Von Hans-Joachim Koch
FRANKFURT (Dow Jones)--Die SAP-Aktionäre haben sich nach Änderungen im Vergütungssystem für den Vorstand wieder versöhnt gezeigt und dieses auf der Hauptversammlung mit mehr als 90-prozentiger Mehrheit durchgewunken. Auf dem Aktionärstreffen 2017 hatte sich die Kritik an der Bezahlung der Unternehmensführung massiv in der Zustimmungsquote für die Entlastung des Aufsichtsrats niedergeschlagen. Damals votierten nur 50,49 Prozent der Aktionäre dafür.
Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner hatte nach eigenem Bekunden seitdem viel Zeit in Gespräche mit institutionellen Anlegern investiert, mit dem Ziel, das System so anzupassen, dass es eine möglichst breite Rückendeckung erhält.
Zugleich verteidigte Plattner vor den Aktionären die Spitzenbezahlung der Führung: SAP sei das wertvollste Unternehmen im DAX und als Softwareanbieter müsse die Vergütung auch international wettbewerbsfähig sein.
SAP-Vorstandschef Bill McDermott war 2017 mit einem um fast die Hälfte auf 21,8 Millionen Euro gestiegenen Gehalt der mit Abstand bestbezahlte Vorstandschef im DAX. Diese Summe steht für die Zufluss-Rechnung, sprich alle tatsächlich überwiesenen Gelder inklusive variabler Leistungen u.a. aus Aktienoptionsprogrammen früherer Jahre.
Aus den Wortmeldungen der Aktionärsvertreter sprach viel Lob für das Unternehmen angesichts der guten Geschäftsentwicklung und der guten Perspektiven, aber auch deutliche Unterstützung für das Vergütungssystem.
Als Befreiungsschlag klassifizierte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) die Überarbeitung. Zudem werde der Vergütungsbericht spürbar transparenter. "Sie entwickeln sich zum Musterknaben in Sachen Corporate Governance", richtetet sie Lob direkt an Plattner. Ein Kritikpunkt bleibe jedoch, die absolute Höhe des CEO-Gehalts. Die knapp 22 Millionen Euro 2017 für McDermott passten nicht "in die deutsche Landschaft".
Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS bezeichnete das neue System im Vergleich zum Vorgänger als eine wirkliche Weiterentwicklung. Zugleich begrüßte er die Bemühungen und Anstrengungen, die der Aufsichtsrat darein gesteckt hat.
Die wesentlichen Änderungen, über die SAP bereits im Vorfeld der Hauptversammlung informiert hatte, betreffen die kurzfristige variable Vergütung (STI). An den tendenziell deutlich höheren Langfrist-Komponenten ändert sich nichts. Sie hatten für 2017 bei McDermott mehr als die Hälfte der Gesamtvergütung ausgemacht.
Nach der jetzt erfolgten Billigung auf der Hauptversammlung, die als eigenständiger Punkt auf der Tagesordnung stand, gilt mit Wirkung bereits in diesem Jahr, dass die STI nur noch auf Finanzziele (Neuaufträge Cloud, Umsatz Cloud/Software und operative Marge) ausgerichtet wird. Sogenannte Ermessenskomponenten wie Innovationsleistung, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit entfallen. Dämpfend wirkt sich SAP-Angaben zufolge auch die Senkung der maximalen Prozentsätze bei Zielerreichung aus - auf 140 von gut 180 Prozent.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/smh/mgo
(END) Dow Jones Newswires
May 17, 2018 09:32 ET (13:32 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.