Nach wiederholten Kursstürzen bei der Aktie des
Zahlungsdienstleisters Wirecard
Braun sagte zu, bei der Kommunikation wolle das Unternehmen Verbesserungen einführen. Grundlegend wollte er aber das rund laufende Geschäft in den Vordergrund rücken. Das Unternehmen steuere auf ein "absolutes Rekordhalbjahr" zu, sagte Braun. Das Unternehmen gewinne zunehmend große Kunden hinzu. Im ersten Halbjahr habe sich das Wachstum noch einmal beschleunigen können. Die laufenden Gewinnprognosen bestätigte der Manager, der mit 7 Prozent auch größter Einzelaktionär ist. Wirecard-Aktien lagen am Nachmittag mit dem starken Dax 2,5 Prozent im Plus bei 155,10 Euro.
Die Anteilseigner stimmten der Ausgabe einer Wandelanleihe zur Beteiligung des japanischen Mischkonzerns und Tech-Investors Softbank im Umfang von 900 Millionen Euro zu. Das Geld will das Unternehmen für Investitionen, Aktienrückkaufe und Schuldenrückzahlung verwenden - in welchem Ausmaß jeweils, das ließ Braun offen. Planerisch könne man zwar aktuell mit jeweils einem Drittel rechnen, aber finale Entscheidungen stünden aus und hingen unter anderem vom Aktienkurse ab. Der Aktienrückkauf sei nur eine Option.
Mit dem Geschäft will sich Wirecard nicht zuletzt Zugang zu den Beteiligungen von Softbank sichern, um mit ihnen Geschäft zu machen. Softbank gilt als einer der größten Tech-Investoren weltweit. Der Vorstand schätzt das Gewinnpotenzial aus der Partnerschaft über einen Zeitraum von fünf Jahren laut der Einladung zur Hauptversammlung auf 209 bis 273 Millionen Euro. Hinzukommen soll ein Wert für die darüber hinausgehende langfristige Kooperation, der deutlich höher sei. Dabei setzt Wirecard unter anderem auf Marktzugänge in Japan und Südkorea sowie die Entwicklung gemeinsamer neuer Produkte und Dienstleistungen.
Auch große Investoren sparten nicht mit Kritik. Die
Kommunikationspolitik müsse "deutlich, deutlich proaktiver gestaltet
werden", forderte Nicolas Huber von der Investmentgesellschaft DWS
Wirecard hatte nach eingehender Prüfung Fehler in der Buchhaltung einräumen müssen, wenn auch in geringerem Umfang als durch die Wirtschaftszeitung "Financial Times" in ihren Berichten suggeriert. Braun sprach am Dienstag erneut von "Qualitätsmängeln" bei Buchungen, es habe keine schwerwiegenden Verstöße gegen rechtliche Vorgaben gegeben. Die Aktionäre stimmten für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Geschäftsjahr.
Auch die Investment-Gesellschaft der Sparkassen Dekabank rügte das Management. "Wirecard wird immer noch geführt wie ein Start-up", sagte Deka-Vertreter Ingo Speich. Das sei für ein Dax-Unternehmen "völlig unangemessen". Wirecard-Gründer und Vorstandschef Braun habe eine Machtkonzentration wie bei keinem anderen Dax-Unternehmen und solle "Teile seiner Macht" abgeben. Braun ist mit rund 7 Prozent auch größter Aktionär des Konzerns. Die Expertise des Unternehmens bei Risikomanagement, Compliance und Recht müsse zudem "dringend" ausgebaut werden, sagte Speich.
Hauptgeschäft von Wirecard ist die Abwicklung bargeldlosen Bezahlens sowohl online als auch in Geschäften. Ende März waren rund um den Globus rund 293 000 Händler angeschlossen./cho/men/fba
ISIN DE0007472060
AXC0261 2019-06-18/17:01