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HINTERGRUND/Wie Aurubis und Deutschland sichere Kupferlieferungen verpassten

Von Christian Grimm

BERLIN (Dow Jones)-Kupfer ist überall, Kupfer ist unverzichtbar. Kein Smartphone, kein Computer, kein Fernseher und kein Auto würden ohne das rötlich glänzende Buntmetall funktionieren, kein Windrad sich drehen.

Deutschland ist von der Einfuhr abhängig. Seit Anfang der 90er Jahre wird das Metall nicht mehr aus heimischen Stollen gefördert. Dennoch hat es die Bundesregierung durch einen zu langsamen Genehmigungsprozess versäumt, sich wichtige Lieferungen aus einer neuen Mine in Panama zu sichern, wie Dow Jones Newswires erfuhr. Deutschlands großer Kupferfabrikant Aurubis sollte 8 Prozent seiner pro Jahr verarbeiteten Menge an Kupfererzen von dort beziehen.

180.000 Tonnen Erz eingebüßt - pro Jahr 
 

Bei 2 bis 2,4 Millionen Tonnen, die der MDAX-Konzern in den vergangenen Jahren in Hamburg und Bulgarien in seinen Öfen schmolz, sind es damit rund 180.000 Tonnen Erz pro Jahr, die Aurubis und der deutschen Wirtschaft durch die Lappen gegangen sind. Das entspricht wiederum 15 Prozent der vergangenes Jahr nach Deutschland importierten Gesamtmenge von 1,2 Millionen Tonnen Kupfererz.

Aurubis steht beinahe für die gesamte deutsche Produktion der 50 bis 80 Kilogramm schweren, ziegelfarbenen Quadrate aus dem vielseitigen Metall. Diese sogenannten Kathoden sind das, was die Barren bei Gold sind.

In unseren Häusern sind neben den elektrischen Leitungen oft auch Wasser- und Heizungsrohre aus Kupfer. In jedem Auto sind im Schnitt rund 25 Kilo verbaut. Deutschland verbraucht von allen Staaten der EU am meisten. In den kommenden Jahren wird der Verbrauch signifikant steigen, weil mehr Windräder aufgestellt werden, um das Klima zu schützen und weil mehr Elektromotoren unsere Autos antreiben.

Geliefert hätte das Erz das Bergbauunternehmen First Quantum Minerals, das in Panama eine riesige Kupfermine in der Colon Provinz an der Westküste aufschließt. Die Kumpel sollen ein halbes Jahrhundert lang den wertvollen Rohstoff aus dem Berg sprengen. Im kommenden Jahr sollen sie mit ihrer Arbeit loslegen, die Förderung voll anfahren.

First Quantum hatte sich im Mai 2016 für die Finanzierung über Kredite für Bürgschaften in Deutschland und anderen Ländern beworben. Die Kosten für die Grube sind mit 6,3 Milliarden Dollar veranschlagt. Die Bundesregierung kann auch für ausländische Bergwerke sogenannte ungebundene Finanzkredite vergeben, wenn Deutschland im Gegenzug einen Teil der Ausbeute erhält. Doch sie ließ die Chance verstreichen. Die Ministerien brauchten zu lange für die Prüfung.

Die Beamten nahmen sich die Zeit 
 

Nach über anderthalb Jahren zog First Quantum den Stecker. "Es dauerte zu lange", sagt der Mit-Gründer und Direktor des Unternehmens, Clive Newall. Im Februar dieses Jahres entschied First Quantum, die Mine in Panama über den Kapitalmarkt mittels Anleihen zu finanzieren. "Das war mehr oder weniger in einer Woche erledigt", berichtet Newall.

Den CDU-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer ärgert die versiebte Chance maßlos. Die Prüfung durch die Ministerien hat für seinen Geschmack viel zu viel Zeit gekostet. "Das ist keine Planungssicherheit für Unternehmen in einem Rechtsstaat, wie ich sie erwarte. Das erinnert mehr an eine Bananenrepublik", beklagt der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag.

Ihn stört besonders, dass es seiner Kenntnis nach keine Hinweise gegeben hat, dass Umwelt, Sicherheits- oder Sozialstandards in Panama verletzt wurden. Aus Angst vor schlechter Presse "wollte man sich halt nicht festlegen und hat halt immer wieder Nachfragen gestellt", berichtet Pfeiffer.

Aurubis ist enttäuscht 
 

In der Hamburger Aurubis-Zentrale will man am liebsten nicht über den entgangenen Fang sprechen. "Natürlich hätten wir uns dadurch wirtschaftliche Vorteile verschafft. Die Lieferung wäre über Jahre gesichert gewesen", sagt der Konzernsprecher. Jetzt müsse sich sein Unternehmen das Erzgestein kleinteilig auf dem Markt beschaffen. "Das waren für uns relevante Mengen, aber der Wegfall ist nicht geschäftsschädigend", ergänzt der Sprecher. Ein schlechtes Wort wegen der langen Prüfung in den deutschen Ministerien verliert er nicht.

Das Haus von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gibt sich in der Causa zugeknöpft. "Zu etwaigen Einzelfällen bei Hermes-Exportkreditgarantien können wir mit Blick auf den Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen keine Auskunft geben", heißt es dort lediglich.

Die Wirtschaftsvereinigung Metalle (WV Metalle) ist mit der Praxis unzufrieden, wie die Bundesregierung die Rohstoffversorgung sicherstellen will. Ohne die sichere Versorgung mit unverzichtbaren Basisstoffen wie Kupfer, so der Tenor, kann Deutschland kein Industrieland bleiben und sich schon gar nicht in die luftigen Höhen der Zukunftstechnologien aufschwingen. "Die Versorgung mit Kupfer ist zwar nicht gefährdet, aber auch nicht sichergestellt", mahnte WV-Chefin Franziska Erdle.

Damit Deutschland künftig keine Erz-Lieferungen mehr einbüßt, will Wirtschaftspolitiker Pfeiffer die Prüfungen der Ministerien kürzen. "Wir müssen die Verfahren insgesamt straffen", sagt der 51-Jährige. Denkbar sei zum Beispiel, Fristen einzuführen, bis wann eine Entscheidung über eine Mine final gefällt werden muss.

First-Quantum-Direktor Newall gibt den Deutschen nicht allein die Schuld daran, dass es nichts wurde mit der öffentlich gedeckten Finanzierung. Auch andere europäische und asiatische Länder seien nicht schneller.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/chg/smh

(END) Dow Jones Newswires

May 29, 2018 03:36 ET (07:36 GMT)

Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.

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