Von Hans Bentzien
Die Wirtschaft der Eurozone ist nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu sehr von der Finanzierung durch Banken abhängig. EZB-Direktor Benoit Coeure sagte am Montag in Peking, eine Lehre aus der aktuellen Krise sei auch, dass in Europa neue Wege für eine bankunabhängige Finanzierung gefunden werden müssten. "Der Anleihe- und Aktienkapitalmarkt in Europa muss entwickelt werden", sagte Coeure laut vorab verbreitetem Redetext.
Der EZB-Direktor bemängelte, dass 75 Prozent der externen Unternehmensfinanzierung im Euroraum von den Banken komme, was die Wirtschaft besonders anfällig für Krisen mache, die sich über das Bankensystem ausbreiteten.
Die EZB wird im kommenden Jahr die Bankenaufsicht im Euroraum übernehmen und im Vorfeld die Bilanzen der Institute überprüfen und einem Stresstest unterziehen. Sie hat eine rigide Prüfung jener 128 Institute angekündigt, die sie demnächst direkt überwachen wird. Die europäischen Geldhäuser sind weitaus weniger robust als die in den USA, weil sie noch viele notleidende Kredite in den Büchern haben und unter dem schwächeren Wirtschaftswachstum leiden. Zudem gibt es in Europa vergleichsweise viele Institute.
Die europäischen Banken sind der wichtigste Adressat der EZB-Krisenpolitik. Die EZB begründet das für gewöhnlich mit der herausgehobenen Rolle, die die Institute für die Realwirtschaft spielen. Forderungen nach einer Begrenzung ihrer Rolle sind von der EZB normalerweise nicht zu hören. Coeure sagte in Peking: "Wenn wir diese Krise hinter uns lassen wollen, dann müssen wir uns auch fragen: Was finanziert dieser Sektor wirklich?"
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October 27, 2013 23:20 ET (03:20 GMT)
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