Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn die Erwartungen niedrig sind, kann das auch Vorteile haben. Diese Weisheit vertrete ich a) in meiner Eigenschaft als Briefkastenonkel und b) als Anleger, der sich gerade die Südzucker-Aktie angeschaut hat. Denn die fiel mir auf, weil sie gestern um rund 9% gestiegen war.
Chart Südzucker Aktie
Quelle: tradingview.com
Damit erreichte die Südzucker-Aktie den höchsten Stand seit März 2014 (siehe Chart). Auf Sicht der vergangenen drei Monate hat der Titel rund 30% zugelegt. Und so fielen die am Donnerstag veröffentlichten Quartalszahlen aus: Südzucker hat im Zeitraum 1. März bis 31. Mai 2016 (das ist das erste Quartal des Südzucker-Geschäftsjahres) Umsätze von 1,608 Mrd. Euro erzielt. Das operative Konzernergebnis lag bei +110 Mio. Euro.
Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahresquartal waren es 1,629 Mrd. Euro Umsatz und +57 Mio. Euro operatives Konzernergebnis gewesen. Wieso kamen diese Zahlen so gut an?
Darum: Die Erwartungen waren relativ niedrig! Deshalb die Einleitung, die ich gewählt habe. Südzucker litt zuletzt unter wegbrechenden Umsätzen im Zuckergeschäft, da sich die Regulierung zum europäischen Zuckermarkt geändert hatte (nachteilig für Südzucker). Hinzu kam eine schlechte Ernte. Vor diesem Hintergrund kann sich das aktuelle Ergebnis mehr als sehen lassen! Zudem bestätigte das Management die Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
Die Südzucker Aktie habe ich bereits einige Male bei www.vaupels-boersenwelt.de näher unter die Lupe genommen. Dort finden Sie im frei zugänglichen Archiv unter dem Datum 2. Februar 2016 eine ausführlichere Analyse zur Südzucker-Aktie.
Dann noch der Blick auf KTG Energie (nicht KTG Agrar!):
Die börsennotierte KTG Energie AG beeilte sich, sich von ihrem Mehrheitsaktionär KTG Agrar SE zu distanzieren. Bekanntlich hat dieser die Insolvenz angemeldet. Am Dienstag hatte die KTG Energie AG gemeldet, davon sei man "nicht unmittelbar" betroffen. Es werden demnach Gespräche geführt, um ein unabhängiges Überleben zu gewährleisten.
Die Unsicherheit ist jedenfalls groß - und das zeigte sich auch am Verlauf des Aktienkurses der KTG Energie AG. Der Kurs, der im Mai noch bei rund 9,50 Euro gelegen hatte, brach nach der Insolvenzanmeldung der Muttergesellschaft auf bis zu 1,50 Euro ein. Am Donnerstag ging der Kurs dann aber wieder mit 3,80 Euro aus dem Handel. Die Volatilität ist hoch! Und das ist auch kein Wunder:
Denn es gibt einige Fragezeichen. Was ist zum Beispiel, wenn die Mutter KTG Agrar SE ihre Beteiligung an der KTG Energie AG über die Börse verkaufen möchte? Das massive Angebot an Aktien würde dann den Kurs tendenziell sehr belasten. Wenn selbst die Ratinggesellschaft Creditreform ihr aktuelles Rating für die KTG Energie AG auf "watch" setzt - da die Auswirkungen der Insolvenz der Muttergesellschaft überprüft werden sollen - dann ist dies ein klares Zeichen dafür, dass hier schlicht und einfach große Unsicherheit besteht. Und genau deshalb gebe ich hier auch keine Einschätzung (bei der Mutter KTG Agrar hatte ich große Fragezeichen in Bezug auf die Bilanz, was ich in meiner 5seitigen PDF zum Kostenpunkt von 20 Euro beschrieben hatte).
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Der Verbraucher sollte sich vor Augen halten, dass es keine Qualität sein kann, wenn 100 Gramm Fleischwurst im Sonderangebot 79 Cent kosten. Da muss man einfach nur seine Birne anschalten und im Supermarkt zehn Gänge weitergehen in die Tierfutterabteilung. Da kostet Premium-Tierfutter 1,29 Euro, und dann kann man sich die Frage eigentlich selber beantworten, ob man das jetzt kaufen sollte oder nicht." - Mario Kotaska
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein angenehmes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel