Im Kampf um das Amt des französischen Staatspräsidenten wird es in zwei Wochen ein Duell zwischen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und dem Sozialisten François Hollande geben. In der ersten Wahlrunde am Sonntag holte der Konservative Sarkozy nach Hochrechnungen 25,5 bis 27 Prozent. Er lag damit hinter dem sozialistischen Herausforderer Hollande, der auf 28,4 bis 29,3 Prozent kam. Erfolgreichster Außenseiter war die rechtsextreme Front-National-Chefin Marine Le Pen. Für sie votierten nach diesen Angaben 18,2 bis 20 Prozent der Wähler.
Der 57-jährige Hollande, langjähriger Parteichef der Sozialistischen Partei (PS), gilt als Favorit der Stichwahl. Bis zum Duell am Sonntag in zwei Wochen müssen er und Sarkozy versuchen, die Anhänger der acht unterlegenen Kandidaten auf ihre Seite zu bringen.
Der Kandidat der Linksfront, Jean-Luc Mélenchon, rief zur Unterstützung Hollandes auf. "Es geht darum, die Tendenz umzudrehen, die in Europa alle Völker unter dem Joch der Achse Sarkozy-Merkel unterdrückt", sagte der den Kommunisten nahestehende Politiker, der nach Hochrechnungen auf 10,6 Prozent der Stimmen kam. Die Grünen-Kandidatin Eva Joly rief ebenfalls zur Unterstützung Hollandes auf.
Sollte sich Hollande bei der Stichwahl am 6. Mai durchsetzen, wäre er der zweite sozialistische Präsident Frankreichs nach François Mitterrand. Dieser schied vor 17 Jahren aus dem Amt. Sarkozys Parteifreund Jacques Chirac gewann damals die Wahl.
Als Kernprojekte in Hollandes Wahlprogramm gelten eine umfassende Reform des Steuersystems und Maßnahmen in den Bereichen Bildung und Beschäftigung. So sollen Besserverdiener und Unternehmen stärker belastet werden und 60 000 neue Jobs an Schulen geschaffen werden.
Sarkozys Lager kritisierte die Wahlversprechen Hollandes als Gefahr für den Wirtschaftsstandort Frankreich. Das Land kämpft mit riesigen Staatsschulden und verlor im Januar bei seiner Kreditwürdigkeit die Topnote "AAA" der Ratingagentur Standard & Poor's.
Der in einem Popularitätstief sitzende Sarkozy trat im Wahlkampf als Kandidat eines "starken Frankreichs" an mit den Zielen, das Budgetdefizit zu reduzieren, die Ausländerpolitik zu verschärfen und den Verwaltungsapparat auszudünnen. Sollte Sarkozy die Stichwahl nicht gegen Hollande gewinnen, wäre er der erste französische Präsident seit Valéry Giscard d'Estaing, der 1981 als Amtsinhaber vor einem zweiten Mandat abgewählt wird.
Die Wahlbeteiligung in der erste Runde lag nach den ersten Schätzungen bei um die 80 Prozent und damit nur knapp unter der vor fünf Jahren, als mit knapp 84 Prozent überdurchschnittlich viele Franzosen zur Urne gegangen waren. Insgesamt hatten sich zehn Kandidaten für das höchste Staatsamt beworben. Die meisten hatten sich dabei entweder als Verteidiger des französischen Sozialmodells, protektionistische Patrioten oder energische Kämpfer gegen die Einwanderung zu profilieren versucht./rek/aha/DP/stk
AXC0044 2012-04-22/22:04