Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die nächste Woche wird eine Woche der Geldpolitik: US-Notenbank und die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlichen die Protokolle ihrer geldpolitischen Beratungen vom 31. Juli/1. August und 26. Juli. Zudem treffen sich Zentralbanker aus aller Welt zum traditionellen geldpolitischen Symposium in Jackson Hole. Gesprächsstoff gibt es genug, von besonderem Interesse dürfte aber unabhängig von der eher akademischen Konferenzagenda der weitere geldpolitische Kurs der Fed sein, der weltweite Auswirkungen hat.
Die jüngsten Währungsturbulenzen in einigen Schwellenländern sind auch ein Ausdruck der abnehmenden Liquiditätsflut der Zentralbanken. Zwar wurde die aktuelle Episode durch eine Sondersituation in der Türkei ausgelöst, doch zeigt die Reaktion in anderen, vor allem asiatischen Schwellenländern die Nervosität der Märkte. Die US-Notenbank nimmt jeden Monat 50 Milliarden US-Dollar vom Markt und könnte ihre Zinsen angesichts steigender Inflationsraten und einer sehr expansiven Fiskalpolitik schneller als bisher erwartet anheben.
Marktteilnehmer erwarten nur drei Fed-Zinserhöhungen für dieses Jahr
Investoren erhalten inzwischen in den USA eine gute Rendite - warum noch in Schwellenländern investieren? Folge ist, dass Schwellenländer in Krisen wie der aktuellen beschleunigte Nettodevisenabflüsse verzeichnen. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins in diesem Jahr bereits zwei Mal erhöht, zuletzt im Juni auf 1,75 bis 2,00 Prozent, und sie hält zwei weitere Zinsanhebungen für möglich. Fed-Funds-Futures preisen einen vierten Schritt bis Jahresende derzeit allerdings nur zu 63 Prozent ein.
Bei der jüngsten Sitzung hatte der Offenmarktausschuss FOMC seinen Zins erwartungsgemäß unverändert gelassen, aber für die Sitzung am 26. September ist eine Anhebung auf 2,00 bis 2,25 Prozent zu 96 Prozent eingepreist. Marktteilnehmer werden das am Mittwoch (20.00 Uhr) zur Veröffentlichung anstehende Sitzungsprotokoll vor allem auf Aussagen zu den Inflationsrisiken überprüfen.
Bereits am Montag (17.00 Uhr) spricht der im FOMC stimmberechtigte Chef der Atlanta Fed, Rafael Bostic.
EZB will Nettowertpapierkäufe 2019 einstellen
Die EZB ist von einer geldpolitischen Normalisierung noch ein gutes Stück weiter entfernt als die Fed. Sie hat signalisiert, dass sie ihr Wertpapierportfolio ab Oktober nur noch um monatlich 15 (derzeit: 30) Milliarden Euro vergrößern und ab 2019 nur noch konstant halten will. Die Zinsen sollen bis Sommer 2019 unverändert bleiben.
Die Aussage zu den Wertpapierkäufen hat die EZB allerdings an die Bedingung geknüpft, dass sich die Inflationsaussichten nicht eintrüben. Analysten gehe zwar davon aus, dass es schon eine starke Eintrübung bräuchte, um die EZB von ihren Plänen abzubringen, doch mangelt es andererseits auch nicht gerade an Risiken für Konjunktur und Inflation.
Insofern ist ein Protokoll der Beratungen vom 26. Juli willkommen, auch wenn es wieder Hinweise zu der ab Januar geplanten Politik hinsichtlich der Reinvestitionen von Erträgen fälliger Papiere enthalten dürfte. Die EZB veröffentlicht das Dokument am Donnerstag (13.30 Uhr).
Aktuelle Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi sind in der Woche nicht zu erwarten, laut EZB-Kalender wird Draghi nicht nach Jackson Hole reisen.
Euroraum-PMI und zweite BIP-Veröffentlichung Deutschlands für zweites Quartal
Auskunft über die Konjunktur des Euroraums geben die ebenfalls am Donnerstag anstehenden Einkaufsmanagerindizes (PMI) von IHS Markit. Die PMI liegen deutlich unter den zu Jahresbeginn verzeichneten Ständen, haben sich zuletzt aber etwas stabilisiert. Volkswirte erwarten für Frankreich (9.00 Uhr), Deutschland (9.30 Uhr) und den Euroraum (10.00 Uhr) einen Rückgang des Industrie-PMI und einen Anstieg des Service-PMI.
Am Freitag (8.00 Uhr) kommt das Statistische Bundesamt mit einer zweiten Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das zweite Quartal. Der Anstieg war etwas kräftiger gewesen als erwartet - 0,5 Prozent Quartalsrate. Der detaillierte Bericht wird zeigen, wie viel welche Komponente der Verwendungsseite des BIP zum Wachstum beigetragen hat. In erster Veröffentlichung hatten die Statistiker den Konsum und die Investitionen genannt.
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August 17, 2018 07:26 ET (11:26 GMT)
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