Für Stefan Ermisch, den Vorstandschef der HSH Nordbank, ist die Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2017 ein ganz besonderes Ereignis. "Wir sind stolz darauf, dass wir die Voraussetzungen für die erste Privatisierung einer öffentlichen Bank geschaffen haben", sagte er am Donnerstag in Hamburg. "Jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung; die neue Bank hat mit der alten Bank nichts mehr zu tun." Die alte Bank war komplex, mit hohen Risiken belastet, nicht sauber durchfinanziert und eingeschränkt von Auflagen der EU-Kommission.
Die neue Bank ist nur mittelgroß, aber kapitalstark, risikoarm, frei von Auflagen, kerngesund und wird einen Wachstumskurs einschlagen. "Vor uns liegt eine mehrjährige Transformation", sagte der Vorstandschef.
Der Landtag in Kiel billigte den Verkauf an amerikanische Finanzinvestoren am Donnerstag. Das Parlament befürwortete einstimmig das Geschäft, das die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg mit insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro belasten wird. Grund sind die vor Jahren zur Rettung der Bank von Hamburg und Schleswig-Holstein abgegebenen Garantien. Die Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft wird noch vor der Sommerpause erwartet. Bankenaufsicht und EU-Kommission müssen den Verkauf auch noch absegnen.
"Der Verkauf ist für Schleswig-Holstein die wirtschaftlichste Möglichkeit", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) vor der Parlamentsentscheidung. Allerdings falle die Abschlussrechnung für das Land sehr teuer aus. Nach dem wahrscheinlichsten Szenario beim Verkauf werde Schleswig-Holstein mit etwa 5,4 Milliarden Euro belastet. Im Falle einer sofortigen Abwicklung als einziger Alternative könnten bis zu 7,5 Milliarden Euro auf das Land zukommen, sagte Günther. Beide Summen gelten auch für Hamburg.
Beide Landesregierungen hatten Ende Februar den Verkaufsvertrag unterzeichnet. Demnach zahlen die Investoren um die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus und den Investor J. Christopher Flowers rund eine Milliarde Euro. In einem letzten Kraftakt trennt sich die Bank noch einmal von Altlasten und wendet dafür 1,1 Milliarden Euro auf. Die bisherige Abbaubank, in der faule Kredite und auslaufende Geschäfte gebündelt sind, werde künftig wegfallen. Die Käufer erhalten damit eine gut kapitalisierte mittelgroße Geschäftsbank mit einem auch im internationalen Vergleich geringen Anteil an Problemkrediten.
Wegen der Belastungen durch die Privatisierung weist die Bank für 2017 noch einmal einen Verlust von 453 Millionen Euro vor Steuern aus. Ohne die Privatisierung hätte sie einen Gewinn von rund 238 Millionen Euro ausgewiesen. Die Zahlen für 2017 sind nicht mehr sehr aussagefähig und werden für 2018 anders aussehen. Gegenwärtig liegt die Bilanzsumme noch bei 70 Milliarden Euro, nach der Schließung der Abbaubank und der neuen Aufstellung der Bank werden es noch 55 Milliarden Euro sein.
Auch das Personal der HSH Nordbank wird weiter schrumpfen. Bereits vereinbart ist mit dem Betriebsrat der Abbau auf umgerechnet 1600 Vollzeitstellen bis zur Mitte des kommenden Jahres. Da mit der Abbaubank auch weitere Aufgaben in der Bank entfallen, dürfte die Bank noch kleiner werden, ohne dass Ermisch sich auf konkrete Zahlen festlegen wollte. Aber er bestätigte, dass die Bank den Standort Kiel nicht komplett aufgeben will, auch wenn dort kein zweiter Hauptsitz der Bank aufrecht erhalten werde. "Wir werden die Standorte Hamburg und Kiel so entwickeln, wie es Sinn macht", sagte er. Günther sagte im Kieler Landtag, es könnten wohl 200 bis 600 von den 800 Kieler Arbeitsplätzen erhalten bleiben./egi/DP/he
AXC0368 2018-04-26/16:23