Die Redaktion von 4investors hat mit dem CEO von Biofrontera, Prof. Dr. Hermann Lübbert, über die aktuelle Unternehmensentwicklung gesprochen. Thematisiert wurden u.a. die Auswirkungen der Corona-Krise, die Wachstumsperspektiven im und nach dem Lockerungsprozess und die zur Sicherung der Liquidität und zur Erschließung weiterer Marktpotenziale geplante Kapitalerhöhung.
www.4investors.de: Seit unserem letzten Gespräch hat sich die gesamtwirtschaftliche Situation verdüstert. Welche Auswirkungen haben das Coronavirus und die damit zusammenhängenden Maßnahmen der Regierungen für die Biofrontera? Wie haben Sie gegengesteuert?
Lübbert: Wie für viele andere Unternehmen ist die Pandemie auch für die Biofrontera eine große Herausforderung. Der Jahresstart war gut, mit einer erfreulichen Umsatzentwicklung und positiven regulatorischen und klinischen Fortschritten. Dann kam Corona. Seit März dieses Jahres sind wir von der globalen Coronavirus-Krise direkt betroffen. Mit den Lockdown-Maßnahmen der Regierungen gehen stark rückgängige Umsatzzahlen in allen Märkten einher. Wie Sie vielleicht wissen, waren wir dadurch unmittelbar gezwungen, unternehmensweite Maßnahmen zur Kostensenkung vorzunehmen. Darüber hinaus haben wir Notfallplanungen zur Aufrechterhaltung zentraler Prozesse erarbeitet und Maßnahmen, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen.
Wir navigieren die Biofrontera AG gewissenhaft durch diese Krise, ohne dabei die mittel- und langfristigen Ziele der Gesellschaft aus den Augen zu verlieren. Daher gilt es unverändert, die Biofrontera AG auch strategisch weiterzuentwickeln und in den weiteren Ausbau des Geschäfts zu investieren, um die vorhandenen Marktpotenziale langfristig optimal ausschöpfen zu können.
www.4investors.de: Ist abzusehen, wann sich die Belastungen aus der Pandemie näher beziffern lassen und wie das zweite Quartal aussehen könnte?
Lübbert: Wie erwähnt sind bereits zum Ende des ersten Quartals die Umsätze stark zurückgegangen. Die Zahlen dazu haben wir am 19. Mai veröffentlicht. Eine präzise Prognose für das zweite Quartal ist derzeit noch nicht möglich, weil die aktuelle Lage mit zu vielen Unsicherheiten behaftet ist. Wir gehen jedoch von einer Rückkehr zum Wachstumskurs im Jahresverlauf aus.
www.4investors.de: Analysten rechneten zuletzt mit mehr als 26 Millionen Euro Umsatz für 2020 und einem Verlust von mehr als 21 Millionen Euro für Biofrontera. Sind das Prognosen, mit denen Sie sich wohlfühlen?
Lübbert: Wie schon erwähnt, ist die Sichtbarkeit für das laufende Jahr momentan noch zu eingeschränkt und die Unsicherheiten sind zu groß, um eine Prognose abzugeben, an der man sich auch messen lassen will.
www.4investors.de: Wie werden sich Ihrer Einschätzung nach die für Biofrontera relevanten Märkte nach den nun erfolgten ersten Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen entwickeln und welche Prioritäten setzen Sie für die Zeit nach den "Lockdowns"?
Lübbert: Grundsätzlich sind wir im Pharmamarkt gut aufgehoben, da der grundsätzliche Bedarf für unsere Produkte unabhängig von Menschen-gemachten Vorgaben ist. Deshalb wird die Nachfrage nach unseren Produkten langfristig von der Corona-Krise wenig beeinflusst werden und unsere Märkte sind grundsätzlich intakt.
Vor allem im für uns wichtigen US-Absatzmarkt gehen wir angesichts zunehmender Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen in einigen US-Staaten bereits von einer baldigen Verbesserung des Geschäfts aus. Derzeit beobachten wir eine langsame Erholung des Geschäfts in den USA. Eine daraus entstehende Umsatzdynamik ist allerdings noch schwer zu beurteilen. In Deutschland konnten wir selbst während der Krise begleitende Marketingaktivitäten in angemessenem Maße fortsetzen. Auch hören wir von den deutschen Hautärzten, dass sich einige Patientinnen und Patienten aktuell sogar bevorzugt einer PDT unterziehen, da sie bei den geltenden Kontaktbeschränkungen weniger Bedenken wegen der möglicherweise sichtbaren Nebenwirkungen der Behandlung haben. In Spanien entwickelten sich die Umsätze vor den dortigen strengen Lockdown-Einschränkungen sehr stark. Das macht uns zuversichtlich in Hinblick auf eine zügige Erholung der Umsätze sobald die Lockdown-Maßnahmen dort aufgehoben sind.
Mit gezielten Maßnahmen zur Ausschöpfung der Marktpotenziale wollen wir die Rückkehr zum Wachstumskurs im Jahresverlauf optimal vorbereiten. Wir nutzen die derzeitige Phase, um unsere Vertriebsstrukturen sowie Markt- und Kundendaten anzupassen und alles vorzubereiten, um bei weiteren Lockerungen die Vertriebs- und Marketingaktivitäten zügig und effektiv wieder aufzunehmen und auszubauen.
Im April 2020 haben wir eine Vertriebspartnerschaft mit Maruho für ausgesuchte asiatische Märkte bekanntgegeben. Mit dieser Partnerschaft können wir mit geringen Kosten und geringen Geschäftsrisiken langfristig Erlöse generieren und auch in diesen zusätzlichen Märkten von dem Marktpotenzial von Ameluz profitieren. Die Partnerschaft erlaubt es uns, zusätzliche geografische Märkte zu erschließen und gleichzeitig unsere Ressourcen auf die für uns wichtigsten Märkte USA und Europa zu konzentrieren.
www.4investors.de: Auf der kommenden Hauptversammlung von Biofrontera sollen eine Reihe von Kapitalmaßnahmen beschlossen werden. Warum werden Sie der Hauptversammlung insgesamt gleich drei Kapitalmaßnahmen empfehlen und würde die Umsetzung dieser Maßnahmen den mittelfristigen Kapitalbedarf von Biofrontera decken?
Lübbert: Das ist richtig. Es geht um eine ordentliche Kapitalerhöhung, ein Genehmigtes Kapital sowie die Möglichkeit Pflichtwandelanleihen ausgeben zu können, also ein sogenanntes Bedingtes Kapital. Diese unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten sollen uns erlauben, flexibel auf die Marktgegebenheiten zu reagieren.
Angesichts der angestrebten langfristigen Unternehmensentwicklung hat sich die Verwaltung der Biofrontera AG dazu entschlossen, der Hauptversammlung am 28. Mai 2020 eine ordentliche Kapitalerhöhung von bis zu 20 Prozent des Aktienkapitals vorzuschlagen. Diese Kapitalerhöhung ist für die Biofrontera AG und für ihre künftige Entwicklung von entscheidender Bedeutung.
Derzeit ist die Liquidität der Gesellschaft gesichert. Was aber schon jetzt deutlich wird: die Biofrontera AG benötigt weitere finanzielle Mittel, um die Marktpotenziale ihrer Produkte gezielt ausschöpfen zu können sowie zur nachhaltigen Absicherung des laufenden Geschäftsbetriebs. Dazu streben wir die ordentliche Kapitalerhöhung an. Diese ermöglicht Aktivitäten zur Beschleunigung des Umsatzwachstums und damit zugunsten eines nachhaltigen Aufschwungs des Aktienkurses der Biofrontera AG. Nur durch schnelles Umsatzwachstum kann die Biofrontera AG dauerhaft zu dem im vergangenen Jahr bereits kurzfristig dagewesenen Marktwert zurückkehren. Ich bin davon überzeugt, dass die Gesellschaft zudem das Potenzial hat, über diese Bewertung hinaus noch weiter zu wachsen.
Das angestrebte Genehmigte Kapital würde die Biofrontera AG bei einem weiteren unvorhergesehenen Kapitalbedarf zusätzlich absichern. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der rechtlichen Auseinandersetzungen mit DUSA in den USA relevant, aber auch die Covid-19-Krise zeigt eindrücklich, vor welche Unwägbarkeiten Unternehmen gestellt werden können.
Die von der Deutsche Balaton AG vorgeschlagene Ausgabe von Pflichtwandelanleihen mag sich unter bestimmten Umständen als ergänzendes Finanzierungsinstrument für die Biofrontera AG eignen.
Die Kapitalmaßnahmen, insbesondere die ordentliche Kapitalerhöhung, würden dem Unternehmen mittelfristig ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen und Handlungsspielraum bei den strategischen Wachstumsprojekten eröffnen.
www.4investors.de: Welche konkreten Pläne verfolgen Sie mit dem Geld aus den anstehenden Kapitalmaßnahmen? In welche Bereiche wollen Sie investieren?
Lübbert: Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung ...
Den vollständigen Artikel lesen ...