Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte sich nach Aussage des US-Ökonomen Adam Posen nicht durch politische Widerstände davon abhalten lassen, in der nächste Krise noch mehr private Vermögenswerte aufzukaufen. Bei einem Kolloquium zu Ehren des scheidenden EZB-Chefvolkswirts Peter Praet machte Posen zudem deutlich, dass er Bundesbank-Präsident Jens Weidmann für ungeeignet hält, Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi zu werden.
"Die EZB sollte sich schon jetzt überlegen, welche Assets sie noch kaufen kann und wie das getan werden könnte, sie sollte damit nicht warten, bis die Krise da ist", sagte Posen. Es seien noch viele private Assets da, die zu kaufen nichts Undenkbares sei, Widerstände hiergegen seien allenfalls aus dem politischen Raum zu erwarten, sagte Posen und fügte hinzu: "Die EZB ist die einzige Zentralbank, deren Unabhängigkeit durch internationale Verträge abgesichert ist. Sie sollte das noch stärker nutzen."
Posen schlug außerdem eine Anhebung des Inflationsziels vor. "Das Zweiprozentziel hat seine Nützlichkeit verloren, der andauernde Rückgang der Inflation kann nicht ignoriert werden", sagte er. Von Jens Weidmanns Ambitionen, EZB-Präsident zu werden, hält der Ökonom nichts. In Anspielung auf Weidmanns Widerstand gegen den Anlauf von Staatsanleihen im Allgemeinen und das OMT-Programm im Besonderen sagte er: "Jemand der nicht der Ansicht, ist, dass eine Zentralbank der letztinstanzliche Kreditgeber sein sollte, sollte keine Zentralbank führen."
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May 22, 2019 09:04 ET (13:04 GMT)
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