FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der US-Zulassung seines Blutkrebsmedikaments Tafasitamab will das Biotechunternehmen Morphosys in mögliche weitere Einsatzmöglichkeiten investieren, um das volle Potenzial des Arzneimittels erschließen zu können. "Es wäre nicht klug, jetzt auf kurzfristige Gewinne zu setzen und nicht in weitere Behandlungsmöglichkeiten zu investieren", sagte Finanzchef Jens Holstein in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Er würde deshalb nicht davon ausgehen, dass das Mittel auf kurze Sicht für Morphosys profitabel werde.
Das Unternehmen aus dem Großraum München hatte seine Anleger am Morgen damit verschreckt, dass im zweiten Quartal ein Nettoverlust von 53,1 Millionen Euro verbucht wurde. Das Minus ist auf die geplante Vermarktung des Krebsmittels auf dem US-Markt zurückzuführen. Morphosys hat dafür eigens eine Niederlassung in dem Land eröffnet. Vorstandschef Jean-Paul Kress sagte, seit dem heutigen Donnerstag sei das Arzneimittel mit dem Markennamen Monjuvi in den USA auch erhältlich.
Monjuvi ist das erste Medikament, das Morphosys komplett in Eigenregie entwickelt und durch ein Zulassungsverfahren gebracht haben. In Europa läuft das Zulassungsverfahren noch. Vorstandschef Kress rechnet hier mit einer Marktfreigabe durch die Arzneimittelbehörde EMA im nächsten Jahr. Dort wird es dann von Morphosys-Partner Incyte vermarktet. Unter anderem dadurch hat Morphosys aktuell etwa 1 Milliarde Euro in der Kasse.
Die FDA hatte Monjuvi vor wenigen Tagen für die Zweitlinienbehandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) zugelassen, also für Patienten, bei denen die Standardtherapie versagt hat und die nicht für eine Stammzell-Transplantation infrage kommen. CFO Holstein sagte, man sei "super begeistert" über diesen Erfolg. Weitere klinische Studien laufen, unter anderem zur Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL).
Analysten taxieren das Umsatzpotenzial von Montjovi in der jetzt zugelassenen Indikation auf 500 Millionen bis 1 Milliarde Dollar. Die Morphosys-Manager wollten sich bei der Telefonkonferenz noch nicht zu einer eigenen Prognose hinreißen lassen. Das werde man aber zu gegebener Zeit nachholen, hieß es.
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August 06, 2020 09:49 ET (13:49 GMT)
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