Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Absturz der Aktienkurse hat sich am Dienstag fortgesetzt. Der DAX fiel um 1,1 Prozent auf 8.879 Punkte. MDAX und TecDAX hielten sich mit Abschlägen von je 0,6 Prozent etwas besser, der Euro-Stoxx-50 gab dagegen sogar um 1,7 Prozent nach.
"Risiken gibt es zuhauf", kommentierte ein Marktteilnehmer die hohe Verkaufsbereitschaft am Markt. Er verwies auf den niedrigen Ölpreis mit der Angst vor Pleiten in der Öl- und Rohstoffindustrie, die Sorgen wegen der Wachstumsschwäche in China und einer möglichen Abwertung der chinesischen Währung sowie auf die Schwäche der Banken. "Deren Kursrutsch zeigt die Angst vor einer neuen Finanzkrise", sagte der Marktteilnehmer. Der Banken-Index brach um weitere 4,0 Prozent ein. Übertroffen wurde sein Minus nur noch von den Rohstoff-Aktien, deren Index um 5,4 Prozent absackte.
"Sollte es zu einer neuen Finanzkrise kommen, wächst auch die Rezessionsgefahr", so der Händler. Das dränge die positiven Faktoren derzeit in den Hintergrund. Immerhin nähmen die Risikoaufschläge an den europäischen Kreditmärkten nicht weiter zu. Zudem werde der Aktienmarkt unter Bewertungsgesichtspunkten immer attraktiver. Während der Markt mit Rekordausschüttungen der DAX-Unternehmen rechne, rutschten die Renditen am Rentenmarkt immer weiter in den negativen Bereich.
Negativ gesehen wurde auch der Yen, der massiv aufwertete. Das drängt Anleger aus Investitionen, die mit billigen Yen-Krediten finanziert worden sind. Der Nikkei brach in Tokio am Morgen um mehr als 5 Prozent ein.
Aktie der Deutschen Bank seit Jahresbeginn minus 40 Prozent
Deutsche Bank fielen um weitere 4,3 Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs nun schon 40 Prozent verloren. "Die Deutsche Bank wirkt wie ein Getriebener", sagte ein Händler. Das größte deutsche Kreditinstitut hat mitgeteilt, dass es über ausreichend Mittel verfüge, um die 2016er Zinskupons auf Additional Tier 1 (AT1)-Wertpapiere über rund 1 Milliarde Euro zu zahlen. "Mit solchen Aussagen verspielt sie ihre Souveränität", so der Händler. Eine solche Großbank sollte es nicht nötig haben, sich dazu zu äußern, ob sie einen demnächst anstehenden Bond bedienen kann, dies sei eine Selbstverständlichkeit.
Ein anderer Händler sah die Kommentare allerdings positiv: "Angesichts der Gerüchte ist es gut, wenn man schnell auf so etwas reagiert". Der Markt sei eben extrem nervös. Dies zeige sich auch am CDS-Markt, an dem sich Kreditausfallversicherungen auf die Bank deutlich verteuert haben. Angeführt wurden die Verlierer im Banken-Index am Dienstag von Unicredit, die um 7,9 Prozent einbrachen, obwohl die italienische Bank zur Überraschung der Analysten das vierte Quartal mit einem Gewinn abgeschlossen hatte.
Gewinner Nummer eins im DAX waren Deutsche Telekom mit einem Plus von 0,7 Prozent. Fresenius Medical Care erholten sich um 0,6 Prozent, SAP legten ähnlich stark zu. Der Technologie-Index im Stoxx legte um 0,1 Prozent zu, Medien-Aktien konnten sich mit einem Index-Plus von 0,4 Prozent ebenfalls der Talfahrt entziehen.
Im TecDAX konnten sich SMA um gut 6 Prozent erholen und Aixtron um knapp 5 Prozent, im MDAX gaben Ströer um knapp 5 Prozent nach.
In Paris fielen Sanofi-Papiere um 1,4 Prozent, obwohl die Geschäftszahlen des Pharmakonzerns auf ein positives Echo stießen. Die Analysten von Bryan Garnier stuften die vorgelegten Daten als "ordentlich" ein. Sanofi befinde sich in einer Übergangsphase von rund zwei Jahren ohne bedeutsames Wachstum. Daher stimme es zuversichtlich, dass das Unternehmen es schaffe, ein im Rahmen der Erwartungen liegendes Kernergebnis auszuweisen und auf dieser Basis auch eine Prognose von "insgesamt stabilen" Zahlen für 2016 auszugeben.
Brain wagt den Gang auf das Börsenparkett
Das Biotechunternehmen Brain hat trotz der aktuellen Turbulenzen an den Aktienmärkten seinen Börsengang durchgezogen. Mit 9,098 Euro ging die Aktie etwas über dem Ausgabepreis von 9,00 Euro aus der Sitzung, der erste Kurs hatte mit 9,15 Euro noch etwas höher gelegen. Ursprünglich hatte Brain allerdings einen Verkauf zum Kurs von bis zu 12 Euro je Stück geplant.
Am Devisenmarkt notierte der Euro am Abend mit gut 1,13 Dollar auf dem höchsten Stand seit dem 22. Oktober. Marktteilnehmer warten nun auf US-Notenbankchefin Janet Yellen, die sich am Mittwoch und Donnerstag vor den beiden Häusern des US-Kongresses zur allgemeinen Lage und zur Geldpolitik äußern wird. An den Märkten wird erwartet, dass sie von den bisherigen Plänen für weitere Leitzinserhöhungen abrückt. Das könnte dann auch die Aktienmärkte stabilisieren, wie ein Marktteilnehmer hofft.
Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.736,50 -48,67 -1,7% -16,3% Stoxx-50 2.617,05 -49,75 -1,9% -15,6% Stoxx-600 309,39 -4,97 -1,6% -15,4% XETRA-DAX 8.879,40 -99,96 -1,1% -17,3% FTSE-100 London 5.632,19 -57,17 -1,0% -9,8% CAC-40 Paris 3.997,54 -68,77 -1,7% -13,8% AEX Amsterdam 392,58 -8,03 -2,0% -11,1% ATHEX-20 Athen 116,85 -4,67 -3,8% -36,3% BEL-20 Bruessel 3.168,29 -23,26 -0,7% -14,4% BUX Budapest 22.571,80 -690,52 -3,0% -5,6% OMXH-25 Helsinki 2.946,74 -43,88 -1,5% -12,3% ISE NAT. 30 Istanbul 87.540,22 -671,21 -0,8% -2,1% OMXC-20 Kopenhagen 833,31 -20,01 -2,3% -17,8% PSI 20 Lissabon 4.771,34 -114,20 -2,4% -12,4% IBEX-35 Madrid 7.927,60 -194,50 -2,4% -16,9% FTSE-MIB Mailand 15.913,12 -528,08 -3,2% -25,7% RTS Moskau 690,37 -13,66 -1,9% -8,8% OBX Oslo 477,24 -4,34 -0,9% -11,5% PX-GLOB Prag 1.111,20 -24,96 -2,2% -10,5% OMXS-30 Stockholm 1.271,45 -2,51 -0,2% -12,1% WIG-20 Warschau 1.767,45 -2,26 -0,1% -4,9% ATX Wien 1.972,03 -54,37 -2,7% -17,7% SMI Zuerich 7.583,27 -175,94 -2,3% -14,0% DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.45 Uhr Mo, 17.45 Uhr EUR/USD 1,1312 1,15% 1,1184 1,1179 EUR/JPY 130,00 0,88% 128,86 129,07 EUR/CHF 1,0992 -0,29% 1,1025 1,1039 GBP/EUR 1,2805 -0,58% 1,2880 1,2890 USD/JPY 114,91 -0,28% 115,23 115,46 GBP/USD 1,4491 0,61% 1,4403 1,4412
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February 09, 2016 12:16 ET (17:16 GMT)
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