BERLIN (Dow Jones)--Im Streit um Luftverschmutzung und Diesel-Fahrverbote sehen Verbraucherschützer und Kommunen die Autoindustrie in der Verantwortung, Inhabern älterer Diesel-Fahrzeuge Fahrverbote zu ersparen. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, plädierte für schnelle Umrüstungen der Dieselbusse und der kommunalen Fahrzeuge. "Das hat einen großen Effekt, da diese Fahrzeuge fast ausschließlich in der Kommune unterwegs sind", sagte Landsberg dem Handelsblatt.
Bei privaten Dieselfahrzeugen insbesondere der Euro Klasse 5 sollte eine Hardwarenachrüstung ermöglicht werden - finanziert von den Herstellern. Die rechtlichen Voraussetzungen seien allerdings nicht ganz einfach. "Denn nicht alle haben geschummelt", gab Landsberg zu bedenken. "Möglicherweise lässt sich ein Fonds bilden, der in erster Linie von den Herstellern finanziert wird 93, schlug er vor. Bei alten Dieselfahrzeugen, wo die Nachrüstung im Zweifel wirtschaftlich nicht sinnvoll sei, seien die Autokonzerne gefordert, Anreize für Neuanschaffungen zu bieten. "Damit käme der Diesel aus der Schmuddelecke und würde wieder das Image einer modernen Antriebsart erhalten." Das müsse im Sinne der Konzerne sein. "Gleichzeitig wäre das aus Sicht der Käufer ein deutlicher Vertrauensbeweis."
Freiwillige Herstellerprämien für den Wechsel in saubere Autos hält der Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller, für unzureichend. Deutsche und ausländische Herstellern müssten vielmehr zu einem Rückkauf der Dieselautos verpflichtet werden, die wegen Fahrverboten nicht mehr genutzt werden können. "Zusätzlich sollte eine Entschädigung von 1000 Euro gezahlt werden", sagte Müller dem Handelsblatt.
VZBV-Chef mahnte auch für von Fahrverboten Betroffene, die sich mit einer Herstellerpr ämie keinen Neuwagen leisten können, Unterstützung an. "Hardware-Nachrüstungen können ältere Diesel vor Fahrverboten schützen", sagte der VZBV-Chef. Entsprechende Systeme müssten von den Autoherstellern angeboten werden. "Die Kosten dürfen dabei nicht auf die Dieselbesitzer abgewälzt werden. Die Autoindustrie muss für den von ihr angerichteten Schaden auch finanziell geradestehen."
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September 19, 2018 23:00 ET (03:00 GMT)
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