Anleger konzentrieren sich weiter auf Zertifikate, die große Aktienindizes abbilden. Gesetzt wird auf beide Richtungen. Auch Tracker italienischer Aktien sind gefragt. Bei den Einzelwerten sind die Neuordnungen von DAX und Energiemarkt prägende Themen.
14. März 2018. Frankfurt (Börse Frankfurt). Auch in den vergangenen vier Wochen blieben die Ausschläge an den Börsen groß. Händler berichten daher von einem anhaltend hohen Handelsaufkommen mit Zertifikaten - mit Fokus auf die großen Indizes DAX und Dow Jones.
Am Mittwochmorgen liegt der DAX bei 12.258 Punkten, noch am gestrigen Dienstag waren es zwischenzeitlich über 12.450 Zähler, Anfang März weniger als 12.000 Zähler. Heute belastet die überraschende Entlassung von US-Außenminister Rex Tillerson die Märkte. Davor waren der Zinsanstieg, die US-Strafzölle, die Annäherungen der USA an Nordkorea und die Wahlen in Italien beherrschende Themen.
Der DAX bleibt unangefochten beliebtester Basiswert. Laut Markus Königer von der ICF Bank kommen dann Dow Jones, Deutsche Bank, Euro/US-Dollar und VW. Simon Görich von der Baader Bank sieht das ähnlich: "Je nach Tagesform folgen Dow Jones, VW oder Euro/US-Dollar, aber auch mal Evotec oder RWE", berichtet der Händler. Immer noch stark beachtet wird die Bitcoin-Entwicklung, die Umsätze mit den Bitcoin-Trackern ist aber deutlich zurückgegangen.
Optimisten und Schwarzseher
Ein hohes Handelsaufkommen meldet Königer in einem Long-Faktor-Zertifikat auf den DAX (WKN VS66JU), das die tägliche DAX-Entwicklung gehebelt um den Faktor 15 abbildet, und einem gekappten reversen Bonus-Zertifikat auf den Index (WKN PR79W3), mit dem auf eine negative DAX-Entwicklung gesetzt werden kann. "Es wurden allerdings viel mehr Hebel- als Anlageprodukte gehandelt, das Verhältnis ist 5,1 zu 1", berichtet Königer. Starke Umsätze hat er etwa in einem bearishen Knock-out-Schein auf den DAX (WKN HW9WYZ) beobachtet.
Auch was die Richtung der US-Märkte angeht, sind Anleger offenbar unterschiedlicher Meinung: Laut Königer werden bearishe (WKN TR15UL) und bullishe (WKN VL4SJH) Knock-out-Scheine auf den Dow Jones rege gehandelt.
Gerne mit Sicherheitspuffer
Auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen in der Kategorie Anlageprodukte diesmal DAX-Bonus-Zertifikate ganz oben, konkret gekappte Bonus-Zertifikate von der Commerzbank (WKN DM1SQJ), der Citigroup (WKN CY0D87) und der BNP Paribas (WKN PR77PJ). Sie ermöglichen die Partizipation an steigenden Kursen, bieten aber auch bei leicht fallenden Kursen einen Sicherheitspuffer.
Unter den Hebelprodukten waren Call-Optionsscheine auf den DAX (WKN VL77K8) sowie bearishe (WKN DS1LPE) und bullishe Knock-out-Scheine (WKN VL3A76) auf den Index Umsatzrenner.
Anleger interessieren sich aber auch für Italien, wie Kemal Bagci von BNP Paribas feststellt. "Nach den Parlamentswahlen zeichnet sich eine komplizierte Regierungsbildung ab. Die EU-kritische Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega gingen zwar als Sieger hervor, sie können jedoch nicht alleine regieren." Mit einem bullishen Knock-out-Schein auf den FTSE MIB werde auf steigende Kurse an der Mailänder Börse gesetzt (WKN PB3E10).
Deutsche Bank, VW und Energietitel mit Nase vorn
Die Favoriten unter den Einzelwerten Deutsche Bank und VW werden etwa mit einer Aktienanleihe (WKN VL1Z9U) oder einem Call-Optionsschein auf die Deutsche Bank (WKN DD1558) gespielt sowie einem Knock-out-Call (WKN TD6YXY) auf VW, wie Königer meldet.
Aufgrund der angekündigten Neuordnung des Energiemarktes interessieren sich Anleger außerdem für RWE, Eon und Innogy, wie Görich und Bagci feststellen. Laut Bagci positionieren sich Anleger zum Beispiel in einem bullishen Knock-out-Schein auf RWE (WKN PP6L5Z).
Daneben finden Bagci zufolge auch ProSiebenSat.1 Media und Covestro Aufmerksamkeit: "Wegen Nachrichten zu einem schwachen Werbegeschäft steht ProSiebenSat.1 Media bereits seit Sommer 2017 unter Druck." Mit bearishen Knock-out-Scheinen (WKN PP6MEY) spekulierten Anleger auf weitere Kursverluste.
Bei Covestro werde hingegen auf Kursgewinne gesetzt (WKN PP1XNY). "Covestro steigt in den DAX auf", erklärt Bagci. Görich zufolge macht sich außerdem immer mal wieder eine Empfehlung bemerkbar: "So war in der letzten Woche ein Call-Optionsschein auf Bank of America (WKN CE66SH) einer der meistgehandelten Einzelgattungen."
Auch Bund-Future und US-Dollar beachtet
Der Zinsanstieg, der die Märkte bis Mitte Februar prägte, hat sich in den vergangenen Wochen nicht fortgesetzt. Vielmehr sind die Zinsen in der Eurozone und in den USA wieder etwas zurückgegangen, die Anleihekurse gestiegen. Anleger rechnen aber offenbar wieder mit einer Gegenbewegung: Königer zufolge positionieren sie sich in einem bearishen Knock-out-Schein auf den Euro-Bund-Future (WKN TD36VE) - offenbar in Erwartung fallender Anleihekurse und steigender Zinsen.
Eher seitwärts bewegt hat sich in den vergangenen Wochen das Währungspaar Euro/US-Dollar: Aktuell wird der Euro zu 1,2373 US-Dollar gehandelt und damit in etwa auf dem Niveau von vor vier Wochen. Gefragt waren laut Königer bullishe (WKN DGY0WZ, PP3AJ5), aber auch bearishe (WKN HW4KJT) Knock-out-Scheine.
Enttäuschte Bitcoin-Anleger
Der Bitcoin-Kurs zeigt sich weiter extrem volatil: Der Preis war im Dezember 2017 auf fast 20.000 US-Dollar gestiegen, dann auf weniger als 7.500 US-Dollar im Februar dieses Jahres gefallen. Aktuell liegt der Preis bei 9.129 US-Dollar. Anlegern schreckt das offenbar ab: Auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen sind die Bitcoin-Tracker (WKN VN5MJG, VL3TBC) deutlich zurückgefallen. "Auf unserer Umsatzliste nach Einzelprodukten stehen die Zertifikate immer noch oben, das Handelsaufkommen ist aber weniger geworden", stellt auch Königer von der ICF Bank fest.
von: Anna-Maria Borse
14. März 2018, © Deutsche Börse AG
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