Staatsanleihen und ihre Vorformen sind neben Münzgeld die ältesten Finanzprodukte der Welt. Aber nicht einmal tausend Jahre nach ihrer erstmaligen Nutzung scheinen die Anleihen von öffentlichen Schuldnern jeglichen Reiz verloren zu haben. Geht damit diese Anlageform gänzlich zu Grunde?
Im Juni 2016 erlebten die Finanzmärkte einen historischen Moment: Deutsche Staatsanleihen, die sogenannten Bundesanleihen, wiesen erstmals in ihrer langen und erfolgreichen Geschichte negative Renditen aus. Damit erhielt die Bundesrepublik Deutschland Zinsen dafür, dass sie sich Geld ausleiht. Anders gesagt: Ein Anleger musste Geld dafür bezahlen, dass er der Bundesrepublik Deutschland Geld leihen darf - ein absolutes Novum! Das sind die Spätfolgen der weltweiten Nullzinspolitik, die in den 2000er-Jahren mit der Immobilienblase in den USA und daraus resultierenden der Lehman-Pleite im Herbst 2008 ihren Anfang nahm.
Während die USA, aber auch viele Euro-Länder, bereits seit langem mit einer höchst aktiven Notenbank vertraut sind, ist in Deutschland noch immer große Skepsis angesagt, wenn es um Maßnahmen der Europäischen Zentralbank geht, die über die normale Inflationssteuerung hinausgehen. Die Geldpolitik soll sich nach Möglichkeit aus der Wirtschaftspolitik heraushalten. Das war über Jahrzehnte erfolgreich gelebte Bundesbank-Geschichte. Doch mit der Einführung des Euro änderte sich alles.
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