Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Montagnachmittag nach unten. Aus Sorge um die Entwicklung in der Türkei fahren die Anleger ihr Risiko weiter zurück. Nachdem der Dollar in der Nacht von Sonntag auf Montag im asiatisch dominierten Handel ein neues Rekordhoch bei 7,1253 Lira markiert hat, kam es zu einer leichten Stabilisierung knapp unter der Marke von 7 Lira. Dennoch sind die Auswirkungen der dortigen Finanzkrise auf die europäischen Banken momentan nicht abschätzbar.
"Die Türkei könnte sich an den IWF wenden, die Beziehungen zu den USA verbessern, Kapitalverkehrskontrollen einführen oder die Zinsen erhöhen", sagt Simon Derrick, Devisenstratege der Bank of New York Mellon. Diesen Möglichkeiten hat die Erdogan-Regierung jedoch zunächst eine Absage erteilt. Stattdessen stellt sie den Banken des Landes zusätzliche Liquidität zur Verfügung. Der türkische Präsident hat am Wochenende erneut kämpferische Töne angeschlagen und sieht sein Land als Opfer einer gezielten Operation.
Thema Nummer 1 am deutschen Aktienmarkt ist, dass ein US-Gericht den nun Bayer gehörenden Agrarkonzern Monsanto zu einer Zahlung von 289,2 Millionen Dollar oder 253 Millionen Euro verurteilt hat, da zwei seiner starken Unkrautvernichter Krebs verursacht haben könnten. Die Aktie von Bayer verliert in der Folge 11 Prozent auf 83,02 Euro und zieht den DAX nach unten. Der Index verliert 0,4 Prozent auf 12.379 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.417 Punkte abwärts.
Juristische Niederlage von Monsanto überrascht
Die Barclays-Analysten zeigen sich "ein wenig überrascht", dass die Bayer-Tochter Monsanto den ersten zivilen Schadenersatzprozess in den USA rund um Glyphosat verloren hat. Mit Blick auf die Entwicklung in der US-Tabakindustrie hält es die DZ Bank durchaus für möglich, dass das negative erstinstanzliche Urteil gegen Monsanto/Bayer in der Revision abgewiesen wird. Wiederum andere Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Höhe der Zahlung in Berufungsverfahren möglicherweise deutlich reduziert wird, nicht aber, dass Bayer ungeschoren davonkommen wird. Durch die nun drohenden Sammelklagen könnten die Zahlungen für Entschädigungen insgesamt schnell in den Milliarden-Bereich gehen. Erschwerend komme hinzu, dass eine politische Komponente im Gerichtsurteil nicht ausgeschlossen werden könne.
Ansonsten werden an der Börse die Branchen verkauft, die in größeren Geschäftsbeziehungen in der Türkei oder türkischen Unternehmen stehen. Banken führen mit einem Minus von 1 Prozent die Verliererliste in Europa an den Börsen an. Belastend wirkt weiter das Exposure der Banken Richtung Türkei. Laut Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) sind vor allem spanische Banken in der Türkei mit mehr als 80 Milliarden Dollar engagiert, gefolgt von französischen Geldinstituten, die es auf fast 40 Milliarden bringen. Deutsche Banken sind mit unter 20 Milliarden Dollar mit im Boot. Die Zahlen sind nach Einschätzung aus dem Handel nicht existenzgefährdend, aber erheblich. BBVA und Unicredit verlieren jeweils rund 3 Prozent.
Aber auch der Sektor der Reiseunternehmen steht unter Druck und verliert 0,8 Prozent. So geben TUI um 3 Prozent nach, Thomas Cook verlieren 2,5 Prozent. Air France-KLM verlieren mit neuen Streikdrohungen 3,7 Prozent. Der Chef der Pilotengewerkschaft SNPL, Philippe Evain, hat gegenüber der Zeitung "Le Parisien" erklärt, dass es bei der Airline durchaus weitere Streiks geben könnte, sollte das Management die Verhandlungen nicht fortsetzen, sobald ein neuer CEO gefunden worden sei. Sollte sich das neue Management den Verhandlungen versperren, stellte Evain 15 Streiktage in den Raum.
Hellofresh erwartet Break Even später
Hellofresh hat zwar die Umsatzprognose erhöht, rechnet mit einem Erreichen der Gewinnschwelle nun aber erst für das kommende Jahr und damit nicht mehr fürs vierte Quartal. Der Kurs gibt um 6 Prozent nach. United Internet hat im zweiten Quartal etwas mehr verdient als erwartet, der Kurs steigt um 0,6 Prozent. Bei Salzgitter liegen die Kennziffern leicht unter den Erwartungen, der Kurs verliert 1,3 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.416,88 -0,27 -9,40 -2,49 Stoxx-50 3.092,43 -0,25 -7,69 -2,69 DAX 12.379,43 -0,36 -44,92 -4,17 MDAX 26.674,85 0,01 3,15 1,81 TecDAX 2.935,27 0,42 12,15 16,06 SDAX 12.296,17 -0,65 -79,95 3,44 FTSE 7.646,93 -0,26 -20,08 -0,05 CAC 5.420,76 0,11 6,09 2,04 Bund-Future 163,36 0,04 2,98 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 7.45 Uhr Fr, 17.27 Uhr % YTD EUR/USD 1,1424 +0,35% 1,1383 1,1417 -4,9% EUR/JPY 126,68 +0,70% 125,49 126,31 -6,4% EUR/CHF 1,1359 +0,40% 1,1305 1,1349 -3,0% EUR/GBP 0,8938 +0,16% 0,8926 0,8931 +0,5% USD/JPY 110,89 +0,35% 110,25 110,64 -1,6% GBP/USD 1,2781 +0,18% 1,2754 1,2784 -5,4% Bitcoin BTC/USD 6.427,89 +0,6% 6.364,29 6.471,72 -52,9% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 Jahre -0,66 -0,65 -0,04 Deutschland 10 Jahre 0,32 0,32 -0,11 USA 2 Jahre 2,61 2,60 0,72 USA 10 Jahre 2,87 2,87 0,46 Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02 Japan 10 Jahre 0,10 0,10 0,05 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,02 67,63 -0,9% -0,61 +13,5% Brent/ICE 72,52 72,81 -0,4% -0,29 +13,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.200,15 1.211,65 -0,9% -11,50 -7,9% Silber (Spot) 15,22 15,32 -0,6% -0,10 -10,1% Platin (Spot) 810,30 828,10 -2,1% -17,80 -12,8% Kupfer-Future 2,76 2,74 +0,5% +0,01 -17,5% ===
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August 13, 2018 10:15 ET (14:15 GMT)
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