DJ Bankaktien nach "FinCEN"-Files unter Druck
Von Frances Yoon
LONDON (Dow Jones)--Bankaktien in Europa, Asien und den USA sind wegen Geldwäsche-Enthüllungen unter Druck geraten. Dokumente aus einem Datenleck des US-Finanzministeriums unter dem Namen "FinCEN-Files", die von einem weltweiten Recherchenetzwerk ausgewertet wurden, legen Schwächen von Banken bei der Geldwäschebekämpfung offen. Die Aktie der HSBC fiel auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren. Die Deutsche Bank ist der schwächste Wert im DAX. In den USA geben die Kurse der großen Institute vorbörslich nach.
Bei den Fincen-Files handelt es sich um mehr als 2.100 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen aus den Jahren 2000 bis 2017. Das US-Onlinemedium Buzzfeed News hat die Unterlagen mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) geteilt und so eine weltweite Recherche von 110 Medien aus 88 Ländern ermöglicht. In Deutschland sind an der Recherche neben Buzzfeed WDR, NDR und die Süddeutsche Zeitung beteiligt.
"Einige der weltgrößten Geldhäuser, darunter die Deutsche Bank, JP Morgan und die HSBC, haben demnach sogar dann noch Geschäfte mit zweifelhaften Kunden gemacht, als sie in den USA bereits mangelhafte Präventionsmaßnahmen eingeräumt hatten oder wegen Geldwäsche-Verstößen sanktioniert worden waren", schreibt etwa die Süddeutsche.
Hart trifft es die Aktie der HSBC, die am Börsenplatz Hongkong um 5,3 Prozent Auf 29,30 Hongkong-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 1995 abstürzte. Bei der HSBC spielt zusätzlich die Befürchtung eine Rolle, dass China die Bank auf eine Liste mit Unternehmen setzen könnte, die eine mögliche Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen.
Die HSBC nannte die Informationen des ICIJ "historisch". Sie gingen auf die Zeit vor der Entscheidung des US-Justizministeriums zurück, dass HSBC alle Zusagen zur Geldwäscheprävention eingehalten hat. "Die HSBC ist heute ein viel sichereres Institut als 2012", teilte die Bank mit. Damals hatte sie einen Vergleich mit den US-Behörden geschlossen.
"Das ICIJ hat über eine Reihe historischer Themen berichtet", teilte auch die Deutsche Bank mit. "Soweit sie sich auf die Deutsche Bank beziehen, sind sie den Aufsichtsbehörden bekannt." Eine Mitverantwortung des heutigen Konzernchefs Christian Sewing in seiner damaligen Rolle als Leiter der Konzernrevision wies die Bank zurück. Die Aktie verliert am Nachmittag knapp 7 Prozent, allerdings in einem insgesamt schwachen Gesamtmarkt. Auch die Commerzbank, die sich 2015 gegen eine Milliardenzahlung mit den US-Behörden verglichen hatte, taucht in den Fincen-Files auf. Von ihr hieß es ebenfalls, die sie betreffenden Themenkomplexe seien allesamt bekannt. Beide Institute betonen, dass sie ihre Compliance-Prozesse seither massiv ausgebaut haben.
Die ICIJ-Artikel sorgen für Befürchtungen, dass große potenzielle Strafen auf die Institute zukommen könnten, falls die US-Behörden weitere Vergehen finden, kommentiert Daniel Tabbush, ein unabhängiger Analyst, der auf der Plattform Smartkarma publiziert, die Kursreaktionen.
Banken und andere Finanzunternehmen, die in den USA tätig sind, müssen Berichte über verdächtige Aktivitäten ihrer Kunden einreichen, wenn sie Betrug, Geldwäsche oder andere potenziell illegale Aktivitäten vermuten. Ein solcher Bericht bedeutet aber nicht automatisch, dass den Banken Fehlverhalten vorzuwerfen ist.
In den USA geben die Aktien von JP Morgan vorbörslich 4,9 Prozent nach, bei Bank of America sind es 3,8 Prozent und bei der Citigroup 4,4 Prozent.
(Mitarbeit: Yifan Wang und Matthias Goldschmidt)
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September 21, 2020 08:41 ET (12:41 GMT)
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