Er polterte, die Verhandlungen gingen viel zu langsam voran. Deswegen werde er schon am kommenden Freitag die bislang ausgesetzte Anhebung der Zölle auf chinesische Importe im Umfang von 200 Mrd. USD von 10% auf 25% nachholen. Die Reaktion der Finanzmärkte folgte auf dem Fusse - die chinesischen Aktienmärkte rutschten am Montag in den ersten Stunden des Handels um bis zu 7% in die Tiefe.
Zweifellos würde eine Ausweitung des Handelsstreits die Weltwirtschaft empfindlich treffen, zu einer Zeit, in der das Konjunkturvertrauen in Europa und China gerade erst wieder zaghaft zurückkehrt. Rund um den Globus könnte das Wirtschaftswachstum einen herben Dämpfer erfahren. Vor allem im Reich der Mitte, wo sich zuletzt die Anzeichen für eine konjunkturelle Belebung verdichtet haben, sollten sich die Perspektiven merklich eintrüben.
Gleichwohl spricht einiges dafür, dass es zur befürchteten Eskalation nicht kommt. So dürften die jüngsten Drohungen Trumps auch dieses Mal wieder primär ein Teil seiner Verhandlungsstrategie sein, wonach er kurz vor Schluss nochmals den Druck auf die Gegenpartei erhöht, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen.
Daneben liefert die aktuelle wirtschaftliche Verfassung der USA gute Gründe, um die angekündigten Zollerhöhungen nicht umzusetzen. Zwar konnten die US-Aktienmärkte zuletzt neue Allzeithöchststände erklimmen. Und auch der jüngste Arbeitsmarktbericht glänzte mit kräftigen Stellenschaffungen sowie der tiefsten Arbeitslosenquote seit knapp 50 Jahren. Beides suggeriert, dass sich die US-Wirtschaft in einer robusten Verfassung befindet.
Diese Momentaufnahme kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Ausweitung des Handelskonflikts für die USA zur Unzeit käme. Ungeachtet der aktuell guten Lage hat sich nämlich der Ausblick deutlich eingetrübt. Zum einen werden Störfeuer vonseiten des Welthandels - anders als im vergangenen Jahr - nicht mehr von konjunkturellen Impulsen durch die Steuersenkungen ausgeglichen. Diese künstlichen Stimuli klingen im laufenden Jahr aus und kehren sich 2020 sogar in Bremseffekte um.
Zum anderen wird die Wirtschaft mehr und mehr durch die Zinserhöhungen der zurückliegenden Jahre belastet. Die Investitionsdynamik der Unternehmen hat sich in diesem Zuge bereits abgeschwächt. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen aber, dass derartige Verschlechterungen der Finanzierungskonditionen mit langen Zeitverzögerungen wirken, sodass die Kapitalgüternachfrage in den kommenden Quartalen noch weiter nachgeben sollte. Mithin dürfte sich das BIP-Wachstum merklich abschwächen. Die jüngsten Rückgänge der Einkaufsmanagerindikatoren deuten bereits in diese Richtung. Eine Verschärfung des Handelskonflikts können sich die USA in diesem Umfeld schlicht und ergreifend gar nicht leisten.
Vor diesem Hintergrund sehen wir gute Chancen, dass es sich bei der jüngsten Provokation durch Trump tatsächlich um das übliche Gepolter handelt, das eine Einigung nicht unmöglich macht. Gleichwohl ist das Risiko eines Scheiterns gestiegen und der Weg zu einem Abkommen mit China ist eindeutig steiniger geworden. Jede neue Nachricht hat das Potential, negativ auf die weltweite Unternehmensstimmung auszustrahlen. Die Gefahr von temporären Rückschlägen bei dem von uns erwarteten Konjunkturaufschwung in Europa hat mithin zugenommen. Entsprechend dürfte auch die Volatilität an den Finanzmärkten anziehen.
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