1.000 Stellen wegfallen, sagte Scheifele, vornehmlich in Ägypten.
Die einmaligen Kosten für die Eingliederung der Italiener blieben mit 345 Millionen Euro deutlich unter den Einsparungen. Mehrfach hatte Scheifele die Ziele nach oben korrigiert. "Dass es so gut laufen würde, hätten wir uns nicht vorstellen können", sagte er. Innerhalb eines Jahres sei es gelungen, ein verlustträchtiges Geschäft in die Gewinnzone zu bringen. Bis zum Ende des Jahres sollen die Kosten noch einmal um 37 Millionen Euro gesenkt werden.
Analysten bewerteten die Bilanz unterschiedlich. Während Jefferies die Aktie angesichts der Synergien als beste Wahl unter den europäischen Wettbewerbern bezeichnet, bemängelt Bryan Garnier, der Ausblick sei zwar zufriedenstellend gewesen, sehe aber "sehr konservativ" aus. Die Heidelbergcement-Aktie notierte am Mittag mit 3 Prozent im Minus und war damit zweitschwächster Wert im Leitindex DAX.
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
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March 22, 2018 08:44 ET (12:44 GMT)
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