Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte bei der Einführung eines Staffelzinses auf Bankeinlagen nach Einschätzung der DZ Bank 70 Prozent dieser Einlagen vom negativen Einlagenzins freistellen, ohne die geldpolitische Transmission zu gefährden. Analyst Christian Reicherter weist darauf hin, dass eine erhöhte Differenz zwischen kurzfristigem Geldmarktzins und Einlagensatz zuletzt bei einer Überliquidität von unter 500 Milliarden Euro aufgetreten sei.
Angesichts einer aktuellen Überliquidität von zuletzt 1.800 Milliarden Euro könnte die EZB also 70 Prozent vom Negativzins ausnehmen, ohne dass der Eonia gegenüber dem Einlagensatz merklich höher tendiert, folgert er. "Damit wäre weiterhin sichergestellt, dass sich die Finanzierungsbedingungen nicht durch höhere Geldmarktnotierungen verschlechtern und sich so eine restriktive Wirkung entfaltet", kalkuliert Reicherter.
Der EZB-Rat dürfte im September über die Einführung eines abgestuften Einlagensatzes beraten. Dieser liegt derzeit bei minus 0,40 Prozent, dürfte aber weiter gesenkt werden. Die EZB hat angekündigt, die negativen Nebenwirkungen einer solchen Entscheidung für die Banken abzumildern. Dieses Ziel steht jedoch im Konflikt mit der Absicht, die Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft möglichst günstig zu halten.
Bei der Schweizerischen Nationalbank beträgt die Freistellungsquote 50 Prozent, bei der Dänischen Nationalbank nur 15 Prozent.
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August 08, 2019 08:58 ET (12:58 GMT)
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