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Dr. Frank Engels (Union Investment): Europawahl 2019 und Kapitalmärkte

Europa wählt. Zwischen dem 23. und dem 26. Mai sind die Europäerinnen und Europäer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Und zum ersten Mal seit der Premiere vor vierzig Jahren schaut die Welt - und auch der Kapitalmarkt - bei einer Europawahl sehr genau hin. Denn: Es geht um viel, auch wenn es nicht unmittelbar den Anschein haben mag.

Europäische Integration nicht mehr selbstverständlich

Wir leben heute nicht nur auf einem friedlichen, sondern auch auf einem wohlhabenden Kontinent. Jedoch ist das Vertrauen in die Langlebigkeit der dahinter stehenden politischen Mechanik mit den Ereignissen der vergangenen Jahre - Brexit, Flüchtlingskrise oder Italienwahl -geschwunden. Für viele Investoren ist es mittlerweile nicht mehr selbstverständlich, dass die Integration erstens immer weitergeht und zweitens unumkehrbar bleibt. Hinter dem neuerwachten Interesse für die Europawahl steht also keine Begeisterung für den europäischen Gedanken, sondern Furcht: Was, wenn das Einigungsprojekt scheitern würde?

Diese Sorge entstammt den jüngsten Erfahrungen. Überall in Europa haben populistische Parteien an Gewicht gewonnen. Für die EU ist das extrem relevant. Populistische Programmatiken beinhalten fast zwingend eine europakritische Haltung: Rückzug ins Nationale, Abschottung, Fragmentierung. Der Kern rechtspopulistischer Politik stellt daher wichtige Grundpfeiler der Europäischen Union in Frage. Selbst partielle Rückschritte in die Zeit autarker Volkswirtschaften wären aber eine schlechte Nachricht für die Prosperität Europas und für die Kapitalmärkte.

Kapitalmarktsorge vor Populismuswelle

Aus Investorensicht birgt daher ein Bedeutungszuwachs populistischer Kräfte das Risiko einer marktbelastenden Politik. Aber wie wahrscheinlich sind solche Effekte im Kontext der Europawahl? Oder anders formuliert: Welche Macht hat das Parlament über die Märkte? Fünf Thesen über den Wahlausgang und seine Wirkung auf die Kapitalmärkte lassen sich ableiten.

Fünf Thesen zum Wahlausgang und seine Wirkung auf die Kapitalmärkte

  1. Populistische Parteien wie die Lega Nord gehen gestärkt aus der Wahl hervor und versuchen, die europäische Tagesordnung deutlicher mitzubestimmen. Die Folge: Die politische Unsicherheit wird zunehmen und die politische Berechenbarkeit sinken - eine Kombination angesichts derer immer wieder mit hoher Volatilität an den Kapitalmärkten zu rechnen ist.
  2. Die Sorge vor einer Übernahme des EU-Parlaments durch die Populisten ist übertrieben. Zwar erscheint es aktuellen Umfragen zufolge möglich, dass die (rechts-)populistische Fraktion im neuen EU-Parlament die stärkste Kraft stellt. Aber sowohl die Zersplitterung der jeweiligen Parteien als auch die Einbettung des Parlaments in das Institutionengeflecht verhindern einen unmittelbaren Zugriff der Populisten auf die Gesetzgebung. Eine krisenhafte Zuspitzung nach der Wahl ist also nicht zu erwarten, auch nicht an den Kapitalmärkten.
  3. Die populistische Blockade Europas droht aus den Nationalstaaten, nicht aus dem Europaparlament. In den Mitgliedsländern wird oft die Verantwortung für heimische Versäumnisse auf Brüssel geschoben und EU-Initiativen werden blockiert. Bei Wahlsiegen der Populisten dürfte dieses Muster zunehmen. Die Europawahl dient hier als Lackmustest. An den Rentenmärkten werden populistische Blockaden üblicherweise mit höheren Risikoaufschlägen belegt, wie zuletzt das Beispiel Italien gezeigt hat.
  4. Internationale Investoren fordern eine politische Risikoprämie. Für Investoren aus Asien oder Nordamerika sind europäische Debatten wie aktuell rund um die Europawahl nur schwer nachvollziehbar. Der kontinuierliche Abzug ausländischen Kapitals von den Börsen der Eurozone in den letzten 18 Monaten und die Bewertungsabschläge europäischer Aktien relativ zu internationalen Peers sprechen bereits eine deutliche Sprache. Die Anlageregion wird angesichts der anhaltenden Unsicherheiten assetklassenübergreifend mit Bewertungsabschlägen gegenüber international vergleichbaren Investments leben müssen.
  5. Europa muss wetterfest werden, denn die konjunkturelle Schönwetterperiode geht zu Ende (vgl. Grafik).Dabei kommt dem Parlament als Schrittmacher des europäischen Projektes mittelfristig eine Schlüsselrolle zu. Geschieht dies nicht beziehungsweise kann ein politisch fragmentiertes Europaparlament diese Rolle nur unzureichend ausfüllen, dann sind perspektivisch erneute Ermüdungserscheinungen - etwa beim Euro oder der Bankenunion - wahrscheinlich.


Greife nie in ein fallendes Fahrrad?!

Vor diesem Hintergrund gewinnt der berühmte Satz des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors an Aktualität: "Europa ist wie ein Fahrrad. Hält man es an, fällt es um." Für viele Investoren ist genau dieser Stillstand die größte Sorge mit Blick auf den Euroraum. Manch einer will im übertragenden Sinne bei seinen Investitionsentscheidungen eben nicht in ein fallendes Fahrrad greifen - und bleibt daher der Währungsunion fern. Die jüngsten Entscheidungen japanischer Autobauer, neue für den europäischen Markt bestimmte Modelle weder in England noch auf dem europäischen Kontinent zu fertigen, sind ein warnendes Beispiel hierfür.

Es ist dieser Zusammenhang, der die neunte Wahl seit Bestehen des Europaparlaments für Anleger so bedeutsam macht. Denn: Der Kontinent braucht politische Bewegung und neue Weichenstellungen, soll er wirtschaftlich erfolgreich und damit strategisch attraktiv für Investoren bleiben. Dem EU-Parlament sowie der EU-Kommission kommen dabei Schlüsselrollen zu.

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